MilliardendealMartin Ebner macht Kasse
Die Schweizer Firma Vifor Pharma, die zuletzt wenig Erfolg hatte, wird von der australischen CSL für fast 11 Milliarden Franken geschluckt. Analysten schütteln den Kopf.
Gerüchte gab es seit diesem Frühjahr. Nun schlägt die australische CSL tatsächlich zu und kauft die Schweizer Vifor Pharma zum stolzen Preis von 11,7 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 11 Milliarden Franken. Der gebotene Preis von 167 Franken je Aktie liegt nur 15 Prozent unter dem Allzeithoch, den Vifor im Sommer 2018 erreicht hatte.
«Wir bezahlen nicht zu viel, denn das ist ein gutes Geschäft mit grossem Wachstumspotenzial», sagte CSL-Chef Paul Perreault in einer Telefonkonferenz. Dabei hatte Vifor zuletzt mit Flops und dem Umbau der Geschäftsleitung Schlagzeilen gemacht. Analysten sehen wenig Sinn in dem Deal.
Das St. Galler Unternehmen Vifor Pharma beschäftigt 2600 Menschen und setzte im vergangenen Jahr 1,7 Milliarden Franken um. Rund ein Drittel davon stammt vom Eisenpräparat Ferinject/Injectafer gegen Eisenmangel. In dem Geschäft sind die Schweizer Weltmarktführer.
Vifors bewegte Geschichte
Zudem betreibt Vifor zusammen mit Fresenius Medical Care ein Gemeinschaftsunternehmen, das Mittel gegen Nierenleiden entwickelt und vermarktet. Das kleinste Geschäft ist eine Arznei gegen einen erhöhten Kaliumspiegel.
In Vifor hatte der Berner Apothekenkonzern Galenica sein Pharmageschäft gebündelt und 2017 abgespalten. Galenica und Vifor wurden lange vom NZZ-Präsidenten Etienne Jornod geleitet. Grösster Einzelaktionär bei Vifor mit rund 23 Prozent ist der Unternehmer Martin Ebner, dem unter anderem die Fluggesellschaft Helvetic gehört. Mit dem Vifor-Verkauf macht Ebner nun Kasse: Auf seinen Anteil umgerechnet fliessen ihm nun rund 2,5 Milliarden Franken zu. Kein Wunder, unterstützt Ebners Beteiligungsfirma Patinex den Deal. Der Verkauf kommt zu einem guten Zeitpunkt, denn zuletzt hatte Vifor Rückschläge zu verzeichnen. Bis Ende November war der Aktienkurs um 25 Prozent eingebrochen.
«Wir können keinen Grund für den Zukauf von Vifor erkennen.»
Vifor entwickelt Medikamente nicht selbst, sondern kauft Lizenzen für aussichtsreiche Produkte. Hier hat das Unternehmen aber das Glück verlassen: Vom Kaliumbinder Valtessa, den Vifor für 1,5 Milliarden Dollar eingekauft hatte, erhoffte sich Vifor zunächst Milliardenumsätze. Doch das Mittel zeigt laut Analysten kaum bessere Wirkung als andere Therapien, daher schrumpften die Verkaufserwartungen immer mehr. Im Sommer ging dann Vifor-Chef Stefan Schulze nach nur 15 Monaten und wurde durch den Briten Abbas Hussain ersetzt. Dieser kennt Käufer CSL gut, denn Hussain sass dort im Verwaltungsrat.
Die jüngsten Probleme bei Vifor schrecken CSL nicht ab. Konzernchef Perreault verweist auf die starke Stellung von Vifor bei Mitteln gegen Nierenleiden, der Markt würde bis 2026 auf ein Volumen von 25 Milliarden Dollar anwachsen.
CSL ist Weltmarktführer für Blutplasma und erwirtschaftete mit rund 25’000 Mitarbeitenden zuletzt einen Umsatz von 9,2 Milliarden Franken. Zudem stellt CSL Medikamente im Bereich Blut- und Atemwegserkrankungen her und hat damit keine Überschneidungen mit Vifor.
«Wir können keinen Grund für den Zukauf von Vifor erkennen», kommentierte daher Stefan Schneider von der Bank Vontobel. CSL-Chef Perreault dagegen begründet den Deal damit, in aussichtsreiche Wachstumsfelder investieren zu wollen.
In der Schweiz beschäftigt CSL 1800 Menschen, vor allem am Standort Bern. Aufgrund der mangelnden Überschneidungen beider Firmen plant CSL-Chef Perreault keine grösseren Stellenkürzungen.
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