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Folgen der gestiegenen Preise
Nun kommen für die Notenbanker die Tage der Entscheidung

Angesichts einer Teuerung von 6,8 Prozent im November im Vergleich zum Vorjahr steht er besonders unter Druck, etwas dagegen zu tun: Fed-Chef Jerome Powell. 
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Dies ist die Woche der Notenbanker. Am Mittwoch das Fed in den USA, am Donnerstag folgt die Europäische Zentralbank (EZB), und dann kommt die Schweizerische Nationalbank (SNB): Alle erklären sie, wie sie die geldpolitische Lage einschätzen und wie sie sich darauf einstellen wollen.

So wichtig wie jetzt waren diese Veranstaltungen schon lange nicht mehr. In der Vergangenheit war die Botschaft eigentlich immer die gleiche: Die Leitzinsen bleiben tief, und Geldspritzen an die Wirtschaft über Käufe von Anleihen (beim Fed und der EZB) und von Währungen (bei der SNB) werden fortgesetzt. Schliesslich war die Teuerung den Damen und Herren des Geldes zu tief.

Im laufenden Jahr lief aber alles aus dem Ruder. In den USA schoss die Teuerung nach den jüngsten Daten aus dem November im Vergleich zum Vorjahr auf 6,8 Prozent und ist damit so hoch wie seit 1982 nicht mehr. In der Eurozone ist sie auf 4,9 Prozent angestiegen – den höchsten Wert seit der Gründung der Währungsunion. In der Schweiz ist sie mit 1,5 Prozent dagegen vergleichsweise gering.

Das weitere Vorgehen der Notenbanker hängt zum einen von dieser Entwicklung des Preisniveaus ab, aber auch von der Wirtschaftslage generell und damit der Corona-Pandemie. Und unter den Notenbanken gibt es eine Art unausgesprochene Hackordnung. Dominierend ist das Fed in den USA, darauf folgt die EZB. Und die SNB tut meist nichts, bevor sich die EZB nicht auf einen neuen Kurs festlegt.

Das Fed geht erneut voran

Die deutlichste und rascheste Schubumkehr ist in den USA zu erwarten. Fed-Chef Jerome Powell und andere Mitglieder des Entscheidungsgremiums der US-Notenbank haben entsprechende Signale bereits ausgesendet.

Klar ist bereits, dass die US-Notenbank die Aufkäufe von Staatsanleihen und verbrieften Hypothekenpapieren langsam auslaufen lassen will. Neu wird sie dafür vermutlich ein grösseres Tempo ankündigen. An den Kapitalmärkten wird überdies erwartet, dass das Fed im nächsten Jahr auch seinen Leitzins anzuheben beginnt.

Trotz der hohen Teuerung in den USA sind sich Analystinnen und Analysten so uneinig wie selten, ob eine Verschärfung der Geldversorgung angemessen ist.

Ein solches Vorpreschen würde auch zur jüngsten Geschichte passen. Anders als etwa die EZB oder die SNB hat die US-Notenbank ihren Leitsatz schon vor der Corona-Krise von 0 bis 0,25 Prozent ab dem Dezember 2015 auf 1,5 bis 1,75 Prozent angehoben. Als im März 2020 das Virus in den USA wütete, hat das Fed den Leitsatz in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in historisch einmaligem Tempo wieder um 1,5 Prozent gesenkt.

Trotz der hohen Teuerung in den USA sind sich Analystinnen und Analysten so uneinig wie selten, ob eine Verschärfung der Geldversorgung angemessen ist. Die einen befürchten, damit würge das Fed frühzeitig die Erholung ab. Denn sollten bisherige oder neue Varianten des Coronavirus die Wirtschaftstätigkeit wieder stark einschränken, würde eine Zinserhöhung zum schlimmsten Moment erfolgen.

Andere verweisen bei einem Nichtstun des Fed auf die Gefahr, dass eine hoch bleibende Inflation sich in den Erwartungen der Leute festsetzt, was zu Zweitrundeneffekten führen wird: Wenn Beschäftigte ihre Löhne und Unternehmen ihre Preise entsprechend dieser Erwartung anpassen, droht sich die Inflation zu verstetigen. Umfragen und Finanzmarktdaten zeigen immerhin, dass weder die Mehrheit der Bevölkerung noch die Märkte von einer über Jahre hoch bleibenden Teuerung ausgehen. Das dürfte auch an der Erwartung einer Schubumkehr beim Fed liegen.

Wenig Bewegung in Europa

Ganz anders als in den USA ist die Ausgangslage in Europa. Trotz dem Rekordwert der Teuerung in der Eurozone ist sie noch immer deutlich tiefer als in den USA. Zudem entwickelt sich die Wirtschaft auf dem alten Kontinent deutlich lahmer als in Übersee. Ein Grund dafür sind erneute Einschränkungen wegen des Virus in einer Reihe von Euroländern wie etwa der Lockdown in Österreich.

Eine Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank ist daher noch für länger so gut wie ausgeschlossen. Bei der UBS rechnet man zum Beispiel nicht vor 2023 mit einem ersten Zinsschritt. Die EZB dürfte nur gerade ihr Coronavirus-Notprogramm zum Aufkauf von Staatsanleihen bis Ende März 2022 einstellen, vermutlich aber über ein anderes Programm weiterhin Staatsanleihen aufkaufen.

Trotz der höchsten Inflation seit Bestehen der Währungsunion wird die Europäische Zentralbank an ihrem Kurs festhalten: EZB-Präsidentin Christine Lagarde. 

Auf den Kapitalmärkten werden am Donnerstag weitere Details dazu erwartet, und man ist gespannt, wie sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde dem wachsenden Druck angesichts der höheren Inflation in der Eurozone stellen wird. Dass die Inflation schon Ende des nächsten Jahres in der Eurozone wieder deutlich unter dem Maximalwert von 2 Prozent zu liegen kommt, wird unter Analystinnen und Analysten jedenfalls breit geteilt.

Und da die EZB kaum etwas fundamental an ihrer Geldpolitik ändert, tut das die Schweizerische Nationalbank erst recht nicht. Dazu hat sie noch sehr viel weniger Grund. Zum einen ist die Inflation gemäss Zahlen zum November im Jahresvergleich mit 1,5 Prozent nicht nur deutlich tiefer als jene in den umliegenden Ländern, sie liegt nach wie vor auch weiterhin im Zielband der SNB von 0 bis 2 Prozent.

Die jüngste Aufwertung des Frankens mindert über tiefere Importkosten die Inflation in der Schweiz und gibt der SNB erst recht keinen Grund, die Zinsen nach oben anzupassen.

Die jüngste Aufwertung des Frankens mindert über tiefere Importkosten die Inflation in der Schweiz und gibt der SNB erst recht keinen Grund, die Zinsen nach oben anzupassen. Denn bisher begründet sie ihren Leitzins von minus 0,75 Prozent und ihre Aufkäufe von Devisen hauptsächlich mit der Abwehr einer zu starken Aufwertung der Schweizer Währung.

Keine Änderung beim Negativzins zu erwarten: SNB-Präsident Thomas Jordan.

Dass die SNB trotz der jüngsten Frankenaufwertung mit solchen Devisenmarkt-Interventionen zuletzt zurückhaltend blieb, zeigt, dass sie angesichts der im Ausland deutlich stärker gestiegenen Preise einen teureren Franken akzeptiert. Aber einen Grund für eine grundsätzliche Änderung ihrer Geldpolitik hat die SNB dennoch keinen, und so wird das SNB-Präsident Thomas Jordan am nächsten Donnerstag erwartungsgemäss auch kommunizieren.