Corona-Regeln missachtetZweiter Quarantänebruch von CS-Präsident Horta-Osório
Im Sommer soll CS-Präsident António Horta-Osório an den Wimbledon-Final gereist sein, anstatt in die Quarantäne zu gehen. Ein Grossaktionär stärkt ihm trotzdem den Rücken.
Die Luft für CS-Präsident António Horta-Osório wird dünner. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, soll er ein zweites Mal gegen Quarantäneregeln verstossen haben. (Hier lesen Sie unseren Kommentar dazu.)
Der bekennende Tennis-Fan Horta-Osório soll im Juli an den Wimbledon-Final gereist sein. Er hätte aber nicht im Stadion sitzen dürfen, sondern hätte laut den damals gültigen Regeln nach der Einreise für zehn Tage in Quarantäne gehört. Dies sei das Ergebnis einer bankinternen Abklärung.
Der Bericht sei an das Audit Committee des CS-Verwaltungsrats gegangen. Diesem gehört der ehemalige UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann an. Der Ausschuss soll nun darüber entscheiden, was mit diesen Erkenntnissen geschieht.
Die CS kommentiert eine Anfrage dieser Zeitung nicht.
Gegenüber Reuters stützte der wichtige CS-Aktionär Harris Associates den CS-Präsidenten. «Wir unterstützen die Bemühungen des Verwaltungsratspräsidenten zu 100 Prozent und sind überzeugt, dass er die CS auf den Weg der Besserung bringt», so David Herro, Anlagechef von Harris. «Wir betrachten diese kleineren Verstösse als reine Ablenkungen, und der Fokus muss auf dem Hauptproblem liegen, um das es geht: der Turnaround der CS.»
Ein erster Quarantänebruch von Horta-Osório wurde Ende November vom «Blick» publik gemacht. Anfang Dezember hätte Horta-Osório sich nach einer Rückreise aus England nach Schweizer Regeln eigentlich in seinen Wohnsitz in Wollerau SZ in Quarantäne begeben müssen. Stattdessen hat er die Schweiz aber bereits wieder nach drei Tagen verlassen. Dass der Banker vor seinem Quarantänebruch noch abklären liess, ob er eine Ausnahmebewilligung haben könne, machte die Sache auch nicht besser.
Verfahren in St. Gallen läuft noch
Danach hat er sich für seinen Fehler entschuldigt – sowohl öffentlich als auch gegenüber den CS-Mitarbeitenden. Zudem hat sich Horta-Osório bei der Staatsanwaltschaft St. Gallen selbst angezeigt. Dort wird der Eingang der Anzeige bestätigt. «Das Verfahren ist weiterhin pendent, weshalb keine weiteren Auskünfte erteilt werden», so ein Sprecher. Sollte die Behörde eine Strafe verhängen, könnte diese maximal 5000 Franken betragen.
Daneben wurde die Finanzmarktaufsicht Finma aktiv. «Wir stehen mit der Bank in der Sache in Kontakt», so ein Sprecher.
Die Sache war auch schon Thema im Verwaltungsrat. Wie diese Zeitung berichtete, gab sich das Aufsichtsgremium der Bank aber mit der Erklärung Horta-Osórios zufrieden. Er soll dort gesagt haben, dass er sich versehentlich an den britischen Regeln orientiert habe. Diese schrieben vor, dass man nicht in Quarantäne muss, wenn man weniger als zwei Tage im Land bleibt. Diese Ausnahme gibt es in der Schweiz aber nicht.
Offenbar hat sich die Kommunikationsstrategie des CS-Präsidenten gegenüber dem ersten Vorfall verändert. Beim ersten Bericht über eine Verletzung der Quarantänevorschriften versandte die Bank innerhalb kürzester Zeit eine Medienmitteilung mit dem Mea Culpa von Horta-Osório. Nach dem zweiten möglichen Quarantänebruch blieb es aber bislang ruhig.
Horta-Osório hat seinen Posten erst im April angetreten. Sein Auftrag ist es, die Bank aus den negativen Schlagzeilen zu führen. Nach seiner Wahl an der CS-GV sagte er: Jeder CS-Mitarbeiter soll zum Risiko-Manager werden. Die Kultur der Bank müsse sich ändern. «Wir müssen überlegen, was zu den Problemen geführt hat, vor denen wir heute stehen», so Horta-Osório.
Fehler gefunden?Jetzt melden.