Vorwurf eines StaatsstreichesBrasiliens Polizei fordert Anklage gegen Ex-Präsident Jair Bolsonaro
Die Bundespolizei kommt zum Schluss, dass Bolsonaro im Jahr 2022 einen Putsch geplant hat. Der Generalstaatsanwalt dürfte nun Anklage erheben – mit ihm ist der Ex-Präsident auf Kriegsfuss.
Die brasilianische Polizei hat eine Anklageerhebung gegen Ex-Präsident Jair Bolsonaro wegen mutmasslichen Putschversuchs gegen dessen Nachfolger Luiz Inácio Lula da Silva gefordert. Bolsonaro und 36 weitere Verdächtige hätten einen «gewaltsamen Umsturz des demokratischen Staates» geplant, hiess es am Donnerstag in einem Ermittlungsbericht der Bundespolizei. Eine «kriminelle Organisation» habe 2022 auf «koordinierte Art und Weise» versucht, den damaligen Präsidenten Bolsonaro im Amt zu halten.
Bereits zu Beginn der Woche hat die Bundespolizei fünf Männer verhaftet, die die Ermordung von Präsident Lula da Silva geplant haben sollen. Die Festgenommenen pflegten eine enge Beziehung zu Bolsonaro. Eine Anklage wurde damit schon wahrscheinlicher.
Bolsonaro drohen zwölf Jahre Haft
Die Polizei übergab ihren Ermittlungsbericht dazu dem Obersten Gericht des Landes. Jetzt muss Brasiliens Generalstaatsanwalt entscheiden, ob Putsch-Anklage gegen Bolsonaro und die weiteren Verdächtigen erhoben wird. Neben dem rechtsextremen Ex-Präsidenten fordert die Polizei eine Anklageerhebung gegen mehrere Ex-Minister, Bolsonaros ehemaligen Geheimdienstchef sowie drei Elite-Soldaten. Bei Verurteilung drohen ihnen bis zu zwölf Jahre Haft.
Bolsonaro kündigte an, gegen eine Strafverfolgung zu kämpfen. «Der Kampf beginnt beim Generalstaatsanwalt», schrieb er im Onlinedienst X. Er griff zudem Alexandre de Moraes an, Leiter der polizeilichen Ermittlungen, Richter am Obersten Gerichtshof und erklärter Erzfeind des Ex-Präsidenten. Moares «tut alles, was gegen das Gesetzt ist», schrieb Bolsonaro.
Gegen Bolsonaro hatten im März ranghohe Militärs ausgesagt, der Ex-Präsident habe einen Putsch geplant, um sich nach seiner Wahlniederlage 2022 gegen Lula an der Macht zu halten. Bolsonaro-Anhänger hatten zudem am 8. Januar 2023 den Präsidentenpalast, das Parlament und den Obersten Gerichtshof gestürmt und ohne Belege behauptet, Bolsonaro sei der Wahlsieg gestohlen worden. Gegen den Ex-Präsidenten wird auch ermittelt, weil er zu dem Sturm aufgerufen haben soll.
AFP
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