Sturm im Wallis und Berner OberlandSchneemassen blockieren Strassen, diverse Stromausfälle
Zermatt ist von der Aussenwelt abgeschnitten. Energieversorgern macht der «heftige und teilweise sehr nasse Schneefall» zu schaffen.

- Das Tief Hans bringt viel Regen und Schnee mit sich und hat zu Stromausfällen in Walliser und Berner Berggemeinden geführt.
- Die Matterhorn-Gotthard-Bahn stellte den Betrieb zwischen Visp und Zermatt ein.
- Rund um Brig werden bis Donnerstagabend bis zu 250 Millimeter Niederschlag erwartet.
- Für weite Teile des Kantons Wallis und des Berner Oberlands gilt die zweithöchste Unwetterwarnstufe, im Südosten des Wallis die höchste Stufe.
In der Nacht auf Donnerstag ist es infolge des heftigen Unwetters in zahlreichen Gemeinden im Wallis zu Stromausfällen gekommen, wie der regionale Stromversorger auf seiner Website informiert. Auch im Berner Oberland waren etliche Gemeinden im Dunkeln. Vom Blackout waren am Donnerstagmorgen unter anderem das Kandertal und Teile des Simmentals betroffen, wie einer Karte von BKW zu entnehmen ist.
«Die Unterbrüche im Oberland sind in der Tat auf den heftigen und teilweise sehr nassen Schneefall zurück zu führen», lässt die BKW-Medienstelle wissen. Äste könnten dadurch abbrechen und in Leitungen zu Kurzschlüssen führen. Es könne auch schlicht aufgrund der grossen Schneelast auf den Leitungen zu Berührungen kommen, die Kurzschlüsse nach sich ziehen.

Der TCS meldet, dass die Hauptstrasse zwischen Frutigen und Adelboden in beiden Richtungen gesperrt ist. Gleiches gelte für die Strasse zwischen Zweilütschinen und Grindelwald. Der Autoverlad Kandersteg ist geschlossen.
Wegen des ergiebigen Regen- und Schneefalls hat sich zudem die Strassen- und Schienensituation im Wallis in der Nacht auf Donnerstag weiter verschärft. Die Simplon-Passstrasse sei wegen starker Schneefälle in beide Richtungen gesperrt, meldete der Verkehrsdienst TCS.
Ab Betriebsbeginn ist auch die Strecke zwischen Visp und Zermatt unterbrochen, teilte die Matterhorn-Gotthard-Bahn auf dem Kurznachrichtendienst X mit. Es bestünden derzeit keine Reisemöglichkeiten von und nach Zermatt, hiess es weiter.
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Auch zu anderen Walliser Gemeinden gibt es kein Durchkommen; laut «Blick» ist namentlich Leukerbad von der Aussenwelt abgeschnitten.
Die SBB meldeten am Donnerstagmorgen überdies einen Streckenunterbruch auf der alten Lötschbergstrecke zwischen Frutigen und Kandersteg.

Laut dem Naturgefahrenportal des Bundes gilt für weite Gebiete des Kantons Wallis und für das südliche Berner Oberland die zweithöchste Gefahrenstufe.
Viel Niederschlag bis Donnerstagabend
Für die Region rund um Brig und Naters wurde gar die höchste Gefahrenstufe ausgerufen: Vom Saastal über das Simplon bis zum Binntal würden bis Donnerstagabend zwischen 150 und 250 Millimeter Niederschlag erwartet, schreibt Meteo Schweiz. Der Schnee drohe Verkehrswege zu blockieren, abbrechende Äste und umstürzende Bäume werden zur Gefahr. Wegen möglicher Murgänge soll man sich von Bachläufen strikt fernhalten, so die Bundesbehörden.
(Lesen Sie zum Thema: Der «perfekte Sturm» trifft auf Italien – mit Folgen bis ins Wallis.)
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Der Gründonnerstag gestalte sich in der ganzen Schweiz bewölkt und vor allem im Wallis, Berner Oberland und im Süden häufig nass, schreibt Meteonews. Schnee falle im Osten ab rund 2000 Metern, im Wallis und Berner Oberland gebe es am Morgen Schnee bis in die Täler. Die Schneefallgrenze ist in der Nacht auf Donnerstag gesunken.

«20 Minuten» berichtet von zwei Touristen aus den USA, die in Zermatt gestrandet sind: James und Daniel seien aus ihren Hotels ausgeschlossen worden – da der elektronische Schlüsselcode wegen des Stromausfalls nicht mehr funktioniere. Weil kein Hotelpersonal vor Ort war, verbrachten die beiden Touristen die Nacht zunächst in einer Bar und dann am Bahnhof Zermatt, schreibt die Pendlerzeitung.
Züge nach Mailand fallen aus
Die Regenfälle in der Südwestschweiz hatten am Mittwoch eingesetzt. Laut den SBB sind die Zugverbindungen zwischen Brig und Mailand unterbrochen. Züge zwischen Domodossola und Mailand können nicht fahren.
Der Bahnverkehrsinfo zufolge besteht die Einschränkung voraussichtlich bis mindestens Donnerstagmittag. Reisende zwischen Basel SBB und Milano Centrale sollen über Arth-Goldau reisen, heisst es in der Meldung. Selbiges gilt für Reisende ab Bern nach Italien. Passagiere zwischen Brig und Milano Centrale reisen via Zürich HB.
Strasse ins Bavonatal gesperrt
Auch im Tessin wurden Vorbereitungen getroffen. Wegen der vorausgesagten starken Niederschläge haben die Behörden am späten Mittwochnachmittag die Strasse ins Bavonatal gesperrt. Laut Alertswiss, dem Warndienst des Bundes, galt die Sperrung ab 18 Uhr bis auf Weiteres.
Demnach war ab dem frühen Mittwochabend die Kantonsstrasse ins Bavonatal ab der Höhe von Cavergno für den Verkehr gesperrt. Dies sei eine vorsorgliche Massnahme, heisst es auf Alertswiss.
Die intensiven Niederschläge dauern voraussichtlich bis Donnerstagnachmittag an und betreffen im Tessin laut Informationen von Meteo Schweiz besonders das westliche Maggiatal, das Onsernonetal sowie das Centovalli. In Teilen des Tessiner Maggiatals fielen seit Dienstagabend zwischen 60 bis 90 Millimeter Regen. Für diese Regionen gilt die Warnstufe 2 des Bundes.

Erst am vergangenen Samstag war die Strasse in das Seitental des Maggiatals nach monatelanger Schliessung wieder für den Verkehr geöffnet worden. Beim Unwetter vom 29. Juni 2024 wurden im Bavonatal acht Häuser zerstört, daneben wurden Wasserleitungen, verschiedene Mauern und Teile von Landwirtschaftsbetrieben beschädigt. Sieben Menschen verloren bei dem Unwetter ihr Leben.
Dauerregen und Schnee im Oberwallis
Die starken Niederschläge im Oberwallis und den angrenzenden Regionen dürften nach Angaben von Meteo Schweiz vom frühen Mittwochabend in den darauf folgenden Stunden ihren Höhepunkt erreichen. Für das Saastal, das Simplongebiet und das Binntal gilt die höchste Warnstufe für Unwetter.
Dort rechnen die Meteorologen bis Donnerstagabend mit Niederschlägen zwischen 150 und 250 Millimetern. Die Neuschneemengen oberhalb 2000 Metern erreichen 60 bis 120 Zentimeter, lokal bis 150 Zentimeter. In den angrenzenden Regionen mit einer Warnung der Stufe 4 werden Niederschläge zwischen 80 und 150 mm Regen und oberhalb von 1500 Metern 40 bis 60 Zentimeter Neuschnee erwartet.
Feuchte Luft vom warmen Mittelmeer
In den übrigen Warnregionen mit der Stufe 3 im Wallis sowie im Berner und Urner Oberland dürften die Niederschläge ähnlich stark ausfallen. Das Tessin und das Misox bleiben laut Meteo Schweiz, dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, am Rande betroffen.
Das Tiefdruckgebiet, das zunächst über der Iberischen Halbinsel lag, werde sich bis Donnerstag intensivieren und ein weiteres Tief südlich der Alpen antreiben, das Tief Hans, hiess es im Wetterblog von Meteo Schweiz. Besonders markant sei die Feuchtezufuhr aus dem überdurchschnittlich warmen Mittelmeer.
Gefahr durch Lawinen
Mit dem Dauerregen und den intensiven Schneefällen steigt auch die Lawinengefahr. Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) rief für einen grossen Teil des Wallis und die angrenzenden Gebiete bis Donnerstag die zweithöchste Warnstufe 4 aus.
Das SLF warnte vor zahlreichen grossen und sehr grossen trockenen Lawinen in höheren Lagen als auch vor mittleren bis grossen Nassschneelawinen in tieferen Lagen. Exponierte Verkehrswege seien gefährdet, hiess es. Im Wallis warnten die Behörden zudem vor Überschwemmungen, Felsstürzen und Erdrutschen.
Weitere Informationen zur aktuellen Lage finden Sie in unserem Wetter-Ticker.
SDA/oli/bor
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