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Meinung

Kommentar zum Knall bei der CS
Auf Horta-Osórios Rücktritt sollte ein weiterer folgen

Einer der beiden ist schon weg: Der zurückgetretene Credit-Suisse-Präsident António Horta-Osório (rechts) und der Konzernchef Thomas Gottstein.
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Der abrupte Abgang von António Horta-Osório ist nur folgerichtig. Denn nachdem bekannt geworden war, dass er mitten in der Pandemie zweimal die Quarantäneregeln verletzt hatte, war seine Glaubwürdigkeit dahin.

Dabei geht es nicht um Moralvorstellungen, sondern um etwas viel Wichtigeres: Horta-Osório war nicht mehr in der Lage, den von ihm versprochenen Kulturwandel durchzusetzen. Kaum jemand inner- und ausserhalb der Bank nahm ihn noch ernst.

Dabei wäre es dringend nötig, dem Supertanker Credit Suisse einen neuen Kurs zu verordnen. Denn in den vergangenen Jahren machte die Bank vor allem mit Milliardenbussen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung, der Verwicklung in einen Korruptionsskandal, einer Spionageaffäre, überrissenen Managergehältern sowie dem Debakel um die Fonds von Greensill und den Hedgefonds Archegos von sich reden.

Damit der Kurswechsel gelingt, genügt es nicht, wenn der Kapitän das Steuer herumreisst. Er muss das neu angepeilte Ziel gegenüber der Mannschaft glaubwürdig vertreten.

Im kleinen Kreis äussert sich Gottstein ganz anders: Nein, die Credit Suisse habe kein Kulturproblem.

Das Problem ist, dass der zweite Mann auf der Brücke – Konzernchef Thomas Gottstein – diesen Anspruch noch weniger verkörpert als Horta-Osório. Nach aussen hin verspricht er zwar, den Kulturwandel mitzutragen. Doch im kleinen Kreis äussert sich Gottstein – seit 1999 bei der Bank – ganz anders: Nein, die Credit Suisse habe kein Kulturproblem.

Nach den gehäuften Milliardenbussen, die den Gewinn der Bank zum Schaden der Aktionäre deutlich schmälern, kommt diese Aussage einigermassen überraschend. Die wiederkehrenden Milliardenbussen tat Gottstein hinter den Kulissen auch schon mal als «Teil des Geschäftsmodells» und «Teil des Spiels» ab – als zwar lästigen, aber letztlich hinzunehmenden Kollateralschaden also.

Wer so denkt, hat an der Spitze eines Unternehmens nichts verloren. Denn genau diese Haltung hat es – zusammen mit einer verfehlten Strategie – möglich gemacht, dass die Credit Suisse von einer Grossbank zu einer im Weltmassstab mittelgrossen Bank geschrumpft ist.