Swissmedic-Entscheid ist daSchweiz lässt ersten Covid-Impfstoff für Jugendliche ab 12 Jahren zu
Das Mittel von Pfizer/Biontech hat die Zulassung bekommen. Trotzdem dürfte es mit einem Impfschutz für Junge vor den Sommerferien eng werden.
Swissmedic hat am Freitag den Impfstoff von Pfizer/Biontech für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren freigegeben. Sie habe das Gesuch «sorgfältig geprüft» und könne die befristete Zulassung für diese Personengruppe erweitern, teilt die Zulassungsbehörde mit.
Bevor es in der Schweiz mit den Impfungen beginnen kann, muss die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) entscheiden, ob und unter welchen Umständen sie Pfizer/Biontech bei Teenagern auch zum Einsatz empfiehlt. «Die EKIF arbeitet an einer Empfehlung zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit», sagt EKIF-Präsident Christoph Berger. Fällt die Empfehlung positiv aus, dürften es sich die Jugendlichen «vermutlich ab Mitte Juli impfen lassen», erklärte Virginie Masserey, die beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) für die Impfstoffbeschaffung zuständig ist, am Dienstag. Die Impfung lasse sich problemlos bewerkstelligen, da genügend Dosen vorhanden sein würden.
Für die Sommerferien wird es knapp
Für die Sommerferien dürfte die Zeit kaum reichen: Auch bei Teenagern braucht es zwei Impfungen mit einem Abstand von rund drei Wochen, um den vollen Schutz zu erzielen.
Die Impfung ist freiwillig. Das heisst, Teenager und nicht ihre Eltern bestimmen, ob sie die Injektionen erhalten oder nicht. Voraussetzung ist, dass die Jugendlichen als urteilsfähig befunden werden, wovon ab 15 Jahren in der Regel ausgegangen wird.
Jüngere, nämlich Kinder unter 12 Jahren, werden dieses Jahr nicht mehr gegen Covid geimpft werden können. Die klinischen Studien dazu haben erst begonnen, mit ersten Ergebnissen wird erst für Anfang 2022 gerechnet. Erst dann kann überhaupt ein Zulassungsantrag gestellt werden.
100 Prozent Wirksamkeit bei Jugendlichen
In den USA und in Kanada werden Personen über 12 Jahren schon seit Anfang Mai geimpft. In der Europäischen Union ist der Impfstoff von Pfizer/Biontech erst vor acht Tagen für Teenager freigegeben worden.
Der Impfstoff der Pharmafirmen Pfizer/Biontech übertrifft bei Jugendlichen mit einer Wirksamkeit von 100 Prozent diejenige bei Erwachsenen. Das hat eine klinische Studie bei mehr als 2200 Jugendlichen ergeben, von denen die Hälfte den Impfstoff und die andere Hälfte ein Scheinpräparat gespritzt bekam. 100 Prozent Wirksamkeit heisst in diesem Fall, dass keine einzige junge Testperson, die den Impfstoff bekommen hatte, an Covid-19 erkrankte, in der Kontrollgruppe ohne Impfstoff waren es hingegen 16.
Als Nebenwirkungen traten bei den geimpften Jugendlichen hauptsächlich Schmerzen an der Einstichstelle auf, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Die Reaktionen seien also identisch mit denen bei Erwachsenen, heisst es.
Dünne Datenlage
In der EU, wo der Impfstoff bereits zugelassen ist, gibt es Kritik. Schliesslich sei diese Studie, die als Grundlage für den Zulassungsbescheid für Jugendliche diente, mit nur 2200 Probanden klein. Dagegen beruht die Studie für die Erwachsenen auf Daten von über 43’500 Personen. Zudem stellen Experten die Frage, ob bei den Jugendlichen die Kosten-Nutzen-Abwägung nicht eine andere sei. Immerhin zeige eine Covid-19-Erkrankung bei dieser Personengruppe nur äusserst selten einen schweren Verlauf.
Auch ethische Fragen werden diskutiert, denn von der Impfung von Kindern und Jugendlichen profitierten nicht unbedingt in erster Linie die Betroffenen. Aber die Jüngeren seien zur Bekämpfung der Pandemie wichtig. So müssten, um eine Herdenimmunität zu erreichen, schätzungsweise 80 Prozent der Bevölkerung durch eine Impfung oder durchgemachte Erkrankung immun sein. Erst dann könnten auch Personen, die sich nicht impfen lassen wollen oder können, durch die Herdenimmunität geschützt werden. Dieser hohe Anteil ist in der Bevölkerung aber nur erreichbar, wenn auch ein Teil der Jugendlichen und später auch der Kinder geimpft werden – oder durch eine Infektion immun werden.
Moderna will nachziehen
Auch der mRNA-Impfstoff-Mitstreiter Moderna steht mit einem Impfstoff für Teenager in den Startlöchern. Die Firma berichtete Ende Mai in einer Pressemitteilung von Ergebnissen aus einer Studie mit über 3700 jugendlichen Testpersonen im Alter von 12 bis unter 18 Jahren. Von den Zweidritteln, die den Impfstoff bekamen, sei niemand an Covid-19 erkrankt, in der Kontrollgruppe waren es vier Personen. Damit sei auch der Moderna-Impfstoff zu 100 Prozent wirksam. Die Studienergebnisse sind aber noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht.
Neben den beiden mRNA-Impfstoffherstellern Biontech/Pfizer und Moderna, derern Mittel in der Schweiz im Einsatz sind, testen auch die Firmen AstraZeneca und Johnson & Johnson ihre sogenannten viralen Vektorimpfstoffe an Kindern und Jugendlichen.
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