Geldberater beantwortet FragenBei Obligationen zählt nur die effektive Rendite
Sehr lang laufende Obligationen eignen sich in erster Linie für institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen, nicht aber für Privatanleger.
Ich beabsichtige eine Investition in die eidgenössische Obligation (ISIN: CH0009755197). Diese hat eine Laufzeit bis 2049 und einen Coupon von 4 Prozent. Nun wird bei dieser Obligation eine Rendite von 1,14 Prozent ausgewiesen. Wie muss ich die Berechnung dieser Rendite verstehen in Bezug auf den Coupon von 4 Prozent? Können Sie diese Investition empfehlen? H.F.
Bei der Anleihe handelt es sich um eine Obligation der Eidgenossenschaft, welche bereits 1999 mit einem Volumen von 2,79 Milliarden Franken herausgegeben wurde und die eine lange Laufzeit bis zum 6. Januar 2049 hat. Der Coupon von 4 Prozent wirkt auf den ersten Blick verlockend. Das Problem dabei ist aber, dass Sie die Obligation nicht wie eine Kassenobligation zu einem Kurs von 100 kaufen können, sondern wesentlich mehr dafür zahlen müssen.
Anders als bei Kassenobligationen, die keinen eigentlichen Kursschwankungen ausgesetzt sind, unterliegen an der Börse gehandelte Anleihen ebenso wie Aktien mehr oder weniger starken Kursschwankungen. Wenn etwa Zweifel über die Bonität eines Obligationenschuldners aufkommen, kann der Kurs einer Obligation deutlich unter 100 fallen, weil die Investoren befürchten, dass der Schuldner die Schuld am Ende der Laufzeit vielleicht nicht mehr zurückzahlt.
Die Rendite schwankt nach oben und unten
Bei sehr guten Schuldnern wie der Schweizerischen Eidgenossenschaft kann das Gegenteil passieren – erst recht, wenn der Zinscoupon attraktiv ist: Der Kurs kann stark über 100 steigen. Im Falle der von Ihnen angeschauten Bundesobligation mit Laufzeit bis 2049 bewegt sich der aktuelle Kurs an der Börse auf über 170. Sie müssten also einen stolzen Preis für die Obligation zahlen, damit Sie dann vom Zinscoupon profitieren würden.
Weil der Kurs deutlich über 100 notiert, ist auch die ausgewiesene Rendite trotz dem angegebenen Coupon von 4 Prozent deutlich geringer und bewegt sich derzeit nur bei unter 1 Prozent – also weniger, als Sie bei den meisten Obligationen oder sogar schwankungsfreien Kassenobligationen in Schweizer Franken momentan bekommen.
Die Rendite schwankt nach oben und unten, weil es auch bei Obligationen zu Kursschwankungen kommt. Erst bei Erreichen der Fälligkeit gleicht sie sich wieder dem Zinscoupon an. In Ihrem Falle wäre das dann in 26 Jahren.
Eine Investition ist nicht zu empfehlen
Die Rendite lässt sich vereinfacht gesagt aus dem jährlich fälligen Zins oder eben Coupon und dem Kursgewinn oder -verlust erheben, vorausgesetzt, man geht davon aus, dass die Obligation bis zum Ende der Laufzeit gehalten wird und der Schuldner zahlungsfähig bleibt, was bei der Eidgenossenschaft kein Problem ist. Meist wird die Rendite auf Börsenportalen automatisch berechnet. Ansonsten gibt es im Internet Renditerechner für Obligationen.
Obschon die höchste Bonität bei dieser Anleihe gegeben ist, würde ich als Privatinvestor nicht in dieses Papier investieren. Sie müssen sich fragen, ob Sie die Obligation wirklich bis zum Ende der Laufzeit halten wollen oder können. Auf dem aktuellen Kurs halte ich die Anleihe nicht wirklich für attraktiv – ebenso wenig die effektive Rendite, zumal sie auch noch die Gebühren mitberücksichtigen sollten.
Derart lang laufende Obligationen wie die Bundesobligation der Eidgenossenschaft mit Laufzeit bis 2049 sind aus meiner Sicht etwas für institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen, nicht aber für Privatanleger. Falls Sie in Bundesobligationen investieren möchten, würde ich im Zweifelsfalle einen entsprechenden Fonds oder ETF vorziehen.
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