Geldberater über langfristiges AnlegenWer im Alter einen regelmässigen Ertrag wünscht, muss investieren
Attraktive jährliche Ausschüttungen sind mit Schweizer Dividendenperlen machbar. Allerdings muss man eine hohe Risikobereitschaft haben.
Ich besitze eine Million Franken aus einer Erbschaft und einem Hausverkauf. Ich bin 67 Jahre alt, ledig, kinderlos und habe ein eigenes Haus mit einer kleinen Hypothek von 200’000 Franken. In meinem eigenen Haus lebe ich mit meiner Partnerin. Die Million liegt auf dem Sparkonto. Das Geld möchte ich vernünftig anlegen, ohne einen grossen Verlust zu riskieren. Aber ich möchte keine teure Beratung von irgendwelchen Spezialisten und auch keine hohen Kosten. Was für eine Anlage könnten Sie mir empfehlen? Ich denke an eine einmalige Investition der Summe und möchte mich nachher nicht mehr gross darum kümmern müssen. Ideal wäre es, wenn es eine gute Ausschüttung gäbe, die ich als Zusatzrente gebrauchen könnte. P. V.
Wenn Sie sich nicht um die Anlage und die Überwachung Ihres Vermögens kümmern möchten, müssten Sie die Verwaltung eigentlich an einen professionellen Vermögensverwalter delegieren. Allerdings schreiben Sie, dass Sie keine teure Beratung von Spezialisten wünschen. Damit kommt ein klassisches Vermögensverwaltungsmandat nicht infrage.
Tiefere Gebühren von rund 0,5 bis 0,75 Prozent pro Jahr hätten Sie mit einer rein digitalen Vermögensverwaltung auf Fonds- und Exchange-Traded-Fund-Basis, die ebenfalls mehrere Banken und vermehrt auch Fintechunternehmen anbieten. Wunder dürfen Sie weder bei einem klassischen Vermögensverwaltungsmandat noch bei einer solchen rein digitalen Vermögensverwaltung auf Fondsbasis erwarten. Das Anlagerisiko tragen Sie immer allein und je nach gewählter Strategie müssen Sie jederzeit mit mehr oder weniger starken Kursschwankungen und Phasen mit Buchverlusten rechnen. Eine Rendite ganz ohne Risiko ist eine unrealistische Vorstellung.
Sie schreiben zudem, dass Sie auf dem Geld regelmässige Erträge als Ergänzung zu Ihrer Rente wünschen. Möglich wäre dies mittels Schweizerfranken-Obligationen von erstklassigen Schuldnern. Auch da ist es unter Berücksichtigung aller Gebühren kaum möglich, dass Sie die Teuerung schlagen. Höhere Renditen bringen Obligationen selbst von Topschuldnern in US-Dollar oder Euro. Doch dann tragen Sie ein beträchtliches Währungsrisiko, das Sie nicht unterschätzen sollten.
Mehr möglich wäre auch mit einem breit diversifizierten Portfolio an Schweizer Dividendenperlen. Das sind Aktien mit einer attraktiven Dividendenrendite. Beispiele dafür sind Aktien von Swisscom, Swiss Life, Nestlé, Roche, Novartis, Holcim, Swiss Re, Helvetia oder Zurich Insurance. Allerdings sind Dividenden nie garantiert. Zudem müssen Sie auch bei solchen Aktien mit starken Kursschwankungen rechnen und riskieren phasenweise, auf Buchverlusten zu sitzen. Wenn Sie mit solchen Unwägbarkeiten problemlos leben können und deswegen keine schlaflosen Nächte haben, kann dies eine interessante Einnahmequelle im Alter sein.
Wichtig wäre, dass Sie die Aktien nicht mit spekulativen Zielen kaufen, sondern mit der Absicht, diese möglichst bis zum Lebensende zwecks Dividendengenerierung zu halten.
Überlegen könnten Sie sich je nach Ihrer übrigen Finanzlage auch, ob Sie allenfalls Ihre Hypothek teilweise oder ganz amortisieren wollen. Auf der Hypothek zahlen Sie der Bank jährlich einen Zins. Wenn Sie die Hypothek abzahlen, ist das so eingesparte Geld faktisch wie eine Rendite, die Sie ohne eigentliches Anlagerisiko und Gebühren erzielen. Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass es im Alter schwierig ist, wieder eine neue Hypothek zu bekommen. Ganz amortisieren sollten Sie die Hypothek nur, wenn Sie für die Bestreitung Ihres Lebensunterhalts noch genügend andere Einnahmequellen – etwa aus Renten – haben.
Man muss immer auch aufpassen, dass nicht zu viel Geld nur in einer Liegenschaft blockiert ist und man dann Mühe hat, darauf zuzugreifen, wenn man es später für einen Vermögensverzehr oder andere Auslagen – etwa für eine Renovation des Hauses – braucht. Prüfen könnten Sie auch Vermögensentnahmepläne. Dabei wird das Geld ebenfalls gemäss zuvor festgelegtem Risikoprofil breit diversifiziert in Anlagefonds zwecks Ertragsgenerierung investiert und nach einer Weile ein festgelegter Teil laufend als Vermögensverzehr ausgeschüttet.
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