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Meinung

Kommentar zum neusten Fehltritt
Dem Credit-Suisse-Präsidenten bleibt nur der Rücktritt

António Horta-Osório verkündete bei seinem Amtsantritt, Verwaltungsrat und Geschäftsleitung müssten «mit gutem Beispiel vorangehen».
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Selten hat sich ein neuer Präsident eines weltweit tätigen Konzerns so schnell ins Abseits befördert wie António Horta-Osório. Vor drei Wochen wurde bekannt, dass der neue Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse nach einer Rückreise aus Grossbritannien in die Schweiz die zehntägige Quarantäne missachtet hatte und mit dem Privatjet auf die Iberische Halbinsel weitergereist war.

Nun meldet die Nachrichtenagentur Reuters eine zweite Quarantäneverletzung Hortas: Bei einer internen Überprüfung habe die Rechtsabteilung der Bank festgestellt, dass ihr Präsident im Juli bei seiner Reise nach England zum Wimbledon-Endspiel britische Covid-Regeln missachtete.

Zu dem Zeitpunkt galt für die meisten Reisenden nach England eine zehntägige Quarantänepflicht. Horta-Osório habe zwar einreisen dürfen. Doch er habe keine Freigabe erhalten, sich aus der Quarantäne zu begeben, sagten zwei Insider gegenüber Reuters.

Trifft das auch nur im Ansatz zu, hat Horta-Osório seine Glaubwürdigkeit verspielt. Denn er trat sein Amt bei der schlingernden Bank mit einem hohen ethischen und moralischen Anspruch an. Er versprach nichts weniger als einen Kulturwandel und verlangte, die Credit Suisse müsse «das Augenmerk auf die persönliche Verantwortung und Rechenschaft» legen. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung müssten «mit gutem Beispiel vorangehen».

Wie, bitte sehr, will einer, der sich um Gesetze foutiert, den von ihm versprochenen Kulturwandel noch durchsetzen?

Wenn das nicht hohle Worte bleiben sollen, bleibt Horta-Osório nur der Rücktritt. Es geht dabei nicht nur um die Aussenwirkung der Bank, sondern auch um die innere Führung: Kaum jemand im Management und unter den Mitarbeitenden wird den Präsidenten noch ernst nehmen.

Eine Schlüsselrolle kommt nun einmal mehr Severin Schwan zu. Der Roche-Chef ist der starke Mann im Verwaltungsrat: Er sitzt im Risiko- und Nominierungsausschuss, ist Vizepräsident und Lead Independent Director. Als solcher sollte er dem Präsidenten auf die Finger schauen und bei heiklen Geschäften einen Gegenpol zu ihm bilden.

Die Bank hat nun zwar eine interne Untersuchung gegen ihren Präsidenten eingeleitet. Doch es ist kaum vorstellbar, dass Schwan und der gesamte übrige Verwaltungsrat dem Trauerspiel noch lange zuschauen. Denn wie, bitte sehr, will einer, der sich um Gesetze foutiert, den von ihm versprochenen Kulturwandel noch durchsetzen? Und den hätte die Credit Suisse nach den zahlreichen Skandalen der vergangenen Jahre dringend nötig.