Anschläge in PakistanIran greift Extremisten in Pakistan mit Raketen an
Die Revolutionsgarden haben erstmals Stützpunkte der Gruppe Jaish al-Adl aus der Luft angegriffen. Dabei sind laut Pakistans Regierung zwei Kinder gestorben.
Der Iran hat laut einem Bericht staatlicher Medien Stellungen einer militanten Gruppe in Pakistan angegriffen. Bei den Zielen handele es sich um Stützpunkte der militanten Gruppe Jaish al-Adl, berichteten die Nachrichtenagentur Irna und das staatliche Fernsehen. Eingesetzt worden seien am Dienstag Raketen und Drohnen. Nach pakistanischen Angaben wurden bei den Angriffen zwei Kinder getötet und drei weitere verletzt. Das Aussenministerium in Islamabad sprach von einer nicht provozierten Verletzung des pakistanischen Luftraums.
Einige der Berichte verschwanden kurze Zeit später wieder aus den staatlichen Medien. Die halbamtlichen Nachrichtenagenturen Fars und Tasnim veröffentlichten am Abend noch fast identische Berichte auf ihren Websites. Press TV, der englischsprachige Arm des iranischen Staatsfernsehens, schrieb den Angriff später der paramilitärischen Revolutionsgarde zu.
Den Berichten zufolge ereigneten sich die Anschläge in den Bergen der pakistanischen Provinz Baluchistan, die seit mehr als zwei Jahrzehnten Schauplatz kleinerer Aufstände von Nationalisten ist. Die Nationalisten forderten ursprünglich einen Anteil an den Ressourcen der Provinz, begannen aber später einen Aufstand für die Unabhängigkeit. Aus pakistanischen Sicherheitskreisen verlautete, bei den iranischen Angriffen sei eine Moschee im Bezirk Panjgur in Baluchistan beschädigt worden, etwa 50 Kilometer von der iranischen Grenze entfernt.
Die Jaish al-Adl, wörtlich übersetzt «Armee der Gerechtigkeit» ist eine 2012 gegründete sunnitische Extremistengruppe, die hauptsächlich jenseits der Grenze in Pakistan aktiv ist. Der Iran hat in der Vergangenheit Mitglieder der Gruppe in den Grenzgebieten bekämpft, aber ein Raketen- und Drohnenangriff in Pakistan wäre ein Novum. Die Extremisten haben in der Vergangenheit Bombenanschläge und Entführungen iranischer Grenzpolizisten für sich reklamiert.
Das pakistanische Aussenministerium rügte die Angriffe in scharfer Form. Pakistan verurteile aufs Schärfste die Verletzung seines Luftraums durch den Iran, bei der zwei unschuldige Kinder getötet und drei Mädchen verletzt worden seien, hiess es in einer Mitteilung des Ministeriums. «Diese Verletzung der pakistanischen Souveränität ist völlig inakzeptabel und kann schwerwiegende Folgen haben.» Der Terrorismus sei eine Bedrohung für alle Länder in der Region, die ein koordiniertes Vorgehen erfordere. Einseitige Handlungen stünden nicht im Einklang mit guten nachbarschaftlichen Beziehungen und könnten das bilaterale Vertrauen ernsthaft untergraben.
Angriff während WEF-Gesprächen
Der Angriff ereignete sich, während der iranische Aussenminister Hussein Amirabdollahian am Rand des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos mit dem geschäftsführenden pakistanischen Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar zusammentraf. Worüber die Männer sprachen, war nicht klar.
Der Iran verdächtigt seit langem das mehrheitlich sunnitische Pakistan, Aufständische zu beherbergen, möglicherweise auf Geheiss seines regionalen Erzrivalen Saudi-Arabien. Der Iran und Saudi-Arabien erreichten jedoch im vergangenen März eine von China vermittelte Entspannung ihrer Beziehungen.
DPA
Fehler gefunden?Jetzt melden.