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Meinung

Mamablog: Ferien mit Familie
«Haben wir was zu essen da?»

Laut, lauter, Familienferien! Wer gar mit anderen Familien verreist, sollte Ohrenstöpsel einpacken.
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Was Ferien angeht, bin ich idealistisch. Ich rechne damit, dass ich ausschlafen und sünnelen werde, wir wenig streiten und uns danach alle noch heisser lieben. Ich nehme vier Romane mit (was wirklich an Realitätsverlust grenzt) und halte mich von Wetter-Apps fern, um mir die Vorfreude nicht zu versauen. So muss ich dann auch für jedes Wetter packen. Diesen Frühling sagte mein Mann zum ersten Mal in zehn Jahren nicht: «Läck, das ist aber viel. Mal schauen, ob alles ins Auto passt!» In den zehn Jahren hats immer gepasst – aber Hauptsache gesagt.

Immerhin mal keine Termine

Tief in mir drin weiss ich, dass Ferien nie so werden, wie ich sie mir ausmale. Das war auch vor den Kindern so. Immerhin mal keine Termine. Ansonsten werden lediglich der Alltag und die Hauptfiguren in eine andere – bestenfalls schönere – Kulisse gesetzt. Um die Notwendigkeit der Erholung zu unterstreichen, wird der ganze Haushalt auf den Kopf gestellt, durchgekämmt, ausgemistet, im Vorbeiweg noch geputzt und entsorgt und eine Woche später dann alles rückwärts. Ich kann nicht anders, ich bin die Tochter meiner Mutter.

Da will man auf dem Ausflug schön französisch essen gehen und verdrückt stattdessen lampige Pommes.

Was wir auch gerne wie unsere Eltern machen, ist, mit anderen Familien zu verreisen. Die Kinder sind beschäftigt und die Erwachsenen können sich gegenseitig etwas entlasten. Und jassen. Man sollte einfach beachten: Mehr Kinder bedeuten neben mehr Gspänli zum Spielen auch mehr Gläser zum Ausleeren, mehr Sitz- und Schlafordnungsdramen, mehr Mitleiden bei Konflikten, die einen nichts angehen, und ein grundsätzlich höherer Lärmpegel. Und es bedeutet vor allem, dass wirklich IMMER jemand Hunger hat.

Ich, die menschgewordene Salamiwurst

Da will man auf dem Ausflug schön französisch essen gehen und verdrückt stattdessen im erstbesten Plastikstuhlimbiss lampige Pommes, weil die Kinderhorde schon bei der Ankunft «hangry» ist und keine fünf Meter aufs Essen warten kann. Später flaniert man pappsatt und mit feuchten Augen an den schönen Restaurants vorbei. Da hilft nur viel Wein. Kochen wollten wir auch ein paar Mal, tischten dann aber wieder Baguette und Aufschnitt auf. Allgemein wurde exzessiv «gesnackt». Ende der Woche war ich nahe an einer menschgewordenen Salamiwurst.

Unsere Sportskanonen können problemlos drei Stunden ziellos herumrennen, aber ein kleiner Marsch killt sie.

Wer mit anderen in die Ferien geht, wird auch unweigerlich mit eigenen Schwächen konfrontiert. (Aha, man kann die Kinder auch liebevoll zurechtweisen? Ich muss nicht auf ihnen herumhacken, wenn sie schweinisch essen? Man kann das «Gegoisse» mal geduldig über sich ergehen lassen und damit kindliche Lebensfreude bejahen, statt sie im Keim zu ersticken?)

Highlights und Evergreens

Die Provence war schön. Die Begeisterung der Kinder nicht so mega, aber wir schafften immerhin einen Spaziergang durch mohnübersäte Felder – untermalt von den Klageliedern kerngesunder, bewegungsfreudiger Sportskanonen. Sie können problemlos drei Stunden ziellos herumrennen, aber ein kleiner Marsch killt sie. Der Grund, warum es dann doch ganz okay war, war eine tote Schlange. Das erinnerte mich glatt an unsere letzten Tessinferien, als einer der Jungs anfangs Wanderung (er weiss auch nicht warum) ein Schweinegatter öffnete und wir fünf sehr grosse, leicht aggressive Schweine ins Gehege zurückscheuchen mussten, während der Jüngste, der nichts mehr hasst als Wandern, die ganze Zeit «das ist die beste Wanderung meines Lebens!» schrie und danach förmlich durchs Verzasca-Tal hüpfte.

Ende der Woche fielen sich alle um den Hals und fanden, das müsse man unbedingt wiederholen. Die Kinder winkten sich bis um den letzten Rank heftig zu, sanken dann glücklich seufzend in ihre Sitze und fragten, ob wir was zu essen da hätten.

Wie läuft das bei Ihnen ab, liebe Leserinnen und Leser? Und wie sieht Ihr Menüplan während der Familienferien aus? Diskutieren Sie mit.