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Geldberater beantwortet Fragen
Lockerer Zusatzertrag auf Wertschriften hat Schattenseiten

LONDON - SEPTEMBER 15:  A woman leaves Lehman Brothers' Canary Wharf office carrying belongings on September 15, 2008 in London, England. The fourth largest American investment bank has announced that it's filing for bankruptcy protection during a growing financial crisis.  (Photo by Cate Gillon/Getty Images)
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Meine Bank offeriert, meine Wertschriften an Dritte auszuleihen gegen Sicherheiten und eine Gebühr. Scheint ein einfacher Weg, um Geld zu verdienen. Wo liegt der Haken und wo sind die Risiken? C.B.

Wenn Sie sich für eine Wertpapierleihe entscheiden, leihen Sie über Ihre Bank Ihre im Depot befindenden Wertschriften wie Aktien, Fonds oder Obligationen am Markt aus. Der Fachbegriff für diesen Vorgang heisst Securities Lending. Der Pluspunkt der Wertpapierleihe besteht im zusätzlichen Ertrag: Man erhält für das Securities Lending eine Kommission.

Mit der Unterschrift unter eine Wertpapierleihe-Vereinbarung überträgt man das Recht an und aus den Wertpapieren vollumfänglich an die Bank oder die in der Vereinbarung definierte Partei und sichert sich den Anspruch auf spätere Rückerstattung der gleichen Wertschriften.

Indem im Vertrag festgelegt ist, dass Zins- und Dividendenerträge sowie andere Wertrechte jeweils vollumfänglich Ihnen als Lender ausbezahlt werden, würden Sie zusätzlich zu den Dividenden aus Aktien und den Zinsen aus Obligationen auf Ihren Wertschriften auch noch eine Kommission fürs Securities Lending während der Dauer der Leihe erwirtschaften. Als Anleger bleiben Sie dennoch flexibel und können Ihr Wertschriftendepot verändern oder die Wertpapierleihe-Vereinbarung wieder kündigen.

Bei vielen Banken können bestimmte Wertschriften in der Wertpapierleihe-Vereinbarung auch ausgeschlossen werden. Bei Swissquote kann man für die Wertpapierleihe nur das gesamte Portfolio aktivieren, falls man dies wünscht. Das Stimmrecht können Sie bei einer Wertpapierleihe allerdings nicht wahrnehmen und auch nicht an der Generalversammlung von Firmen, deren Aktien Sie ausgeliehen haben, teilnehmen.

Nützlich ist das Securities Lending etwa für Fonds, die Leerverkäufe tätigen, oder für aktivistische Investorinnen und Investoren, die über mehr Stimmrechte ihren Druck an einer Generalversammlung erhöhen möchten, oder auch als Sicherheiten bei Banken.

Gegenparteirisiko kritisch beurteilen

Natürlich hat die Sache einen Haken. Zwar sind dank dem Securities Lending mehr Aktien auf dem Markt verfügbar, die Märkte sind somit liquider. Sie tragen aber ein Gegenparteirisiko. Sie müssen sich fragen, was passiert, wenn Ihre Gegenpartei, an die Sie Ihre Wertschriften ausleihen, in Konkurs geht. Darum ist es wichtig, dass man abklärt, wer bei einem Securities Lending die Gegenpartei ist.

Während der Finanzkrise 2008/09 hatten einige Investorinnen und Investoren auch beim Securities Lending viel Geld verloren, weil die damalige US-Grossbank Lehman Brothers in Konkurs ging. Man muss sich bewusst sein, dass eine Gefahr besteht, dass man seine Wertschriften verliert. Dies ist der Fall, wenn die Partei, welche die Wertschriften gegen die Gebühr in Anspruch nimmt, in Konkurs geht. Sie sollten somit das Gegenparteirisiko kritisch beurteilen und sicherstellen, dass Sie nicht auch Risiken durch Dritte eingehen, und prüfen, welche Absicherungsmassnahmen seitens Ihrer Bank getroffen werden.

Banken betreiben die Wertpapierleihe teilweise für sich, meist aber für Dritte. Es macht aus meiner Sicht einen Unterschied, ob die Gegenpartei zum Beispiel eine AAA-Bank mit Staatsgarantie ist oder ob die Gegenpartei weniger sicher ist. Entscheidend ist nicht die Bank, welche für Sie Entleiher sucht, sondern der effektive Entleiher selbst, denn hier besteht das Gegenparteienrisiko.

Persönlich würde ich meine Aktien nicht ausleihen, da ich das mit dem Securities Lending verbundene Restrisiko zusätzlich zum ohnehin immer bestehenden erhöhten Anlagerisiko nicht tragen möchte. Neben Swissquote bieten auch andere Banken die Wertpapierleihe an, längst aber nicht alle. Bei den digitalen Anbietern will etwa die Flow Bank von solchen Angeboten nichts wissen: «Die Flow Bank verleiht weder im Namen ihrer Kunden noch auf eigene Rechnung Wertpapiere an Dritte», stellt Carolin Puder, Marketingchefin der Flow Bank, klar.

Auch ein anderer digitaler Konkurrent, Cornèrtrader, hinter der die Tessiner Corner-Bank steht, will davon nichts wissen. Daniela Gampp, Kommunikationschefin von Cornèr Banca, erklärt: «Cornèrtrader bietet kein Securities Lending an.»