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Konfliktherd Naher Osten
Iran und Pakistan beschiessen sich mit Raketen – droht jetzt noch ein Krieg?

A handout picture provided by the Iranian Army media office on October 28, 2023 shows missiles being launched during a military drill in the Isfahan province in central Iran. (Photo by Iranian Army office / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / HO /IRANIAN ARMY MEDIA OFFICE" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
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Der Iran hat mit Raketen und Drohnen Ziele in Pakistan angegriffen. Warum?

Die Attacke habe der radikalsunnitischen Separatistengruppe Jaish al-Adl gegolten, berichteten iranische Staatsmedien am Dienstagabend. Zwei wichtige Stützpunkte der Extremisten seien zerstört worden. Die Gruppe Jaish al-Adl soll in den letzten Wochen im Südostiran zwei Anschläge verübt haben – dem Iran ging es also um eine militärische Vergeltungsaktion.

Gemäss Behördenangaben aus Pakistan kamen bei den iranischen Militärschlägen in den Bergen der westpakistanischen Provinz Belutschistan zwei Kinder ums Leben, drei weitere erlitten Verletzungen. Zudem sei eine Moschee, rund 50 Kilometer von der Grenze des Iran entfernt, beschädigt worden. Wie aus einer Telegram-Mitteilung der Sunnitenmiliz Jaish al-Adl hervorgeht, sollen Wohnhäuser getroffen und Familienmitglieder getötet worden sein.

Welche Ziele verfolgt Jaish al-Adl?

Die 2012 gegründete Gruppe Jaish al-Adl, wörtlich übersetzt «Armee der Gerechtigkeit», kämpft gemäss eigenen Angaben für Unabhängigkeit in der iranischen Provinz Sistan und Belutschistan. Die meisten Bewohner von Belutschistan sind Sunniten, die Shia ist dagegen die Staatsreligion des Mullah-Staats Iran. Zwischen Schiiten und Sunniten gibt es immer wieder Konflikte. Als geografische Region erstreckt sich Belutschistan über den Südosten des Iran, den Süden Afghanistans und den Südwesten Pakistans, wo Jaish al-Adl Rückzugsgebiete haben soll.

Der Iran verdächtigt das grossmehrheitlich sunnitische Pakistan, Aufständische zu beherbergen. Jaish al-Adl hat in den letzten zehn Jahren Bombenanschläge im Iran und Entführungen iranischer Grenzpolizisten für sich reklamiert. Wie der Iran stufen auch die USA Jaish al-Adl als Terrororganisation ein. Der Iran bekämpft seit Jahren die sunnitischen Extremisten in seinen Grenzgebieten – aber seine Raketen- und Drohnenangriffe in Pakistan, das eine Atommacht ist, sind ein Novum.

Wie hat Pakistan auf die iranischen Angriffe auf sein Staatsgebiet reagiert?

Das Aussenministerium in Islamabad verurteilte die «unprovozierte Verletzung» seines Luftraums und drohte dem Iran mit «ernsthaften Konsequenzen». Pakistan hat seinen Botschafter aus Teheran abgezogen. Zudem darf der Botschafter des Iran, der sich derzeit in seinem Heimatland aufhält, bis auf weiteres nicht nach Pakistan zurückkehren. Schliesslich haben die Pakistaner alle in den nächsten Tagen geplanten bilateralen Treffen auf hoher Ebene ausgesetzt.

Am frühen Donnerstagmorgen folgten dann auch militärische Konsequenzen: Pakistan hat mit einem Raketenangriff Ziele in der iranischen Provinz Sistan und Belutschistan beschossen. Der Militärschlag habe der Sunnitengruppe Dschaisch al-Adl gegolten, wie das pakistanische Aussenministerium bekannt gab. Laut der iranischen Nachrichtenagentur Irna kamen dabei drei Frauen und vier Kinder ums Leben.

Iranian Foreign Minister Hossein Amirabdollahian speaks during a joint press conference with his Lebanese counterpart Abdallah Bouhabib in Beirut, Lebanon, Thursday, April 27, 2023. (AP Photo/Hassan Ammar)

Erst am Dienstag hatten sich der iranische Aussenminister Hussein Amirabdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwaarul Haq Kakar beim Weltwirtschaftsforum in Davos getroffen. Der Aussenminister des Iran hat mittlerweile die Angriffe gegen Jaish al-Adl verteidigt. «Wir respektieren die Souveränität und die territoriale Integrität Pakistans, aber wir werden den Extremisten nicht erlauben, mit der nationalen Sicherheit unseres Landes zu spielen.» Und weiter: «Kein Staatsbürger unserer Nachbarn, Freunde und Brüder in Pakistan, wurde durch Drohnen und Raketen ins Ziel genommen.» Der Angriff habe stattdessen «nur Terroristen gegolten, die im Grenzgebiet Unterschlupf suchen», sagte Amirabdollahian am Mittwoch am Rande des WEF in Davos.

Wie waren bisher die Beziehungen zwischen dem Iran und Pakistan?

In der jüngeren Vergangenheit haben der Iran und Pakistan gemeinsame Projekte in die Wege geleitet. Die Marinen beider Länder hielten kürzlich zusammen Übungen ab. Zudem sollen Teheran und Islamabad sich darauf verständigt haben, gemeinsam gegen militante Gruppen beider Länder vorzugehen. Sowohl der Iran als auch Pakistan sind oft Schauplatz von Terroranschlägen. Die zuletzt positiven bilateralen Beziehungen sind durch die jüngsten Militäraktionen nun wieder angeschlagen.