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US-Aufseher pfeifen Bank zurück
Neuer Chaostag bei der Credit Suisse – was ist da los?

Musste die Veröffentlichung des Geschäftsberichts verschieben: Axel Lehmann, Präsident der Credit Suisse.
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Keine Woche ohne eine Hiobsbotschaft für die Credit Suisse. Am Donnerstag in der Früh hat die Grossbank in letzter Minute die Veröffentlichung ihres Jahresberichts verschoben. Das trägt nicht dazu bei, das ohnehin angeschlagene Vertrauen in die kriselnde Bank und ihre Führung zu stärken. Die Aktien verloren zwischenzeitlich um 5 Prozent an Wert. Sie schlossen bei 2,62 Franken. 

Was ist geschehen?

Hinter der überraschenden Verschiebung steht ein später Anruf der US-Börsenaufsicht SEC am Mittwochabend. Die mächtige Behörde meldete sich mit offenen Fragen und Kommentaren zur Jahresrechnung. Um diese genauer abklären zu können, hat sich die Credit Suisse entschieden, die Veröffentlichung ihres Jahresberichts zu verschieben, wie sie mitteilte.

Da die Grossbank auch an der New Yorker Börse kotiert ist, hat die SEC das Recht, bei der Credit Suisse einzuschreiten. Die US-Börsenaufsichtsbehörde geht ungleich schärfer gegen fehlbare Finanzinstitute vor als die eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma). Im September hat sie unter anderem gegen die UBS und die Credit Suisse Bussen in der Höhe von jeweils 125 Millionen Dollar verhängt, da Mitarbeiter verbotenerweise via Whatsapp kommuniziert hatten. 

Die Schweizer Börse wurde am Donnerstag von der Verschiebung überrascht. Die Ad-hoc-Mitteilung der Credit Suisse sei am Donnerstag um 6.55 Uhr bei der zuständigen Stelle eingegangen, teilt die Börsenbetreiberin SIX mit. Nur fünf Minuten später informierte die Bank die Öffentlichkeit.

Um was geht es?

Es handelt sich um Altlasten. Die SEC bezieht sich auf Fehler, welche die Bank in früheren Geschäftsberichten gemacht hatte. Die Credit Suisse hatte für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 falsche Geldflussrechnungen ausgewiesen und musste das korrigieren. Die SEC gibt auf Anfrage keinen weiteren Informationen.

Was sagt die Credit Suisse?

Nicht viel. Sie betont allerdings, dass die Finanzergebnisse, die am 9. Februar 2023 veröffentlicht wurden, von der Verschiebung nicht betroffen sind. Die Credit Suisse hatte für das vergangene Geschäftsjahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken ausgewiesen – den höchsten seit der Finanzkrise. Die Bank sagt, zu den aufgeworfenen Fragen sei sie in ständigem Austausch mit der Börsenaufsicht gestanden. Sämtliche angeforderten Informationen habe sie stets geliefert.  

Stellt die Finma ebenfalls Fragen?

Offiziell ist dazu bislang nichts bekannt.  Die Finma gibt auf Anfrage bekannt, dass sie mit der Bank in Kontakt steht. Eine Verantwortung weist sie von sich. Für die Berichterstattung der Banken bestehe keine Genehmigungspflicht der Finma. Zuständig für die entsprechenden Prüfungen sind die Revisionsgesellschaften. Im Falle der Credit Suisse ist es PWC. 

Was steht hinter den Fragen der SEC?

Dass sich die Börsenaufsicht für den Jahresbericht einer Bank interessiert, ist nicht aussergewöhnlich.  Dass deswegen kurzfristig die Publikation verschoben wird, dagegen schon. Das zeigt, wie blank die Nerven bei der krisengeschüttelten Grossbank liegen. 

«Das Timing für die Credit Suisse ist sehr unglücklich.»

Andreas Venditti, Bankenanalyst bei Vontobel 

Die beanstandeten Beträge sind für die Jahresrechnung nicht wesentlich, wie die CS bereits im Jahresbericht 2021 schreibt. «Trotzdem sind Fragen im Zusammenhang mit der Rechnungslegung negativ, speziell wenn sie von der SEC gestellt werden»,  sagte Anke Reingen, Analystin bei der Royal Bank of Canada, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. 

Warum die SEC diese Themen gerade jetzt nennt, ist unklar. «Klar ist, das Timing für die Credit Suisse ist sehr unglücklich», sagt Andreas Venditti, Bankenanalyst der Bank Vontobel.

Hat das Kontrollsystem bei der Credit Suisse versagt?

Neben den genannten Korrekturen beziehen sich die Fragen der Börsenaufsicht offenbar auch auf interne Kontrollprozesse bei der Credit Suisse. Denn die Credit Suisse schreibt, die SEC habe am Mittwochabend auch Fragen zu den Kontrollen der Geldflussrechnungen gestellt.

«Für mich ist das der relevante Punkt», sagt Venditti. Seit Jahren steht die Bank wegen Mängel bei der internen Kontrolle und ihrem Risikomanagement in der Kritik. Das hat in der vergangenen Woche die äusserst scharfe Rüge der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht zum Greensill-Skandal erneut offen gelegt.

Die Aufseher schrieben, die Credit Suisse habe in «schwerer Weise gegen aufsichtsrechtliche Pflichten» verstossen und es über Jahre hinweg versäumt, Risiken angemessen zu erfassen. Dabei sei es zu einer «schweren Verletzung von Schweizer Aufsichtsrecht» gekommen.

Wann kommt nun der Jahresbericht 2022?

Das ist unklar. Die Geschäftsführung der Bank geht in der Meldung von einer «kurzen» Verschiebung aus. Die Frist zur Veröffentlichung des Jahresberichts endet vier Monate nach dem Bilanzstichtag. Bei der Credit Suisse endet das Geschäftsjahr am 31. Dezember. Bis zum 30. April muss der Jahresbericht veröffentlicht werden. Innerhalb dieser Frist kann ein Unternehmen den Publikationszeitpunkt laut der Börsenbetreiberin SIX selber festlegen und muss bei einer Verschiebung auch keine Gründe nennen. 

Einen gewissen Rahmen setzt die Generalversammlung. Falls diese nicht ebenfalls verschoben wird, muss die Publikation bis dahin erfolgen. Denn die Aktionärinnen und Aktionäre können ja nicht über Traktanden wie die Vergütung des Managements abstimmen, wenn sie über die entsprechenenden Informationen nicht verfügen. Momentan ist die Generalversammlung der Credit Suisse für den 4. April angesetzt.