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Meinung

Analyse zu Klimazielen
CO₂-Beschiss bei Neuwagen – dieser Klimaschutz ist eine Illusions-Show

Themenbild: Fotoflug mit dem Helikopter über das Zürcher Oberland und die Stadt Zürich . Verkehr, Autos fahren auf der Autobahn A1 Nordring bei der Baustelle am Gubrist Nordportal.
07.07.2017
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)
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Hat da mal jemand 2025 gesagt? Richtig: Als vor fünf Jahren in der Schweiz und im Ausland die Klimaproteste aufflammten, überboten sich die Demonstranten mit Parolen. Die vielleicht radikalste war: Wir müssen bis 2025 klimaneutral werden!

Wie realitätsfremd diese Forderung ist, wird spätestens jetzt klar, ein Jahr vor Ablauf der Frist. Die Schweiz hat ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 erst um rund 20 Prozent senken können – und ist damit im internationalen Vergleich in guter Gesellschaft.

Symptomatisch für dieses kollektive Versagen steht, was diese Woche eine neue Untersuchung der EU-Kommission gezeigt hat: Neuwagen sind viel klimaschädlicher als von den Herstellern ausgewiesen; besonders krass ist die Diskrepanz zwischen Herstellerangaben und Realverbrauch bei Plug-in-Hybriden, die fossil und elektrisch fahren können.

Zufall ist das nicht. Die Autohersteller müssen unter Sanktionsandrohungen immer strengere Klimaziele der Politik erfüllen. Sie optimieren daher ihre Modelle spezifisch auf den Prüftest im Labor. Die Realität auf der Strasse bilden diese CO₂-Werte aber nicht ab.

Grosse Ziele, wenig Massnahmen

Das Resultat ist eine klimapolitische Illusion – der man sich offenbar noch so gerne hingibt, weil sie das angenehme Gefühl entschlossenen Handelns erzeugt: Ja, wir alle wollen Klimaschutz!

Aber können wir Klimaschutz auch? Bis 2030 muss die Schweiz ihren Treibhausgasausstoss um 50 Prozent senken. Bis 2050 muss sie klimaneutral werden. Das sind zwei grosse Ziele in weniger als 6 respektive 26 Jahren; so will es das Stimmvolk, so wollen es Bundesrat und Parlament.

Doch allein schon das Halbierungsziel ist akut gefährdet, viele Experten sagen sogar: nicht erreichbar. Der Grund: National- und Ständerat haben letzte Woche ein CO₂-Gesetz verabschiedet, das der Dringlichkeit des Klimaproblems nicht gerecht wird. Damit aber bremsen die Politiker den Umbau zu einer klimaneutralen Gesellschaft und Wirtschaft.

Bedenklich ist das Muster, das diesem Verhalten zugrunde liegt, nicht nur in der Schweiz übrigens. Jede Regierung, jedes Parlament will noch etwas ambitionierter erscheinen und beschliesst umso strengere Klimaziele – ohne aber zugleich die nötigen Massnahmen einzuleiten, geschweige denn konsequent umzusetzen.

Ein riskantes Spiel

Sie handeln geradezu so, als ob sie alle Zeit der Welt hätten. Doch auch das ist eine Illusion. Und ein riskantes Spiel. Die globale Erwärmung schreitet schneller voran als prognostiziert. Umso wichtiger ist es, dass wir bis 2050 klimaneutral werden.

Harzt es im Klimaschutz jedoch weiter wie bisher, wird man dereinst sagen: Hat da mal jemand 2050 gesagt?