Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Mamablog
Wenn ein Mama-Leben ein Tag wäre

A single mother with her baby trying to get dressed in the morning, carrying clothes to get changed.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Morgen

Ich kämpfe mich nach dem vierten Snoozen und dem fünften «Maria, ufstah!» meines Mannes schlaftrunken aus dem Bett und in die erstbesten Kleider. Was gerade daliegt, wird angezogen. Um mich bewusst zu entscheiden, ist es noch zu früh. So ist auch der Eintritt ins Leben. Einfach mal reinschlurfen und schauen, was passiert. Den Kopf noch im Land der Träume, die unsicheren Füsse auf der Erde. Hauptsache, überleben. Hauptsache, an einem Kaffee nuckeln.

Erster Termin

Der erste Termin am Tag ist der erste gute Grund, mir zu überlegen, was ich anziehen soll. Er ist wie der Eintritt ins Schulsystem und somit in die Gesellschaft. Plötzlich spielt es eine Rolle, wie wir gegen aussen wirken. Wir könnten weiterhin mit Pischihosen und in Gummistiefeln herumhüpfen, aber ab jetzt ist es ein Statement.

Mittagspause

Ersten öffentlichen Auftritt überlebt. Gurt weg, Haare im Dutt versorgen, Socken aus, den Boden und mich selbst spüren. Irgendwann um die zwanzig herum gibt es auch diese Phase des Ankommens. Dann denken viele, jetzt seien sie erwachsen geworden. Jetzt hätten sie ihr Fachgebiet gefunden. Ab jetzt gehe es nur noch aufwärts. Zum ersten Mal stellt sich eine gewisse Sicherheit und Zugehörigkeit ein und das Gefühl, sich selbst zu sein. Und dann bekommen die einen Kinder.

Müdigkeitsphase

Die Kleinkinderphase ist wie ein Nachmittag, der nie zu enden scheint. Alles zwickt. Die Unterhose hängt im Füdlispalt, der BH schneidet ein – wir wollen nur noch allein und unsichtbar sein. Das innere Kind, der innere Teenager und die selbstbewusste Erwachsene gehen einen trinken und stürzen elendiglich ab.

Bis die Kinder ausziehen, ziehen sie uns aus. Füdliblutt. Wir können nichts mehr verstecken. Jähzorn, Kontrollsucht, Neid, Selbstzweifel und die gute alte Scham sind zurück. Aber auch Schönes kommt zum Vorschein. Heilender Humor zum Beispiel oder echte Empathie. Die Fähigkeit, auf unwichtige Dinge im Leben zu pfeifen, im Moment zu leben und ihn zu geniessen oder im Moment zu leben und ihn laut zu verfluchen.

Die Kinder nehmen uns den Stock aus dem Hintern, und wir können endlich wieder ohne schlechtes Gewissen chillen, apathisch vor uns hin starren, Langeweile und absolute Stille feiern oder uns über kleine Erfolge freuen, die für die Welt absolut unbedeutend sind. Wie eine allerletzte verkackte Windel oder ein schöner Apfelkuchen.

Endspurt

Ich kenne das vom Joggen: Sobald ich weiss, dass ich den gröbsten Teil geschafft habe und schon bald den Heimweg antreten werde, habe ich das Gefühl, ewig weiterrennen zu können. Oder ich laufe kurz vor Feierabend zur Hochform auf, weil es die letzte Chance ist. Zeitdruck wirkt bei mir Wunder. Unglaublich, was ich zwischen halb zwölf und zwölf alles schaffe. So fühlt sich auch die Lebensphase gerade an. Noch mal aufsaugen. Noch mal alles geben. Die Kinder geniessen, solange sie das noch sind.

Feierabendbier

Die unter Schnudder, Entkalker und Besuchen in der Notfallpraxis begrabene Originalversion kommt wieder zum Vorschein, und Mama hat richtig Bock, zu zeigen, was sie auf dem Kasten hat. Der schöne Jumpsuit, der fürs Homeoffice zu schade und für den Besuchsmorgen zu auffällig war, wird aus dem Schrank geholt oder endlich gekauft. Füdlibluttgefühl war gestern. Das ist die zweite, schönere Pubertät, mit weniger Pickeln und nass geweinten Kissen, dafür mit etwas mehr Selbstvertrauen.

Ankommen

Die Schlabberhosen und eine bequemere Unterhose haben wir uns verdient. In dieser Phase lassen wir uns nur noch von bestimmten Personen vom Sofa zerren oder ausziehen und nur, wenn es einen wirklich guten Grund dafür gibt. Darauf freu ich mich schon.