Geldberater über WährungenDen Zinsbonus erkauft man sich mit einem Risiko
Festgelder oder Obligationen in Dollar oder Euro werfen deutlich mehr Zins ab. Man riskiert aber, dass man auf Verlusten sitzt.
Festgeld kann in Franken oder einer Fremdwährung angelegt werden. In der Währung Dollar sind 4 bis zu 5 Prozent Zins zu erzielen. Wo besteht das Risiko einer Festgeldanlage von 100’000 Dollar im Vergleich zum Frankenkonto? D.K.
Die Zinsunterschiede, mit denen man mit einer Festgeldanlage in US-Dollar oder in Schweizer Franken konfrontiert ist, machen viel aus – erst recht, seit die Nationalbank die Zinsen im März als Erste gesenkt hat. Daher ist es verlockend, sein Kapital statt in der Schweizer in der US-Währung zu investieren. Auch in Euro bekäme man bei einer Festgeldanlage mehr Zins als in Franken. Daher ist es auf den ersten Blick naheliegend, den Zinsvorteil in US-Dollar oder Euro für sich auszunützen. Das grösste Risiko, neben dem Gegenparteienrisiko, das man unabhängig von der Währung immer trägt, ist das Fremdwährungsrisiko.
Das Gegenparteienrisiko kann man minimieren, indem man für seine Festgeldanlage nur erstklassige Banken nutzt. Beim Fremdwährungsrisiko wird es komplexer: Mit einer Festgeldanlage in US-Dollar würden Sie einen attraktiven Zins einstreichen, müssten aber in Kauf nehmen, dass Sie, wenn Sie den investierten Betrag wieder in Franken wechseln, weniger auf der hohen Kante hätten. Dass man das Fremdwährungsrisiko nie unterschätzen sollte, zeigt ein Blick auf die langfristige Kursgrafik des Dollar zum Franken. Sei es auf 5 Jahre oder 10 Jahre: Unter dem Strich hat der Dollar zur Schweizer Währung verloren.
Noch offensichtlicher ist der Wertverlust des Dollar zum Franken auf 20 und mehr Jahre. Natürlich kann es eine Gegenbewegung geben, und der Dollar holt noch mehr auf. Wenn Sie Glück haben, kommt es dann, wenn Sie ein Festgeld halten, zu einer Erholung, und Sie hätten nicht nur den besseren Zins, sondern auch einen Währungsgewinn. Um die Wahrscheinlichkeit eines Währungsgewinns oder -verlustes abzuschätzen, lohnt es sich, die Faktoren, welche den Dollar zum Franken beeinflussen, anzuschauen. Ein wichtiger Aspekt ist der Inflationsunterschied. Obschon sich die Teuerung abschwächt, ist die Inflation in den USA höher als bei uns. Dies spricht trotz Zinsbonus gegen den Dollar.
Zinsbonus kommt mit beträchtlichem Währungsrisiko
Auch die enorme Zunahme der Schulden der USA sehe ich als gewichtigen Belastungsfaktor für den Dollar. Amerika sitzt auf immensen Schuldenbergen, die letztlich nur mittels Inflation abgetragen werden können. Dies wird die Währung langfristig belasten. Immerhin ist der Dollar ebenso wie der Franken für Investoren ein sicherer Hafen in Krisenzeiten, was den Dollar im Zuge von geopolitischen Krisen stützt. Trotzdem mag dieser Aspekt den negativen Effekt der höheren Inflation und der Schuldenberge aus meiner Sicht nicht kompensieren. Die gleichen Argumente sprechen auch gegen den Euro. Hier kommt allerdings noch hinzu, dass sich die Konjunktur schwächer entwickelt als jene der USA.
Darum bin ich skeptisch gegenüber der Idee, Festgelder in US-Dollar oder Euro zu halten, um vom höheren Zins im Vergleich zum Franken zu profitieren. Den Zinsbonus erkauft man sich mit einem beträchtlichen Währungsrisiko. Immerhin kann man sich gegen das Währungsrisiko absichern. Doch eine solche Absicherung gibt es nicht gratis, womit der Zinsvorteil zu einem grossen Teil wegschmilzt. Festgelder in Dollar und Euro sind dann sinnvoll, wenn man die Fremdwährungen später brauchen kann und das Geld nicht irgendwann wieder in Schweizer Franken zurückwechseln muss. Ansonsten wäre ich mit umfangreichen Anlagen in Fremdwährungen zurückhaltend.
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