Geldberater zu AnlagestrategienWer die Teuerung schlagen will, muss Risiken eingehen
Die Inflation frisst am Wert des Geldes. Entgegentreten kann man dem, indem man eine Rendite nach Gebühren erreicht, die höher als die Teuerung ist.
Meine Bank gibt mir 0,75 Prozent Zins auf dem Konto. Schon lange denke ich, ob ich mein Erspartes von 95’000 Franken nicht anlegen sollte. Aber ich bin etwas risikoscheu. Ich möchte Rendite, aber ich wäre eine vorsichtige Anlegerin. Wie kann ich vorsichtig anlegen, ohne dass die Teuerung meinen Sparbatzen vernichtet? S. M.
Die Inflation ist Gift. Auf dem Konto bekommt man einen Zins von, je nach Bank, rund 1 Prozent, doch gibt man sich einer Illusion hin: Angesichts der Teuerung und einem Zins von 0,75 Prozent oder 1 Prozent verliert man auf dem Sparbatzen real Geld, weil man den negativen Effekt der Teuerung nicht vollständig kompensieren kann. Nicht der Zins, den Sie auf dem Kontoauszug sehen, ist wichtig, sondern der Zins, der Ihnen unter Berücksichtigung der Teuerung – und der Gebühren – unter dem Strich bleibt.
Darum sollte man einerseits immer einen kritischen Blick auf die Gebühren werfen, da diese ein Renditekiller sind, und anderseits prüfen, was einem vom Zins oder von der Rendite nach Abzug der Teuerung bleibt. Wenn Sie Ihren Kontozins mit der Teuerung vergleichen, müssen Sie nicht mal rechnen, um zu wissen, dass Sie Geld verlieren. Nun könnten Sie zu einer Bank wechseln, die mehr zahlt. Das ist an sich richtig, dennoch wäre Ihr Realzins bei vielen Instituten weiter negativ, oder Sie müssen in Kauf nehmen, dass Ihr Geld länger blockiert ist.
Mehr Rendite birgt höheres Risiko
Das Gleiche gilt bei Festgeldern oder Kassenobligationen, da deren Zinsen zwar besser als jene auf dem Konto sind, meist aber unter der Teuerung liegen. Wegen der gestiegenen Zinsen sind Obligationen attraktiver geworden. Obligationen von sehr sicheren Schuldnern in Schweizer Franken sind aber nach wie vor oft ein Negativgeschäft – erst recht, wenn Sie auch die Transaktionskosten und die Depotgebühren mit einrechnen.
Mehr Rendite möglich ist mit Frankenanleihen von schlechteren Schuldnern. Doch damit tragen Sie ein höheres Risiko. Wenn der Schuldner zahlungsunfähig würde, laufen Sie Gefahr, einen Teil Ihres Geldes zu verlieren. Eine Möglichkeit wäre für Sie ein Fonds, der in eine Vielzahl von Frankenobligationen von Schuldnern mit unterschiedlicher Bonität investiert und so etwas mehr Rendite erreicht. Viel liegt aber auch da nicht drin.
Deutlich mehr Zins gibt es bei erstklassigen Schuldnern auf Obligationen in US-Dollar oder Euro. Den Preis für die höhere Rendite bezahlen Sie aber in Form eines Währungsrisikos. Wie gross dieses ist, sehen Sie, wenn Sie den Kursverlauf des US-Dollar und des Euro in den letzten Jahren gegenüber dem Franken vergleichen. In den meisten Phasen haben Sie aufgrund der Abwertung der Fremdwährungen verloren.
Hohe Dividenden auf Aktien von Swiss Life, Zurich oder Nestlé
Darum würde ich Leuten, die wenig Risiken eingehen möchten, von Fremdwährungsanlagen abraten oder nur Fonds und Exchange Traded Funds nutzen, welche eine Währungsabsicherung beinhalten. Dies kostet aber zusätzliche Gebühren. Mehr Zins bekommen Sie auch auf Renditeoptimierungsinstrumenten wie Barrier-Reverse-Convertible-Produkten, wie sie viele Banken propagieren. Hier tragen Sie auch ein erhöhtes Risiko, da diese Produkte an die Entwicklung von Basisprodukten, meist Aktien oder Indices, gekoppelt sind und man zusätzlich ein Emittentenrisiko in Kauf nehmen muss.
Höhere Renditen zu machen sind ebenfalls mit Aktien von Firmen mit hohen Dividenden wie Swiss Life, Zurich Insurance, Holcim, Helvetia oder Nestlé. Hier tragen Sie aber ein beträchtliches Kursrisiko – ebenso bei Fonds, welche in solche Aktien investieren. Selbst bei Strategiefonds, die nur einen Teil des Geldes in Aktien und den Rest in Obligationen und andere Anlageklassen anlegen, müssen Sie ein Kursrisiko in Kauf nehmen.
Sie müssen sich entscheiden, ob Sie ein mehr oder weniger hohes Anlagerisiko tragen wollen und dafür die Chance haben, langfristig deutlich mehr Rendite als auf dem Sparkonto zu erzielen. Oder ob Sie kein Risiko akzeptieren möchten, dafür aber die Teuerung nicht ganz schlagen können. Falls Sie einen langen Anlagehorizont von zehn Jahren oder mehr haben, würde ich die höheren Renditechancen von Aktien oder gemischten Fonds mit einem Aktienanteil nutzen und so dem Wertzerfall durch die Teuerung entgegentreten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.