Geldberater beantwortet FragenAnlagen in Afrika bieten Chancen, sind aber hochriskant
Trotz des unbestrittenen wirtschaftlichen Potenzials sind Afrika-Fonds für die Anlage von Geldern aus der Altersvorsorge ungeeignet.
Als Ehepaar investieren wir, beide 60-jährig, seit eineinhalb Jahren monatlich in Fonds, so auch in den Bellevue Funds – African Opportunities – Active Funds Saving (CHF). In drei bis sechs Jahren ist im Zusammenhang mit der Pensionierung angedacht, einen Teil des Guthabens als Kapital zu beziehen. Auch ist dann vorgesehen, Investitionen in Afrika zu tätigen sowie in Blue Chips in der Schweiz. Ist das sinnvoll? K. P.
Der von Ihnen gehaltene Bellevue Funds – African Opportunities – Active Funds Saving (CHF) mit ISIN-Nummer LU0433847240 investiert gemäss Strategie vorwiegend in börsennotierte Unternehmen in den aufstrebenden Ländern Afrikas. Berücksichtigt werden zu einem gewichtigen Teil Länder Nordafrikas und der Subsahara, die nach Einschätzung der Fondsleitung von zunehmendem Strukturwandel, Wirtschaftsreformen, Infrastrukturinvestitionen sowie von hohen Rohstoffvorkommen profitieren und weitgehend unerschlossene Anlagepotenziale eröffnen. Darüber hinaus werden Anlageopportunitäten in anderen Ländern Afrikas genutzt, so etwa in Südafrika.
Bei seinen Investments fokussiert sich der Fonds auf profitable gross- und mittelkapitalisierte Unternehmen, die von der starken Wachstumsdynamik der Region profitieren. Über 75 Prozent des Kapitals fliessen in Aktien, rund 20 Prozent in Barmittel und der Rest in Anleihen. Für eine solche Anlage spricht, dass Afrika Wachstumspotenzial aufweist. Aus Sicht der Anlegerinnen und Anleger ist der Kontinent kaum beachtet – anders als viele Schwellenländer in Asien. Das hat auch damit zu tun, dass Afrika im Vergleich zu Asien in der Weltwirtschaft eine deutlich geringere Rolle spielt.
Für die Altersvorsorge ungeeignet
Mit dem Fonds hat man die Möglichkeit, breit diversifiziert in Afrika zu investieren. Allerdings trägt man ein hohes Risiko – nicht nur, weil man hauptsächlich in Aktien anlegt, die starken Kursschwankungen ausgesetzt sind, sondern zusätzlich, weil der sich abzeichnende strukturelle Wandel und der Bedarf an Reformen in vielen afrikanischen Ländern nicht nur mit überdurchschnittlichen Chancen, sondern auch mit hohen wirtschaftlichen und politischen Risiken verbunden sind, die schwer einschätzbar sind. Ihren Angaben entnehme ich, dass Sie bei dem Fonds auf beträchtlichen Buchverlusten sitzen.
Wie bei jedem anderen Fonds ist eine Erholung möglich. Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass der Fonds auch langfristig eine Negativperformance hat. Auf drei Jahre weist der Fonds eine kumulierte Negativentwicklung von 25,9 Prozent, auf 10 Jahre von 41,73 Prozent und seit der Fondsauflage am 30. Juni 2009 eine solche von minus 30,91 Prozent aus. Die Vergangenheit ist nie eine Garantin für die Zukunft. Die langjährige Negativentwicklung zeigt Ihnen aber, dass Sie mit dem Vehikel sehr hohe Risiken tragen und selbst bei langer Haltedauer keine Sicherheit haben, dass Sie jemals mit dem Fonds Gewinn machen.
Dazu kommt, dass der Fonds teuer ist. Der Fonds weist maximale Verwaltungsgebühren von 1,6 Prozent pro Jahr aus. Das Analyseunternehmen Morningstar nennt gar laufende Kosten von über 2 Prozent. Diese Gebühren werden dem Fonds belastet und gehen von Ihrer möglichen Rendite weg. Investitionen in Afrika können durchaus attraktive Wachstumschancen beinhalten, eignen sich aber aus meiner Sicht nur für Anlegerinnen und Anleger, die bereit sind, sehr hohe Risiken in Kauf zu nehmen. Für die Anlage von Geldern aus der Altersvorsorge halte ich einen Afrika-Fonds trotz breiter Diversifikation schlicht für ungeeignet.
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