Geldberater zur 3. SäuleSich weder von Trump noch von anderen Ereignissen beeinflussen lassen
Wenn man einen langen Anlagehorizont hat, sollte man Vorsorgefonds in der Säule 3a laufen lassen und diese nicht kurzfristig verkaufen, falls am Börsenhimmel Turbulenzen auftauchen.
Die Möglichkeit, dass Trump gewählt wird, ist hoch. Im Nahostkonflikt ist kein Frieden in Sicht. Der Fear&Greed Index steht auf «Extreme Greed», Bitcoin ist im Allzeithoch, meine Rendite bei Frankly ist bei 8,21 Prozent. Ich mache mir Sorgen und überlege mir, die 3. Säule zu einem normalen 3.-Säule-Konto mit mickrigem Zins zu transferieren, um den Bucherfolg in meinen Taschen zu haben. Ich werde dann das Geld entweder beziehen für Hauskauf, Hausrenovation oder Auswandern oder, wenn sich die Weltlage beruhigt, wieder zu einem Anlageprodukt verschieben. Macht ein solches Vorgehen Sinn? Muss ich erzielte Kursgewinne versteuern? M.V.
Grundsätzlich sind US-Wahljahre gemäss Statistik gute Börsenjahre. Das gibt Ihnen aber keine Garantie, dass dies auch 2024 so ist. Sollte Donald Trump die US-Präsidentenwahl gewinnen, muss dies für die Aktienmärkte nicht zwingend negativ sein. Bei seiner früheren Wahl reagierten die Börsen positiv. Kursrelevant sind auch geopolitische Ereignisse und deren Folgen – nicht nur in der Ukraine und dem Nahen Osten, sondern auch rund um Taiwan. Bei einer Eskalation von geopolitischen Ereignissen muss man mit Kurseinbrüchen rechnen.
Ein anderer Aspekt sind die Börsenrekorde und hohen Bewertungen bei einem Teil der Aktien. Hier würde es mich nicht überraschen, wenn es gelegentlich zu einer Korrektur käme. Wenn die Kurse sehr schnell und extrem stark in die Höhe gegangen sind, wie wir dies bei einigen US-Techunternehmen gesehen haben, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Gegenreaktion kommt.
Die grosse Frage ist, was der Auslöser für eine Korrektur ist. Seitens der Zinsen dürften die Aktienkurse eher weiter gestützt werden: Noch in diesem Jahr dürften nach der Zinssenkung der Nationalbank auch die Zinsen in den USA und im übrigen Europa sinken, da die Inflation nachlässt. Sinkende Zinsen sind positiv für die Unternehmen und Aktienbörsen. Falls es aber zu einer geopolitischen Krise käme oder einige der hoch bewerteten US-Techfirmen die Gewinnerwartungen nicht mehr erfüllen, könnte dies ein Auslöser für eine Korrektur sein.
Dabei könnten sich Ihre Buchgewinne auf Ihren Säule-3a-Anlagen in Luft auflösen. Gerade bei der Säule 3a sollte man aber einen langen Horizont haben und die genutzten Fonds möglichst liegen lassen, da es schwierig ist, für den Kauf und den Verkauf das perfekte Timing zu finden. Einen Verkauf halte ich nur sinnvoll, wenn Sie das Geld beziehen möchten. Dann kann eine Gewinnmitnahme angezeigt sein. Wenn man aber bis zu seiner Pensionierung noch 10, 20 oder 30 Jahre vor sich hat, würde ich Buchgewinne auf der Säule 3a laufen lassen.
Kursgewinne auf Wertschriften nicht versteuern
Ob und wann eine Korrektur kommt und welchen Einfluss sie auf die Wertschriften hat, lässt sich nicht zuverlässig voraussagen. Wichtiger ist, dass man bei der Säule 3a möglichst während der ganzen Zeit investiert ist und die höheren Renditechancen von Vorsorgefonds nutzt. Falls Sie dennoch Ihre Buchgewinne ins Trockene bringen, müssen Sie generell Kursgewinne auf Wertschriften nicht versteuern. Dazu kommt, dass Sie die Gelder aus der Säule 3a erst bei einem Bezug versteuern müssen.
Nur weil man aber ein mulmiges Gefühl bezüglich der Weltpolitik hat oder der Auffassung ist, dass die Börsenkurse zu Übertreibungen neigen, würde ich das Säule-3a-Geld nicht zurück aufs Konto verschieben oder sogar vorzeitig beziehen – weder für einen Hauskauf noch zum Auswandern –, welche grundsätzlich die Möglichkeit für einen vorzeitigen Bezug bieten. Dies könnten sachliche Gründe für einen Bezug sein, nicht aber wegen der Weltpolitik.
Anders ist es, wenn man kurz vor der Pensionierung steht und die Gelder ohnehin in wenigen Jahren beziehen müsste. Dann kann es eine Überlegung wert sein, die Buchgewinne auf ein Säule-3a-Konto in Sicherheit zu bringen. Noch besser ist es, Säule-3a-Konten, wenn man mehrere hat, gestaffelt über mehrere Jahre hinweg zu beziehen, allerdings nicht, weil allenfalls Donald Trump gewählt wird oder sonst politische Ereignisse anstehen, sondern weil man mit einem solchen Vorgehen, unabhängig von der Politik, einiges an Steuern sparen kann.
Fehler gefunden?Jetzt melden.