CS verliert langjährigen Grossaktionär Er lässt kein gutes Haar am Führungsduo der Credit Suisse
Paukenschlag bei der taumelnden Bank: Finanzinvestor Harris Associates verkauft sämtliche Aktien. Das ist kein gutes Zeugnis für Ulrich Körner und Axel Lehmann.
Neuer Paukenschlag bei der Credit Suisse: Einer der wichtigsten Aktionäre verliert die Geduld mit der Bank. Der US-Finanzinvestor Harris Associates hat sämtliche Aktien der Grossbank verkauft.
Nach dem drastischen Abfluss von Kundengeldern im vergangenen Jahr sei die Zukunft der Bank fraglich, sagte David Herro, Anlagechef von Harris Associates, zur «Financial Times». Banken in Europa würden von den steigenden Zinsen profitieren, darum stelle er sich die Frage: «Warum sollte man in etwas investieren, das Kapital verbrennt, wenn der Rest des Sektors es erzeugt?»
Investmentbank sorgt für Frust
Herro kritisierte die CS immer wieder, hielt aber dem Mangement der Bank lange öffentlich die Stange. Vom Erfolg der neuen Strategie von Bankchef Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, welche diese im Oktober präsentierten, ist er aber nicht überzeugt. Für Frustration sorge besonders die Investmentbank. Einen grossen Teil davon lagert die Grossbank in die neue CS First Boston aus. Dazu hat sie in einem umstrittenen Kauf für 175 Millionen Dollar die Firma ihres ehemaligen Verwaltungsratsmitglieds Michael Klein erworben und ihn an die Spitze des Gebildes gesetzt.
Herro kritisiert die fehlende Transparenz und die hohen Kosten der Abspaltung. Wörtlich: «Wir halten den Plan zur Restrukturierung der Investmentbank zwar für ein hehres Ziel, aber für schwerfällig und – wenn man die Geldverbrennung anschaut – für weitaus teurer als erwartet.» (Mehr dazu: Horrorjahr der Schweizer Bank: CS-Aktie stürzt um 15 Prozent ab)
Zudem habe der als zweiter Punkt des Umbaus eingeleitete Verkauf der Verbriefungsplattform an den Finanzinvestor Apollo weniger als erwartet eingebracht. «Wir waren auch nicht zufrieden mit dem, was wir an Erlösen aus dem Verkauf von verbrieften Produkten erhielten.»
Die Grossbank selbst sagte gegenüber der «Financial Times», dass sie bei ihren Umbauplänen rascher vorankommt als geplant.
Zu Spitzenzeiten hielt die Anlagegesellschaft rund 10 Prozent der CS-Aktien.
Der Ausstieg von Harris Associates ist kein gutes Zeugnis für die Umbaupläne des CS-Managements. Über Jahre hinweg gehörte die Anlagegesellschaft, die eigenen Angaben zufolge rund 94 Milliarden Dollar verwaltet, zu ihren wichtigsten Aktionären. Zu Spitzenzeiten im vergangenen Jahr hielt sie rund 10 Prozent der Aktien.
Dann kam es zu einer Neubeurteilung des Investments: An der Kapitalerhöhung vom vergangenen Jahr nahm Harris Associates nicht mehr in vollem Umfang teil. Ende 2022 senkte sie ihren Anteil auf 5 Prozent und danach auf etwa 3 Prozent. Anfang dieses Jahres fiel der Aktienanteil gemäss der Börsenbetreiberin SIX unter die Schwelle von drei Prozent. Darunter sind Zu- und Verkäufe nicht mehr meldepflichtig. Wie Bloomberg schreibt, hat Harris den Rest in den vergangenen drei bis vier Monaten verkauft.
Nach Verlusten und verschiedenen Skandalen steckt die Bank in einer grossen Krise. Alleine im vierten Quartal des vergangenen Jahres haben Kundinnen und Kunden Gelder im Umfang von 110,5 Milliarden Franken von der Grossbank abgezogen. (Lesen Sie unseren Kommentar: Was haben die CS-Chefs in den letzten zwei Jahren eigentlich getan?)
Jetzt dominieren Aktionäre aus dem Nahen Osten
Mit dem Investment in die Grossbank war Harris Associates schlussendlich glücklos. Zum ersten Mal kaufte die Gesellschaft im Jahr 2002 CS Aktien. Damals lag der Aktienkurs bei weniger als 30 Franken. Vor der Finanzkrise 2008 verkaufte der Finanzinvestor alle seine Anteile bei einem Aktienkurs zwischen 60 und 70 Franken mit Gewinn.
2009 kaufte Harris Associates erneut Credit-Suisse-Aktien. Damals lag der Kurs bei rund 23 Franken. Seit damals hat Harris verschiedentlich Aktien der Grossbank gekauft und verkauft. Anfang dieses Jahres kostete eine Aktie der Grossbank noch rekordtiefe 2,57 Franken, derzeit steht sie bei 2,76 Franken.
Das Aktionariat der Credit Suisse wird nun von Investoren aus dem Nahen Osten dominiert. Die Saudi National Bank ist im Zug der Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr mit rund 10 Prozent eingestiegen. Der Staatsfonds aus dem Emirat Katar hält 7 Prozent, die Olayan-Gruppe aus Saudiarabien hält 5 Prozent.
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