Update folgtAnleger befürchten EskalationBörsen sacken wegen Ukraine-Konflikt ab
Die Aktienmärkte in Europa und den USA reagieren heftig auf die geopolitischen Unsicherheiten. In der Schweiz hat es die Bankentitel überdurchschnittlich getroffen.
Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag das grösste Minus seit Beginn der Coronakrise eingefahren. Zinsängste und die Angst vor dem anschwellenden Ukrainekonflikt trieben die Händler dazu, ihre Aktien zu verkaufen. In der Folge fiel der Leitindex SMI auf deutlich unter 12'000 Punkte.
Am Ende des Handelstages schloss der SMI schliesslich 3,84 Prozent tiefer bei 11'881,30 Punkten. Mehr hatte er innerhalb eines Tages zuletzt am 23. März 2020 eingebüsst – damals waren es -5,37 Prozent.
Wall Street nach turbulentem Tag leicht im Plus
Auch andere Finanzplätze kannten am Montag nur noch den Weg gen Süden. In Frankfurt am Main verlor der Dax 3,8 Prozent. An der Pariser Börse schloss der Leitindex CAC 40 mit 3,97 Prozent im Minus.
Nicht so in den USA. Erst Kursabstürze, dann ein fulminantes Comeback: Die US-Börsen haben nach einem turbulenten Tag mit leichten Gewinnen geschlossen. Der zwischenzeitlich um mehr als drei Prozent zurückgegangene Leitindex Dow Jones endete am Montag an der New Yorker Wall Street mit 0,3 Prozent im Plus. Der Technologie-Index Nasdaq Composite, der zwischenzeitlich rund fünf Prozent ins Minus gerutscht war, endete mit einem Plus von 0,63 Prozent. Leichte Zugewinne verzeichnete auch der Index S&P 500.
Unsicherheit bei Anleger
Zinsängste und die Angst vor dem anschwellenden Ukrainekonflikt lösen bei den Aktienhändlern grosse Unsicherheit aus, was sich auch an den anderen Börsenplätzen rund um den Globus zeigt, wo sich der jüngste Abwärtstrend weiter fortsetzt. Am Mittwoch tagt die US-Notenbank (Fed) zu ihrer aktuellen Zinspolitik. Inzwischen gilt es in Finanzkreisen fast als sicher, dass das Fed im März die Zinsen erhöhen wird. Die Frage bleibt jedoch, wie hoch Fed-Chef Jerome Powell gehen wird.
Die Angst der Anleger kommt daher, dass steigende Zinsen zu geringeren Kurs-Gewinn-Verhältnissen bei Aktien führen, weil der Barwert künftiger Gewinne sinkt. «Je restriktiver das Fed argumentieren wird, umso stärker dürfte sich die Umschichtung innerhalb der Anlageklassen fortsetzen – raus aus Risikopapieren wie Aktien rein in festverzinsliche Anlagen», kommentierte ein Händler. «Damit würde den Börsen sprichwörtlich der Deckel aufgesetzt.»
«Bereits letzte Woche erlebten die globalen Aktienmärkte ihre schlechteste Woche seit Anfang 2021 – getrieben von der Sorge um eine straffere Politik der US-Notenbank, der Ungewissheit über den Ausgang der aktuellen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine und enttäuschenden Gewinnmeldungen einiger namhafter Unternehmen», sagte ein anderer Händler. Angesichts dieser Gemengelage sei es nicht überraschend, dass die Unsicherheit hoch bleibe.
Nachfrage nach Franken steigt
Als Folge der Marktturbulenzen stieg auch der Volatilitätsindex VSMI, das sogenannte Angstbarometer, der sein Plus im Tagesverlauf auf über 36 Prozent ausbaute. Es ist der höchste Wert seit dem vierten Quartal 2020.
In der aktuellen Marktlage steige damit auch wieder die Nachfrage nach sicheren Anlagen, hiess es am Markt. Die Anleger griffen daher vermehrt zum Schweizer Franken. Nach einem Zwischenhoch schwächte sich dieser im Laufe des Nachmittags allerdings wieder ab. Das Euro-Franken-Paar lag nach einem Abstecher unter die Marke von 1,03 kurz nach Handelsschluss wieder bei 1,0351 und damit höher als am Vorabend.
Technologietitel im Ausverkauf
Als einzige Aktien im Index SLI konnten die Papiere von Vifor Gewinne verbuchen. Sie gingen mit einem Plus von 0,3 Prozent aus dem Rennen, werden allerdings gestützt durch das Übernahmeangebot der australischen CSL, das den Kurs der Pharma-Papiere nach unten abstützt.
Die grössten Verlierer unter den sogenannten «Blue Chips» waren hingegen die Papiere des österreichischen Lampenherstellers AMS Osram mit einem Minus von 7,4 Prozent. Aber auch andere Titel aus der Technologiebranche wie der Bankensoftwarespezialist Temenos (-6,3%) und der Computerzubehörhersteller Logitech (-5,9%) mussten deutlich Federn lassen.
Doch auch Bankenaktien kamen unter die Räder. So schlossen die Aktien der Grossbank Credit Suisse mit einem Minus von 6,8 Prozent als zweitschlechteste. Und auch die Titel von Julius Bär büssten ganze 6 Prozent ein. Die UBS-Aktien gehörten mit einem Minus von 4,7 Prozent hingegen an diesem schwarzen Tag schon zu den «etwas besser abschneidenden» Titeln.
Im Ausverkauf waren zudem die Partizipationsscheine des Liftherstellers Schindler, die als drittschwächste aus dem Handel gingen. Dies, nachdem das Unternehmen am Freitagabend völlig überraschend den Rücktritt des CEOs per Samstag angekündigt hatte, was in Finanzkreisen viele Fragen aufwirft. Ein Analyst vermutet, der Verwaltungsrat habe die finanzielle Leistung als ungenügend erachtet, weshalb der CEO seinen Hut nehmen musste.
SDA/cpm
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