Stromausfälle im Wallis und Berner OberlandUnd wieder fällt das Handynetz zusammen – Bundesrat wird wohl bald durchgreifen
In den Unwetter-Regionen brach diese Woche zeitweise das Mobilfunknetz zusammen. Obwohl der Bundesrat vor über einem Jahr Vorschriften für die Telecombranche präsentierte.

- Die Mobilfunknetze in der Schweiz funktionieren bei Stromausfall vielerorts maximal eine Stunde weiter.
- Der Bundesrat erarbeitet zurzeit gesetzliche Vorgaben für die Mobilfunkanbieter Salt, Sunrise und Swisscom.
- Vorgesehen ist, dass die drei Anbieter Tausende Batterien oder Dieselgeneratoren fix installieren beziehungsweise mobile Geräte anschaffen müssten.
- Die Telecombranche kritisierte die Vorschriften in der Vernehmlassung heftig und sprach von «unrealistischen Versorgungsszenarien».
Das Szenario ist beängstigend: Draussen legen starke Schneefälle den ganzen Verkehr lahm, es fallen Bäume um, das Stromnetz bricht zusammen, das Licht geht aus. Man will sich informieren oder hat gar einen medizinischen Notfall. Doch auf dem Handydisplay erscheint: «No Service». Kein Netz.
Ein Szenario, wie es am vergangenen Donnerstag wieder Realität wurde. Aufgrund des schweren Unwetters fiel in einigen Regionen im Berner Oberland und im Wallis der Strom aus. Kurz darauf waren auch die Mobilfunknetze mehrerer Telecomfirmen teils lahmgelegt.
Denn heute laufen die Mobilfunk-Sendeanlagen in der Regel bei einem Blackout mit Batteriestrom nur gerade einmal bis zu eine Stunde weiter. Für viele kurzfristige Stromausfälle sei das ausreichend, sagt etwa die Swisscom. Eine Notstromversorgung mit Dieselaggregaten gibt es nur an Knotenpunkten, etwa in einem Teil des Mattertals.
Vielerorts bricht das Mobilfunknetz bei einem Blackout aber rasch zusammen. Das tangiert neben Notrufen auch die Möglichkeit der Bevölkerung, sich über das Internet über das Unwetter und die Folgen zu informieren. In der Region Evolène etwa fielen gemäss «Walliser Bote» ab 4 Uhr morgens alle Swisscom-Dienste aus, auch das Internet – gleichzeitig waren die Strassen nicht befahrbar, die Bevölkerung war von der Aussenwelt abgeschnitten.
Bundesrat fordert Batterien und Notstromaggregate
Der Bundesrat adressierte das Problem schon vor über einem Jahr und verlangte Anpassungen. Im November 2023 schickte er eine entsprechende Revision der Verordnung über Fernmeldedienste in die Vernehmlassung. Darin hielt er fest, dass die drei Mobilfunkkonzessionärinnen Swisscom, Salt und Sunrise ihre Netze auch bei einem Stromausfall betriebsfähig halten müssen.
Die Regierung will sie dazu verpflichten, Tausende Batterien und Dieselgeneratoren zu installieren. Damit soll die mobile Kommunikation für 72 Stunden ununterbrochen möglich sein, bei zyklischen (also wiederholten) Unterbrüchen gar bis 14 Tage. Gemäss Bundesrat soll bei einem Blackout neben Notrufen und öffentlichem Telefondienst auch der Zugang zum Internet gewährleistet werden. Ausgenommen wären Videodienste. Der Bundesrat schätzt die Kosten auf 145 Millionen Franken im Jahr.

In der Branche fielen diese Vorgaben durch. Der Schweizerische Verband der Telekommunikation (Asut) nannte sie vergangenes Jahr eine «Luxuslösung». Er kritisierte, dass der Bundesrat von «unrealistischen Versorgungsszenarien» ausgehe und die Änderungen «in der Praxis nicht umsetzbar» seien. Nur schon aus Platzgründen: Die Tausenden Notstromaggregate, die der Bundesrat fordert, benötigten ausreichend Platz in Gebäuden oder Stellflächen ausserhalb. Hierfür braucht es gemäss Asut in den meisten Fällen das Einverständnis der Eigentümer. Und bauliche Anpassungen.
Auch die Kosten, die gemäss dem Verband um einiges höher als die vom Bundesrat geschätzten 145 Millionen im Jahr liegen dürften, will die Branche nicht allein tragen.
Die Swisscom hielt in der Vernehmlassung entgegen, dass die vom Bundesrat geforderten Massnahmen «überdimensioniert» seien und Dieselaggregate nicht nachhaltig. Denn schon heute betreibt die Swisscom, wie anfangs erwähnt, Notstromaggregate, wo sich auch logistische Schwierigkeiten zeigen. So müssen sie etwa alle vier bis sechs Stunden neu betankt werden – bei einem heftigen Schneefall und gesperrten Strassen kann das schwierig werden.
Das Telecomunternehmen erwägt eigene Verbesserungen der Stromautonomie. Indem Anlagen etwa durch neueste Batterietechnologie bis zu vier Stunden weiterlaufen könnten.
«Vorschriften werden kommen»
Angesprochen auf die neuerlichen Mobilfunkausfälle, bekräftigt das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) den «Handlungsbedarf», insbesondere hinsichtlich des Funktionierens von Notrufen.
Nach der heftigen Kritik aus der Branche lud Albert Rösti letzten Juni zu einem runden Tisch. Dabei ging es insbesondere darum, zu klären, wie lange die Netze bei einem Stromausfall weiter funktionieren müssen. Gemäss einem Sprecher der Swisscom stehen die erwähnten vier Stunden mittels der neuesten Batteriegeneration im Raum.
Inwiefern der Bundesrat jedoch von seiner «Luxuslösung», wie sie die Branche nannte, abrücken wird, ist offen. Die Revision liegt zurzeit beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung.
Klar ist: Die Branche wird weiter unter Druck kommen. Gemäss Bakom-Sprecher Francis Meier laufen zurzeit auch Diskussionen über eine sogenannte Härtung der Mobilfunknetze bei Strommangellagen. «Vorschriften zur Härtung werden folglich kommen», sagt Meier. «Wir gehen davon aus, dass der Bundesrat sie in diesem Jahr verabschieden wird.»
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