Ticker zur GV der Credit SuissePräsident Lehmann mit nur 56 Prozent wiedergewählt | CS-Mitarbeiter: «Wir wurden tausende Male belogen»
Die CS-Spitze hat zu Beginn der letzten GV der Grossbank versucht, Abbitte zu leisten. Danach äusserten Aktionärinnen und Aktionäre stundenlang ihren Frust.
Nun geht es um die Verwendung des Bilanzgewinns
Vor der Abstimmung zu Traktandum 3 ergreift ein Aktionär das Wort. Auch er kritisiert die hohen Boni und sagt, dass die ausländischen Bankenplätze ein Interesse am Ende der CS gehabt hätten. Nun hätten sie schon die UBS ins Visier genommen.
Es geht weiter
Der nächste Punkt der Einladung: «Entlastung der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung». Dieser Punkt wird ausgelassen.
20 Minuten Pause
Die GV ist für 20 Minuten unterbrochen.
Vergütungsbericht hauchdünn angenommen
Die Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht 2022 wird knapp angenommen. Mit 50,06 der Stimmen. Fast gleich viele sind dagegen.
Das ist natürlich ein kritisches Votum gegen die Bankspitze. So ein tiefer Wert ist ungewöhnlich und mit dem grossen Frust der Aktionärinnen und Aktionäre zu erklären.
Abstimmung Traktandum 1.1.
Der erste Punkt: «Genehmigung des Lageberichts 2022, der statutarischen Jahresrechnung 2022 und der konsolidierten Jahresrechnung 2022» wurde mit zwei Dritteln der Stimmen angenommen.
Nur 3,6 Prozent dafür
Mehr als 46 Prozent der Aktionäre sind dagegen, nur 3,6 Prozent dafür. 50 Prozent haben sich enthalten.
Der Antrag auf Sonderprüfung wird vorgelegt
Der Aktionär Salzmann hat einen Antrag auf eine Sonderprüfung (siehe unten, Tickereintrag um 11:46 Uhr) gestellt. Darüber wird nun gleich abgestimmt.
Keine Wortmeldung zu Traktandum 1
Für das Traktandum 1 gibt es keine Voten mehr. Jetzt wird der Televoter, das Abstimmungsgerät, erklärt. Eine einfache Sache: Es hat drei Tasten. «Ja», «Enthaltung» und «Nein».
Zusammenschluss der Aktionäre?
Ein Redner schlägt vor, einen Verein zu gründen, um die übervorteilten CS-Aktionäre zu vertreten. Schon ein kleiner Betrag pro Aktionär sei genug. Es reichen 0,05 Rappen pro Aktie. Damit liessen sich Anwälte bezahlen, die gegen die Konditionen der Fusion vorgehen. Die Enteignung der Aktionäre sei illegal, so der Aktionär.
Lehmann sagt, dass die Bankspitze bis zum Schluss an den Bedingungen gefeilt haben. Am Ende ging es um den Entscheid, die Firma Konkurs gehen zu lassen oder sie der UBS zu verkaufen. Die Option Konkurs sei viel schlechter gewesen, für alle – Aktionärinnen und Aktionäre, der Kundschaft und der Finanzmärkte.
Lehmann nimmt kurz Stellung
«Es war wichtig, dass der Vertrag unterschrieben ist», so CS-Verwaltungsratspräsident Lehmann. «Wir werden uns weiter für die CS-Anliegen einsetzen.» Es gehe nun um einen offenen Dialog mit der UBS. Für ihn sei es derzeit besonders wichtig, die CS-Mitarbeitenden zu schützen. Sie sind für die Kunden da und sind durch die Nachrichtenlage verunsichert.
Hauptkritik: Das Verhältnis des Tausches sei schlecht
Ein Aktionär sagt, dass das Tauschverhältnis für die CS-Aktionäre schlecht sei. Sie erhalten beim Zusammenschluss für 22,48 CS-Aktien ein UBS-Wertpapier.
Er glaubt, dass 1 zu 10 ein besserer und fairerer Wert gewesen sei. Hätte da nicht mehr herausgeschaut? Die bisherigen Aktionäre sollten einen besseren Deal bekommen.
Zur Erinnerung II: Es geht immer noch um den 1. Punkt der GV
Die Voten der Aktionärinnen und Aktionäre drehen sich weiterhin um den ersten Punkt der Einladung. Dieser lautet «Lagebericht 2022, statutarische Jahresrechnung 2022, konsolidierte Jahresrechnung 2022 und Vergütungsbericht 2022»
Zur Erinnerung: Der Aktienkurs seit der letzten GV
Kleinaktionäre lesen dem Management und den Verwaltungsrat der Grossbank weiterhin die Leviten. Sie sehen aber ein, dass die eigentlichen Verantwortlichen für das Ende der Bank nicht anwesend sind. Dies weil die Bank das Management und den Verwaltungsrat in den letzten Jahren komplett ausgewechselt hat.
Eindrücklich ist der Kursverlauf der CS-Aktie seit der letzten GV vor einem Jahr. Heute notiert sie bei rund 80 Rappen. Beim letzten Mal waren es noch mehr als 6 Franken.
«Alles Verbrecher. Ihr gehört hinter Gitter. Brot und Wasser.»
Eine Aktionärin kritisiert die Bonikultur. Sie habe dazu geführt, dass die Gewinne privat anfallen und die Verluste verstaatlicht werden. Mit der Fusion mit der UBS werde das Risiko nur noch grösser und das gleiche System werde einfach fortgesetzt. Zum Schaden der Allgemeinheit.

Aus dem Publikum gibt es Zustimmung. Einer ruft: «Alles Verbrecher. Ihr gehört hinter Gitter. Brot und Wasser.»
Es gab eine Schieflage zwischen Boni und Gewinnen, gesteht Lehmann ein.
Ein weiterer Aktionär sieht den Druck aus dem Ausland
Der Druck aus dem Ausland habe zum Ende der CS beigetragen. Die USA hätten so den Finanzplatz geschwächt. Der Abzug der Kundenvermögen in Asien sei ein abgesprochenes Manöver gewesen. Die CS könne weiterbestehen, wenn sie genügend Mittel hat. Die Aktionäre seien «beraubt und bestohlen» worden. Das Erbe von CS-Gründer Alfred Escher lasse sich nicht so leicht begraben.
Seine Frage: Wer aus dem Verwaltungsrat wolle freiwillig seine Saläre zurückzahlen?
Lehmann sagt dazu, dass der Bank die Lösung nicht kommentiere. Das sei Sache der Politik, der Aufsicht Finma und der Schweizerischen Nationalbank.
Zu den Boni sagt er: «Die Geschäftsleitung bekomme keine Boni, auch der Verwaltungsrat nicht.» Zudem seien die aufgeschobene Boni sistiert.
Die UBS sei nicht besser, so ein Aktionär
Auch bei der UBS seien die Löhne zu hoch, so ein Aktionär. So erhalte UBS-Chef Sergio Ermotti nur schon einen Grundlohn von 2,5 Millionen Franken. Daher sei die Sache für ihn als Kunde der CS untragbar. Es sei nicht richtig, dass die Verantwortlichen für das Ende der CS ihre Boni behalten können. Die Manager seien «geldgierig».
Er fordert, dass Kunden, welche nicht zur UBS wechseln wollen, das ohne Gebühren oder andere Hindernisse machen können.
Lehmann sagt, dass er den Zorn versteht. Doch: «Wir haben supergute Mitarbeiter und supergute Kundenlösungen.» Am Kundenkontakt ändere sich nichts.
Zu den Boni sagt Lehmann, dass die Boni nur sprudeln sollten, wenn es gut läuft, sonst würden sie auch bei der UBS nicht so einfach fliessen.
«Was wir hier erleben, ist ein Skandal»
Der Aktionär Andreas Knöpfli ermahnt, dass man nicht alle Probleme der Schweiz per Notrecht lösen kann. «Was wir hier erleben, ist ein Skandal.»
Was aber, wenn die UBS ein gutes Geschäft macht? Werden dann auch die CS-Aktionäre davon profitieren? Er will nicht nur über die UBS-Aktien davon profitieren, sondern zukünftige Gewinne zurückführen an die CS-Aktionäre.

Lehmann sagt, dass er keine Angaben dazu machen könne. Die Frage müsse die UBS beantworten. Doch sei die Hoffnung, dass die neue UBS Fahrt aufnehme und die Aktionäre so profitieren.
Nun kommen Fragen zur Fusion mit der UBS
Das Ende habe sich abgezeichnet, sagt eine Aktionärin. Seit 15 Jahren sei die Bank schlecht geführt gewesen. Das ist der Grund, weshalb wir heute so traurig sind, so die Aktionärin. Sie fordert daher einen Ethik-Codex für die Bank. Diesen will sie UBS-Chef Sergio Ermotti übergeben.
Lehmann nimmt den Code entgegen und will ihn der UBS übergeben. Auch die CS habe an ihrem Code gearbeitet. Der grösste Teil der CS-Mitarbeiter habe nach dem Code gelebt.
Ein Aktionär stellt Fragen nach Verlusten der Investmentbank
Der Aktionär erinnert zuerst an die erfolgreiche Ära unter Rainer E. Gut. Er will wissen, wie viel die Bank für ihr Engagement im Investment Banking gekostet hat. Auch gebe es noch viel Goodwill in der Bilanz. Etwa Posten für Software und Infrastrukur, die heute eigentlich keinen Wert mehr haben.
Lehmann sagt, dass die Investment Bank gute und schlechte Jahre hatte. Aber: Bei der Investment Bank habe für den Aktionär nichts herausgeschaut. Die Abteilung sei durch andere Teile der Bank quersubventioniert worden, so Lehmann.
Zu den Abschreibungen sagt Lehmann, dass man sich da an die Normen und Regeln gehalten habe. Die Bank habe vor zwei Jahren die Bilanz bereinigt. Damals wurde viel abgeschrieben.
Er verspricht weitere Details zu den Fragen des Aktionärs nachzureichen.
Lehmann dankt dem Mitarbeiter
Lehmann bedankt sich bei dem Mitarbeiter für die Treue. Er unterstreicht noch einmal, dass die neue Strategie der Bank eine neue Kultur mit sich gebracht hat.

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