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US-Wahlkampf
Prominente Republikaner wollen gegen Trump stimmen – wie gross ist ihre Bedeutung?

BEDMINSTER TOWNSHIP, NJ - NOVEMBER 19: President-elect Donald Trump calls out to the press as Mitt Romney leaves after their meeting at Trump International Golf Club, November 19, 2016 in Bedminster Township, New Jersey. Trump and his transition team are in the process of filling cabinet and other high level positions for the new administration.   Drew Angerer/Getty Images/AFP (Photo by Drew Angerer / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
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Nicht jeder Republikaner wählt Donald Trump, das ist schon länger klar, aber wie viele Republikaner wählen Kamala Harris? Das könnte eine der wesentlichen Fragen dieser US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen werden. Entscheidend sind vermutlich die Stimmen in wenigen Wahlkreisen umkämpfter Bundesstaaten wie Georgia, Pennsylvania oder Wisconsin. Ankommen wird es dabei zum Beispiel auf Wechselwähler, die konservative Kandidaten mögen, aber Trump nicht ausstehen können.

Eine Wortführerin dieser Bewegung ist eine prominente Republikanerin a. D., sie heisst Liz Cheney. Die Tochter des früheren Vizepräsidenten Dick Cheney war sechs Jahre lang Abgeordnete und zwischenzeitlich ein Schwergewicht der Partei, ehe sie Trumps Lügen Paroli bot und in Ungnade fiel. Sie wurde stellvertretende Leiterin des Parlamentsausschusses, der den Überfall seiner Hooligans vom 6. Januar 2021 auf das Capitol untersuchte. Dass sie 2020 für ihn gestimmt hat, bedauert Cheney längst – jetzt will sie für die Demokratin Harris stimmen.

«Donald Trump kann man die Macht nicht anvertrauen»

Am Mittwoch hat sie ihren Entschluss während einer Rede an der Duke University in North Carolina auch offiziell bekannt gegeben, eine Überraschung war das nicht. Sie warnt immer wieder vor einer Rückkehr Trumps ins Weisse Haus, nun forderte sie das Publikum auf, am 5. November das Kreuz bei Kamala Harris zu machen. «Donald Trump kann man die Macht nicht anvertrauen», sagte sie, ganz gleich, welche politischen Ansichten man vertrete. «Wir haben die Pflicht, unser Land und unsere Verfassung über die Parteilichkeit zu stellen.»

FILE - Rep. Liz Cheney, R-Wyo., listens as the House select committee investigating the Jan. 6 attack on the U.S. Capitol holds a hearing at the Capitol in Washington, June 28, 2022. (AP Photo/J. Scott Applewhite, File)
Liz Cheney

So ähnlich sieht das ihr ehemaliger Kollege Adam Kinzinger, der zwölf Jahre für die Republikaner im Repräsentantenhaus sass. Er trat kürzlich sogar beim Parteitag der Demokraten in Chicago auf und bekräftigte seinen Beistand für Kamala Harris. «Ich hätte nie gedacht, dass ich hier sein würde», sagte Kinzinger zur besten Sendezeit. «Sie hätten nie gedacht, dass Sie mich hier sehen würden.» Aber er habe etwas gelernt: «Die Demokraten sind genauso patriotisch wie wir.»

Die Republikaner dagegen hätten «ihre Loyalität von den Prinzipien, die ihr einen Sinn gegeben haben, auf einen Mann verlagert, dessen einziger Sinn er selbst ist». Kinzinger meinte selbstverständlich den Alleinunterhalter Trump. Dass statt Joe Biden jetzt die frischere Vizepräsidentin Harris gegen ihn antritt, macht den Lagerwechsel für solche Aussteiger noch leichter.

Die Liste der Abtrünnigen ist prominent besetzt

In dieser Woche gesellte sich auch Jimmy McCain zu den Rebellen, der jüngste Sohn des 2018 verstorbenen John McCain, republikanischer Präsidentschaftsbewerber 2008. McCain Junior liess sich nun als Demokrat ins Wahlregister eintragen. Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz würden «eine Gruppe von Menschen verkörpern, die dazu beitragen werden, dieses Land besser zu machen», sagte er bei CNN. Ausserdem könne er nie verzeihen, was Trump über seinen Vater gesagt habe.

FILE - Jimmy McCain, son of Sen. John McCain, R-Ariz., pauses at his father's casket during ceremonies honoring McCain at the U.S. Capitol Rotunda in Washington, Aug. 31, 2018. Jimmy McCain has registered as a Democrat and will vote for Kamala Harris for President in 2024. (Kevin Lamarque/Pool Photo via AP)

Trump verkündete 2015, dass McCain kein Kriegsheld sei. «Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen wurden.» Als Jagdbomberpilot war McCain 1967 über Hanoi abgeschossen worden und verbrachte anschliessend fünfeinhalb Jahre in nordvietnamesischer Haft, schwer verletzt und gefoltert. Endgültig bedient war Jimmy McCain, als der Wahlkämpfer Trump kürzlich auf dem Ehrenfriedhof Arlington auftauchte, obwohl Politik dort verboten ist.

Die Liste der abtrünnigen Republikaner kann fortgesetzt werden: Auch der scheidende Senator Mitt Romney, 2012 Präsidentschaftskandidat der Partei, gehört dazu. «Einen Präsidenten zu haben, der einen derartigen Mangel an Charakter aufweist, hätte enorme Auswirkungen auf den Charakter Amerikas», sagte Romney vor ein paar Monaten.

DES MOINES, IOWA - AUGUST 10: Democratic presidential candidate U.S. Sen. Kamala Harris (D-CA) delivers a campaign speech at the Des Moines Register Political Soapbox at the Iowa State Fair on August 10, 2019 in Des Moines, Iowa. 22 of the 23 politicians seeking the Democratic Party presidential nomination will be visiting the fair this week, six months ahead of the all-important Iowa caucuses.   Alex Wong/Getty Images/AFP
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Noch direkter abgewendet hat sich Stephanie Grisham, in Trumps Amtszeit seine Pressesprecherin und Stabschefin der First Lady Melania. Auch sie war Gast bei der Democratic National Convention. «Ich konnte nicht länger Teil dieses Irrsinns sein», sagte sie, sie liebe ihr Land mehr als ihre Partei. «Kamala Harris sagt die Wahrheit, sie respektiert das amerikanische Volk, und sie hat meine Stimme.»

Anhänger der Trump-Unterstützerin Nikki Haley gründen Harris-Vereinigung

Ob Harris ausserdem die Stimme von Trumps früherem Vize Mike Pence, seinem Kurzzeitverteidigungsminister Mark Esper und seinem Sicherheitsberater John Bolton hat? Jedenfalls haben sich die drei offen gegen Trump ausgesprochen. Von 15 damaligen Kabinettsmitgliedern war bisher nichts dazu zu hören, 24 von ihnen sind ihm nach wie vor treu. Die Vorwahlgegner Ron DeSantis, Tim Scott und Nikki Haley stehen ihm ebenfalls wieder zur Seite, obwohl Trump sie bei den Primaries bevorzugt beleidigt hatte. Haley etwa nannte er «Spatzenhirn».

Vice President Mike Pence listens after reading the final certification of Electoral College votes cast in November's presidential election during a joint session of Congress after working through the night, at the Capitol in Washington, Thursday, Jan. 7, 2021. Violent protesters loyal to President Donald Trump stormed the Capitol Wednesday, disrupting the process. (AP Photo/J. Scott Applewhite, Pool)

Die Republikanerin aus South Carolina war Trumps hartnäckigste Rivalin, mit mehr als vier Millionen Stimmen. Auf sie konnten sich gemässigte Republikaner verständigen, Unabhängige sowie vereinzelte Demokraten, die Biden nicht mehr wollten. Sie wähle Donald Trump, sagte Haley im Mai. Aber wen wählen ihre Anhänger? Zumindest gibt es inzwischen eine Vereinigung namens «Haley Voters for Harris». Man habe tiefen Respekt für Haleys Patriotismus und ihre Aufopferung, hiess es in einem Post der Gruppe. «Wir glauben aber auch, dass Kamala Harris besser für das Land ist als Trump.»

Trump hat enormen Fanclub

Das soll nicht täuschen, letztlich folgt Trump trotz mancher Ausreisser ein enormer Fanklub. In Umfragen führt Harris zwar, aber nur knapp. Und doch hat ihre Bewerbung republikanische Zweifler eher bestärkt. Es gibt bei den Republikanern ohnehin die «Never Trumpers». Es gibt auch die sogenannten «Republican Voters Against Trump», diese republikanischen Wähler gegen Trump haben gerade eine millionenschwere Werbekampagne in den Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin sowie dem strategisch bedeutsamen Kongressdistrikt von Nebraska gestartet.

«Liz hat natürlich recht», twitterte die Geschäftsführerin von «Republican Voters Against Trump», Sarah Longwell, nachdem sich Liz Cheney für Harris ausgesprochen hatte. Sie spreche wie jemand, «der eine klare Einschätzung der Bedrohungslage vornimmt und entsprechend handelt». Man wird erleben, wie viele Republikaner und Republikanerinnen das genauso sehen.