Städtereise im WinterSalzburg kann viel mehr als Mozart
Die österreichische Stadt ist nur ein paar Zugstunden entfernt. Ein Guide für eine entspannte Erkundungstour im Winter – mit Tipps, wie man sich immer wieder aufwärmen kann.
Warmlaufen
Obacht. Es kann glatt werden auf den Treppen und Wegen. Deshalb lautet der erste Tipp für diesen Citytrip: Unbedingt feste Schuhe anziehen! Aber es tut wirklich gut, sich zwischendurch aufzuraffen zum winterlichen Stadtwandern auf den Hausbergen (nur schon, weil man sich hier in Salzburg dann mit gutem Gewissen durch all die Nockerln, Strudel und Mozartkugeln schlemmen kann).
Der Kapuzinerberg ist der wildere unter ihnen, aus der Altstadt kommend erreichbar über die sogenannte finstere Stiege. Ein passender Name, und auch die Anhöhe selbst ragt im Winter etwas düster empor. Der erste Schwung Stufen fällt vielleicht mit dem Gedanken an die Mönche leichter, die hier einst zur Busse auf Knien hochrutschten.
Kaum oben auf Höhe der Hettwer-Bastei angekommen, wird man mit etwas Glück auch anders abgelenkt: von frei lebenden Gämsen. Die Stadtgeräusche dringen nur noch gedämpft nach oben; wenige Minuten Aufstieg haben in eine andere kleine Welt geführt. Die Runde auf dem Basteiweg vorbei am Franziskischlössl kann nun eine Stunde dauern oder länger, Pausen zum Schauen und Fotografieren müssen sein.
Vor allem am östlichen Rand des Bergs kann man zwischendurch vergessen, dass das eigentlich ein Städtetrip ist. Runter gehts dann wieder ganz fix, über den Stefan-Zweig-Weg oder erneut über die finstere Stiege. Immer wieder verblüffend, wie nah in Salzburg alles beieinanderliegt. Wer jetzt genug hat, belohnt sich im nächsten Café.
Ansonsten weiter zur Tour über den niedrigeren, mehr besuchten Mönchsberg. Der Weg zur anderen Salzachseite hält praktischerweise eine Wärmeinsel der besonderen Art bereit: Nur eine knarrende Tür trennt den österreichischen Winter von einem Dschungelmoment.
Im Glashaus der Orangerie im Mirabellgarten wachsen Palmen und andere exotische Pflanzen, Wasser plätschert und Papageien rufen aus einer Voliere. Ein versteckter und überraschender Rückzugsort.
Zurück in die Kälte, über den Müllnersteg. Auch der Mönchsberg-Aufzug führt drüben hoch zum Museum der Moderne und schöner Aussicht, aber zu Fuss stellt sich ein intensiveres Gefühl von Stille und Weite ein. Von der Richterhöhe reicht der Blick bis zu den bayerischen Bergen, und über das Schartentor geht es bis hoch in die Festung Hohensalzburg. All das passt locker in einen Vor- oder Nachmittag. Am Ende nochmals tief Luft holen – und nun ist wirklich Appetit vorhanden für die nächste Schlemmerei da unten.
Indoor mit Mozart
So viel zur Natur. Die Scharen internationaler Gäste kommen aber natürlich eher wegen ihm. Dem unsterblichen Sohn der Stadt, dem längst alles gewidmet ist von der süssen Kugel über die Playmobilfigur in den Shops bis hin zur interaktiven Skulptur von Marina Abramović. Man kann sich zum Spass beim Blick auf den Stadtplan kurz vorstellen, wie viele Touristen gerade in diesem Moment irgendwo irgendwas zu Mozart besichtigen, hören, kaufen.
Wer anhand einer einzigen Geschichte den globalen Kult nachvollziehen will, tritt ins Mozart-Wohnhaus am Makartplatz 8 ein. Seit gut einem Jahr hängt hier ein Gemälde, das davor 250 Jahre lang durch die Privatgalerien vermögender Familien gewandert ist und dessen Rückkehr in die Öffentlichkeit Museumsdirektor Linus Klumpner als «Sensation» bezeichnet. Anderthalb Jahre habe man mit einem geheimnisvollen, sehr reichen Menschen «aus Asien» verhandelt, bis dieser sich überzeugen liess, das Bild «Mozart in Verona», das er 2019 anonym für 4,6 Millionen Euro ersteigert hatte, als Dauerleihgabe nach Salzburg zu geben.
Die für den Coup verantwortliche Non-Profit-Stiftung Mozarteum hat zum Ziel, Mozart allen zugänglich zu machen – unabhängig vom Geldbeutel. Neben Museumsprojekten, Konzertreihen und Festivals befasse man sich derzeit viel mit künstlicher Intelligenz, erzählt Geschäftsführer Rainer Heneis. Aus Kultur- und Entertainment-Kreisen kämen immer mehr Anfragen, wie er denn nun ausgesehen habe, der Mozart – für die Entwicklung glaubhafter Avatare, Serien und so weiter. Wer weiss, vielleicht gibt es bald Konzerte im Stil der virtuellen Abba-Revue in London?
«Der Wolferl würde sich sicher amüsieren, wenn er sehen könnte, was man alles aus ihm macht», sagt Astrid Zehentmayer, die seit vielen Jahren Gäste durch die Stadt führt. Und wenn wir schon beim Humorigen sind, dem Mozart ja bekanntlich selbst nicht abgeneigt war, hat sie gleich noch eine ganz spezielle Adresse in petto: Das St.-Peter-Stiftskulinarium, die (angeblich) älteste Gaststätte Europas, wo am Abend Kerzen auf weiss gedeckte Tischen flackern und hohe Absätze auf historischem Holzboden klackern.
Wer zum mehrmals im Monat angebotenen «Mozart Dinner Concert» kommt, darf sich aufbrezeln, um zum Knödel-Supperl und zum gebratenen Kapaun «Don Giovanni» und «Die Zauberflöte» als Kammerkonzert samt Gesang vorgesetzt zu bekommen. Englisch, Französisch, Deutsch in verschiedenen Dialekten ist zu hören, manche feiern Geburtstag, nur die indonesische Familie gegenüber stochert recht still in ihren Tellern. Jetlag, sagt die Tochter entschuldigend. Dass sich Konzertpassagen und drei Barock-inspirierte Gänge fast drei Stunden lang abwechseln, um die Musik nicht zum Hintergrundgedudel verkommen zu lassen – darauf sei man nicht gefasst gewesen.
Schwitzen und rausschauen
«Faaaack! Na, des is nur, weil i vorhin gessn hob!» Gelächter, während der Mann von der Sauna-Waage steigt mit der Frage an seine Begleitung: «Und, was host du, 120?» Heiterkeit an der Waage, wie schön; und auch sonst ist die Stimmung gut hier oben über den Dächern, im Paracelsus-Bad und -Kurhaus. Kein Wunder: Das Panorama ist sensationell. Einer der Schwitzräume weist direkt auf die Festung, abends funkeln davor die Lichter des Zentrums. Und die schnörkellose Architektur des Baus selbst lässt die Augen ausruhen von der Altstadtpracht.
Die Wellness-Oase mit Wow-Faktor hatte freilich einen harzigen Start. Im hochmodernen Hallenbad schwamm nämlich noch Monate nach der offiziellen Eröffnung vor fünf Jahren erst einmal niemand. Zwar hatte das Paracelsus nach seiner Fertigstellung Architektur- und Nachhaltigkeitspreise abgeräumt, doch dann zeigten sich Baumängel in der spektakulären Lamellendecke über den Becken. Danach war das Bad erst mal gesperrt.
Schwamm drüber – und vom warmen Aussenpool noch mal einen Blick über die Dächer und Kuppeln werfen. Schon schön.
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Aufgefrischt
Man biegt nur um wenige Ecken, und schon wird der Trubel der winterlichen Altstadt abgelöst durch die entspannten Gassen des Kaiviertels. Das Kaffeehaus, so der selbstbewusste Name, ist am Freitagnachmittag gut besucht, und zwar von Einheimischen. «Weniger Bussi Bussi, mehr Amore» steht in Neonlettern an der Wand. Ansonsten: dezent designte Gemütlichkeit, hervorragender Kaffee und frisch ausgebackene Apfelradeln auf dem Tischchen, eine Geburtstagsgesellschaft samt Kinderwagenparade im Nebenraum. Das Café gehört zu den Orten des jungen Salzburgs.
Hier macht auch Matthias Gruber gern Pause, und er muss es wissen als Mitgründer von Fräulein Flora, dem Blog «für das schöne Leben in Salzburg». Dieses habe im Alltag, sagt Gruber, mit Mozart eher wenig zu tun. Wie steht es also um die zeitgenössische Seite dieser Stadt, die so wunderhübsch ist und zugleich oft so scharf am Klischee entlangschrammt? «Es gibt von allem wenig, aber inzwischen immerhin von allem eins – und früher halt keins», sagt Gruber und meint damit Orte, die dem Motto «Keine Touristenfallen, kein Bullshit» von Fräulein-Flora-Empfehlungen standhalten. Bloss stünden und fielen solche Projekte oft mit Einzelnen: «Jemand zieht etwas auf, ist enthusiastisch, aber wird mit der Zeit müde, und am Ende kollabiert es wieder.»
Andererseits: Wer wills den Leuten verdenken, wenn sie in Salzburg nun mal das wollen, wofür es berühmt ist. «Klar, in Berlin suche ich als Gast umgekehrt auch nicht krampfhaft nach einem Stückchen Barock, sondern die urbane Subkultur», sagt Gruber. Also, in diesem Sinne noch mal auf ins Epizentrum der hiesigen Winterpostkarte: die weihnachtliche Altstadt!
Feines gegen die Kälte
Was ist dort eigentlich so besonders, dass jeweils im Dezember eine Million Menschen zum Christkindlmarkt anreisen? Wohl nicht zuletzt, dass es dann bei allem Trubel authentisch zugeht, mit Handgemachtem aus der Region statt knalliger Massenware. Und dann natürlich: diese Szenerie! Freilich ist es auch nach dem Adventstrubel rund um Dom- und Residenzplatz schön. Oder sogar: Noch schöner, wenn man es lieber etwas weniger bevölkert mag.
Ein Besuch im Dom ist natürlich Pflichtprogramm – und die allerbeste Zeit dafür ist vor dem Mittagessen, zur «Musik zu Mittag»: Täglich ausser sonntags gibt es pünktlich nach dem Zwölfuhrläuten ein Konzert an einigen der sieben Orgeln. Während sich der Organist auch Ausflüge in moderne Kompositionen erlaubt, lauscht ein überraschend buntes Publikum. Tickets kosten 9 Euro und sind direkt über die Website des Doms zu beziehen.
Und noch so einen Fixpunkt gebe es, sagt Cityguide Astrid Zehentmayer, den Sporer. Die legendäre Likör- und Punschmanufaktur in vierter Generation hat den ganzen Winter über ihre Spezialitäten parat. «Medizinalrat Sporer» werde er manchmal im Scherz genannt, erzählt Zehentmayer – denn auf Nachfrage gebe es auch mal ein Stamperl selbst gemachten Wodka mit Zitronensaft für die Abwehrkräfte.
Kurz nach dem Eintreten in den winzigen Schankraum dampft schon die Hausmischung oder der Orangenpunsch in der Tasse, und da kann es passieren, dass sich nach ein paar Schlückchen alles sehr leicht anfühlt. Von spontanen Wanderungen auf die Hausberge ist an diesem Punkt deshalb wirklich dringend abzuraten. Aber es gibt ja noch genug anderes zu tun im Winter in Salzburg …
Noch Fragen? Praktische Tipps für die Reise
Wie hin- und herumkommen?
Ab Zürich gibt es mehrmals täglich Direktzüge nach Salzburg Hbf. (Fahrzeit ca. 5,5 Std.). Vor Ort bietet die Salzburg Card während 24, 48 oder 72 Stunden freie Fahrt im Nahverkehr und Gratiseintritt in alle Sehenswürdigkeiten. www.salzburg.info/de/hotels-angebote/salzburg-card
Wo essen?
Unbedingt reservieren sollte, wer im Gasthof Goldgasse einkehren will. Das kleine feine Lokal im historischen Gemäuer ist für Klassiker wie Backhendl im Kupfertopf bekannt. www.gasthofgoldgasse.at
Wenige Schritte von der Getreidegasse entfernt serviert das Wirtshaus Elefant Gutes aus regionalen Zutaten – für ein schnelles Mittagessen darf man sich auch einfach mal an den Stammtisch dazusetzen. www.wirtshauselefant.com
Von 7. bis 30. März findet das Kulinarikfestival Eat & Meet statt. Es steht diesmal unter dem Motto «Essthetik – Essen, Design & Geschmack» und fokussiert auf die Art der Präsentation. www.salzburg-altstadt.at/de/eat-meet
Kulinarische Stadtführungen rund ums Jahr bietet zum Beispiel Astrid Zehentmayer, die mit ihrer Kollegin Michaela Muhr auch das Buch «Kulinarisches Salzburg. A G’richt – a G’schicht» veröffentlicht hat. www.kulinarische-abenteuer.at
Was mit Kindern unternehmen?
Der zweistündige Stadtforscher-Spaziergang führt mit «Little Mozart» kindgerecht zu Sehenswürdigkeiten (Anleitung online und als Flyer in der Touristeninformation). www.salzburg.info/de/salzburg/familie/stadtforscher
Im Haus der Natur sind Weltraum, Tiefsee, das Innere des menschlichen Körpers und noch mehr interaktiv zu entdecken. www.hausdernatur.at
Das Marionettentheater ist von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe erhoben worden, zur Aufführung kommen Klassiker wie «Die Zauberflöte». Auch für Erwachsene bezaubernd. Marionetten.at
Zum Austoben an der frischen Luft bieten sich der Zauberflötenspielplatz im Mirabellgarten und die Klettergerüste an der Müllner Schanze an.
Wo Mitbringsel finden?
Direkt am Tresen werden kunstvoll von Hand bunte Lollis gedreht und Bonbons fabriziert: Die Zuckerlwerkstatt wirkt wie ein wahr gewordener Kindertraum – und Erwachsene können sich mit dem Gedanken an 100 Prozent österreichische Zutaten und jahrhundertealte Rezepte ein gutes Gewissen machen. www.zuckerlwerkstatt.at
An der mit alteingesessenen Handwerksläden gesäumten Getreidegasse gibt es in der Likör- und Punschmanufaktur Sporer Spirituosen zum Verkosten und Mitnehmen (Sporer.at). Die Konditorei Schatz bringt seit Generationen Torten, Strudel und besondere Mozartkugeln hervor. Schatz-konditorei.at
Die Idee für ’s Fachl stammt – wie die der Zuckerlwerkstatt – aus Wien. Doch die Produkte, die in den namensgebenden Holzkisten des Ladens im Kaiviertel ausgestellt werden, stammen von örtlichen Kreativen – das Angebot reicht von Spielzeug über Keramik und Schmuck bis hin zu Essbarem. www.fachl.at
Die Linzer Gasse der Neustadt gilt als Getreidegasse der Einheimischen, mit vielen besonderen Läden, vom Sortimentswunder des Haushaltsgeschäfts Küchenfee bis hin zu spezialisiertem Handwerk.
Wo übernachten?
Wer eines der 16 Zimmer im Hotel Goldgasse anmietet, kann sich auf das Flair eines 700 Jahre alten Hauses mit allem Komfort und einen überaus herzlichen Empfang freuen. DZ mit Frühstück ab ca. 250 Euro. www.hotelgoldgasse.at
Wenige Schritte vom Hauptbahnhof empfängt das Boutiquehotel Zum Hirschen nach einer Rundumrenovierung in neuem Design – samt kleinem Spa. DZ ab 180 Euro, Frühstück zusätzlich 25 Euro. Zumhirschen.at
Ebenfalls in Bahnhofsnähe liegt das Hostel The Keep mit Upcycling- und Nachhaltigkeitskonzept. DZ mit Frühstück ab 110 Euro, günstiger schläft es sich in den Mehrbettzimmern. www.thekeepresidence.com
Mehr erfahren? www.salzburg.info, www.fraeuleinflora.at
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