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Unwetter in der Karwoche
Der «perfekte Sturm» trifft auf Italien – mit Folgen bis ins Wallis

Gewitterfront über dem Mittelmeer an der Amalfiküste nahe Salerno, mit Blitzeinschlag und stürmischen Wellen, September 2022.
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In Kürze:
  • Ein Tiefdruckgebiet bringt sintflutartige Regenfälle mit bis zu 250 Litern pro Quadratmeter.
  • Meteo Schweiz hat für mehrere Walliser Regionen die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen.
  • Der italienische Katastrophenschutz warnt vor Sturzfluten und Überschwemmungen.

Statt mit Wärme und Sonne bekommen es Italienreisende zu Beginn der Osterfeiertage mit sintflutartigem Regen und heftigen Windböen zu tun. Betroffen ist praktisch die gesamte Alpensüdseite: also Venetien, Südtirol, Lombardei, Veltlin, Tessin, Piemont, Ligurien, die Emilia-Romagna und auch noch Teile der Toskana. Stürmisches und nasses Wetter überzieht zudem auch die Inseln Korsika und Sardinien.

Für das Piemont hat die nationale italienische Wetterbehörde sogar die höchstmögliche Unwetterwarnstufe vier erlassen.

Von Meteo Schweiz war bereits gestern eine vergleichbare Warnung für die Simplonregion, das Obergoms und das Mattertal veröffentlicht worden. Gemäss Prognostiker Alex Giordano von Meteo Schweiz handelt es sich um ein sehr aussergewöhnliches Ereignis. «Die höchste Warnstufe 5 haben wir seit der Einführung der aktuellen Warnkriterien bisher erst wenige Male herausgegeben», betont er.

Enorme Niederschlagsmengen erwartet

Problematisch sind vor allem die teils extremen Niederschlagsmengen. Die Wetterdienste gehen davon aus, dass verbreitet bis zu 250 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 bis 48 Stunden herunterkommen wird. Das ist das Zwei- bis Dreifache dessen, was in vielen dieser Regionen normalerweise im gesamten Monat April zu erwarten ist.

Allerdings könnten die effektiven Niederschlagsmengen gebietsweise sogar noch höher ausfallen. Das Wettermodell Icon2 berechnet beispielsweise in einem Streifen zwischen dem Aostatal, der Simplonregion und den Lepontinischen Alpen bis am späten Donnerstagabend 300 bis fast 500 Liter Regen pro Quadratmeter. «Wir gehen allerdings davon aus, dass diese Mengen zu hoch angesetzt sind», sagt Alex Giordano.

Niederschlagskarte der Schweiz und angrenzender Regionen, zeigt intensive Regenfälle in der Westschweiz mit Farbskala von Gelb bis Lila. Städte wie Bern, Genf und Lausanne sind markiert.

«Das sind wirklich bemerkenswerte Regenmengen», sagt dazu auch Meteorologe Stefano Rossi vom italienischen Wetterdienst Il Meteo. Er gibt darüber hinaus zu bedenken, dass gebietsweise enorme Mengen in einem sehr kurzen Zeitraum fallen könnten. Dies deshalb, weil in die Regengebiete auch Gewitter eingelagert sind, die erfahrungsgemäss für wesentlich höhere Niederschlagsspitzen sorgen.

Das gelte vor allem für den Nordwesten Italiens, aber auch für Ligurien und die westliche Lombardei. Tatsächlich entluden sich bereits im Verlauf des frühen Mittwochnachmittags erste kräftige Gewitter in diesen Regionen.

Wetterlagen, die solche Niederschlagssummen bringen, laufen in der Regel nicht glimpflich ab. Der italienische Katastrophenschutz (Protezione Civile) warnt daher speziell in den genannten Regionen vor Sturzfluten, Überschwemmungen und Murgängen. Schäden an der Infrastruktur und Verkehrsbehinderungen seien zu befürchten.

Feuchtigkeit staut sich an den Bergen

Verantwortlich für diese Unwettergefahr ist ein Tiefdruckgebiet, das im Verlauf des Mittwochs von Frankreich her ins westliche Mittelmeer gezogen ist. Dieses Tief nimmt über dem Meer sehr warme und feuchte Luft auf und schaufelt diese nordwärts. Weil über Norditalien und dem Alpenraum eine kräftige südöstliche Höhenströmung herrscht, staut sich die Feuchtigkeit an den Bergen.

Gleichzeitig zieht von Norden her eine Kaltfront zu den Alpen, die aber im Bereich des Alpenhauptkamms nicht mehr weiter vorankommt, also sozusagen stationär wird. Dadurch entwickelt sich eine sogenannte Gegenstromlage. Das bedeutet: Die feuchtwarme Luft aus Süden gleitet über die kältere Luft auf der Alpennordseite.

Das sorgt nochmals für eine Intensivierung der Niederschläge. «Aus meteorologischer Sicht haben wir es mit dem perfekten Sturm zu tun», sagt Alex Giordano von Meteo Schweiz. Hilfreich dürfte laut ihm sein, dass die Schneefallgrenze im Oberwallis und auch im Berner Oberland wegen der aus Norden einfliessenden Kaltluft und der Niederschlagsabkühlung phasenweise bis auf den Talgrund absinken wird. Ein erheblicher Teil des Niederschlags werde dadurch also in fester Form als Schnee gebunden und komme nicht sofort in den Abfluss.

Karte der Schneefallgrenzen in der Schweiz am 16. April 2025, mit Höhenangaben in Metern und verschiedenen Farbcodierungen für unterschiedliche Höhenbereiche.

Das gilt aber in erster Linie für die Gebiete nördlich des Alpenhauptkammes. Auf der italienischen Seite wird die Schneefallgrenze während des gesamten Zeitraums voraussichtlich deutlich höher liegen – und damit wird auch viel mehr Wasser durch die Bäche und Flüsse talwärts fliessen. Die Böden können derartige Summen ohnehin nicht aufnehmen.

Eine Entspannung der Situation erwarten die Wetterdienste im Verlauf des Karfreitags. Dann verlagert sich das Unwettertief unter deutlicher Abschwächung Richtung Mitteleuropa.

Die Pause dürfte allerdings nur von kurzer Dauer sein. Bereits auf das Osterwochenende hin nimmt das nächste Sturmtief Kurs Richtung westliches Mittelmeer. Es könnte sich also erneut eine Staulage auf der Alpensüdseite einstellen. Gemäss Alex Giordano wird dieses Tief aber vermutlich schwächer sein als sein Vorgänger und nicht mehr derart extreme Niederschläge auslösen.