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Paukenschlag an der GV
Aktionäre strafen CS-Führung ab

Für CS-Chef Thomas Gottstein ist auch die Generalversammlung 2022 keine gefreute Sache.

Es ist ein Denkzettel für die CS-Spitze: Die Entlastung für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat für das Jahr 2020 wurde mit rund 60 Prozent abgelehnt. Sprich, ohne Entlastung halten sich die Aktionäre die Möglichkeit offen, Haftungsklagen gegen die CS-Spitze anzustrengen.

Schon im Vorfeld hatten sich wichtige Aktionäre gegen die Décharge ausgesprochen. Unter anderem der Staatsfonds von Norwegen, der mit 1,3 Prozent Anteil einer der 15 grössten CS-Aktionäre ist. Aber auch die Stimmrechtsberater ISS und Glas Lewis sprachen sich dagegen aus. Sie haben grossen Einfluss bei Profi-Investoren. Der frischgewählte CS-Präsident Axel Lehmann zeigte sich «enttäuscht» über das Ergebnis. Man werde es im Verwaltungsrat analysieren.

Dass die Entlastung an Generalversammlungen verweigert wird, kommt eher selten vor. Vor drei Jahren erging es der Konkurrentin UBS gleich. Damals wegen dem Steuerstreit in Frankreich.

Im letzten Jahr ausgeklammert

Die Entlastung für das Geschäftsjahr 2020 war an der Generalversammlung des vorigen Jahres ausgeklammert worden. Dies, da kurz vor der GV der Greensill-Skandal Fahrt aufgenommen hatte und der Hedgefonds Archegos zusammengebrochen war. Wie teuer Greensill wird, ist noch unklar, Archegos kostete die Bank rund 5 Milliarden Franken.

Im Gegensatz zur Entlastung für das Geschäftsjahr 2020 nahmen die Aktionäre den Antrag zur Entlastung für 2021 mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 77,5 Prozent an. Explizit ausgeklammert von der Entlastung waren allerdings auch für 2021 die Themen mit Bezug zu den «Greensill-Fonds».

Die CS wurde dafür kritisiert, dass die GV nur virtuell abgehalten wurde und dadurch Kleinaktionäre ihren Ärger gegenüber der Bankspitze nicht zum Ausdruck bringen konnten. Die Bank reagierte darauf, indem sie im Vorfeld eingereichte kritische Voten von Kleinaktionären vortragen liess. 

Die CS-GV im besonderen Rahmen. 

Sonderprüfung abgelehnt

Wegen der Vorgänge um den Skandal der Greensill-Fonds hatten Aktionärsvertreter wie die Analagestiftung Ethos eine Sonderprüfung der Vorgänge beantragt. Ethos hatte im Vorfeld einen detaillierten Fragen-Katalog vorgelegt, den die Bank beantwortet hatte.

Entgegen früherer Zusagen weigert sich die Grossbank weiterhin aber, den internen Untersuchungsbericht zum Greensill-Skandal offen zu legen. CS-Präsident Lehmann verwies als Begründung erneut darauf, dass durch eine Veröffentlichung des Berichts die Stellung der Grossbank bei den laufenden juristischen Auseinandersetzungen schwächen könnte – und damit zum Nachteil der Aktionäre wäre.

Die CS-Anleger folgten hier der Bankführung und lehnten den Antrag auf einer Sonderprüfung mit fast 89 Prozent ab. Ebenfalls abgelehnt wurde der Antrag von Ethos und weiteren Investoren, die Statuten der Bank zu ändern, so dass diese regelmässig rapportieren muss, wie die CS zum Einhalten des Pariser Klima-Abkommens beiträgt.

Bei den Wahlen in den Verwaltungsrat blieben Überraschungen aus: Die Chinesin Keyu Jin wurde mit rund 94 Prozent neu in den Verwaltungsrat gewählt, obwohl sich an ihrer Nominierung Kritik entzündet hatte. Denn die Ökonomin hatte in einem Interview mit dem «Magazin» Verständnis für die Umerziehungslager Chinas geäussert, in der die Minderheit der Uiguren schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt ist. 

Verwaltungsratspräsident Lehmann hatte an der Generalversammlung zuvor die Veränderungen bei der Bank nach der anhaltenden Pannenserie betont. Nicht zuletzt würden die Geschäftsleitung und das Führungsteam nachhaltig umgestaltet und gezielt gestärkt. «Veränderungen müssen an der Spitze beginnen», betonte Lehmann.

Nach den Wahlen in den Verwaltungsrat werde das Gremium ein «ausgeglichenes Verhältnis zwischen Mitgliedern mit bis zu 12 Monaten und solchen mit längerer Amtszeit» aufweisen, sagte Lehmann, der das Präsidium im Januar nach dem vielbeachteten Abgang von António Horta-Osório übernommen hatte.  

«Elf von neu 13 Positionen in der Geschäftsleitung werden neu besetzt sein», sagte Lehmann weiter. Dies zeige, wie ernsthaft und tiefgreifend die Veränderungen sind. «Als frischgebildetes und starkes Team treibt die Geschäftsleitung unter der Leitung unseres CEO Thomas Gottstein die strategische Transformation und den kulturellen Wandel voran.» Die Bank sei in einem Formtief und brauche fundamentale Veränderungen.

Systematisches Risikomanagement

Die CS wolle auch eine «Kultur der Offenheit» erreichen, in der sich alle einbrächten. «Wir brauchen eine Kultur, die Widerspruch zulässt, um Fehler zu vermeiden und daraus zu lernen», so Lehmann. Risikokultur heisse aber nicht primär Repression und Verbote, sondern «Klarheit, Motivation und Überzeugtheit». 

Anderes sei aber auch «positiv, ermutigend, zukunftsfest»: Die Bank habe eine starke Kundenbasis, sie sei in vielen Bereichen führend und verfüge über erstklassige Talente und eine starke Kapitalbasis. «Wir haben einen klaren Plan, um die Bank wieder zum erwarteten Erfolg und zu profitablem Wachstum zu führen», versicherte Lehmann.

Richtige Struktur

Auch CEO Thomas Gottstein sieht die Bank, trotz dem schwachen Start ins neue Geschäftsjahr 2022, auf dem richtigen Weg. «Ich bin überzeugt, dass wir über die letzten zwölf Monate die Voraussetzungen geschaffen haben, damit die Bank wieder wesentlich stabiler und in ihrer Entwicklung verlässlicher ist.»

So verfüge die Bank nun über die richtige Organisationsstruktur und das richtige Führungsteam, um die Strategie umzusetzen, sagte Gottstein an der Generalversammlung. «Der Verwaltungsrat unter der Leitung von Axel Lehmann und die Geschäftsleitung unter meiner Führung sind auf einer Linie», beteuerte der CEO.