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Greensill-Skandal 
Credit Suisse streicht Angestellten 43 Millionen Franken Boni

Etwas Klarheit zum Greensill-Debakel: Das Logo der Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz.
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Vor mehr als einem Jahr geriet die Firma des australischen Finanzwunderkinds Lex Greensill in Schieflage. Die Pleite hatte auch Folgen für die Credit Suisse. Die Bank hatte Fonds der Finanzboutique im Umfang von 10 Milliarden Franken an rund 1200 Kundinnen und Kunden verkauft. Noch immer ist nicht klar, wie teuer das Greensill-Debakel für die Credit Suisse und ihre Kundschaft wird. Bislang hat sie rund 70 Prozent des Fondsvermögens zurückbezahlt.

Vor der Generalversammlung Ende April haben nun die Aktionärsvertreter von Ethos und weitere CS-Aktionäre Klarheit darüber gefordert, was bei der Bank schiefgelaufen ist. Die Bank will jedoch den internen Greensill-Bericht nicht offenlegen. Dies, weil sie glaubt, dass das bei den Gerichtsverfahren rund um Greensill ein Nachteil sein könnte. Sie hat aber am Montag Antworten auf einen Fragekatalog von Ethos publiziert. Diese geben einige Einblicke in das Debakel.

Finanzunternehmer Lex Greensill bereitet der CS Ärger. 

Laut dem CS-Dokument wurden wegen des Greensill-Debakels zehn Personen entlassen. Weitere Mitarbeitende seien verwarnt worden. Bei den entlassenen Mitarbeitenden wurde der Bonus 2021 gestrichen. Bei denen, die verwarnt wurden, wurde der Bonus 2021 gekürzt. «Dieser Clawback belief sich insgesamt auf 43 Millionen Dollar», heisst es in dem CS-Dokument.

«Mitarbeitende hätten den Reputations- und den wirtschaftlichen Schaden abwenden können.»

CS-Antwort auf Ethos-Frage

Dieses zeigt auch auf, dass die Affäre für die CS weniger kostspielig geworden wäre, hätten sich alle CS-Mitarbeiter an die Regeln gehalten. «Die Aufarbeitung der gesamten Greensill-Angelegenheit ab März 2021 zeigte, dass einzelne Manager und Mitarbeitende den Reputationsschaden und den wirtschaftlichen Misserfolg hätten abwenden können, wenn sie sich in den Vorjahren angemessener verhalten hätten.»

Problematisch ist etwa ein Deal mit dem japanischen Grossinvestor Softbank, der an Greensill beteiligt war. Als im März 2020 viele Investoren im grossen Stil Fondsanteile verkauften, standen zwei der Greensill-Fonds kurz vor der Schliessung. Softbank war dann bereit, 1,5 Milliarden Dollar in einen der Greensill-Fonds der CS zu investieren. Dafür verlangte der Investor von der CS die Garantie (Side Letter), dass die Bank künftig einige Geschäfte exklusiv mit Greensill abwickelt. «Dieser Side Letter verstiess jedoch gegen das Gebot zur Gleichbehandlung der Investoren», schreibt die CS.

Enge Verbindung zu Lex Greensill

Als die Bank davon erfahren habe, habe sie eine unabhängige Untersuchung durchführen lassen und den Vorfall der Finanzmarktaufsicht Finma gemeldet. Die Abmachung mit Softbank sei wieder aufgehoben worden, der Investor habe daher sein Geld gleich wieder abgezogen. Der verantwortliche Manager im Credit Suisse Asset Management wurde disziplinarisch sanktioniert, was unter anderem zu einer starken Kürzung seiner Entschädigung führte.

Das Dokument zeigt auch auf, wie eng die Beziehungen von Lex Greensill und der CS waren. Das begann damit, dass 2016 Greensill der Bank nicht nur das Konzept seines Geschäfts erklärte, sondern auch gleich noch die Dienstleistungen näherbrachte, die Greensill rund um die Fonds erbringen konnte. Im Anlageprospekt wollte die Bank Greensill als Mann hinter den Fonds aber nicht offenlegen. Dies, weil sie glaubte, er hätte sonst eine Monopolstellung. Später gewährte die CS Greensill aber einen Kredit über 140 Millionen Dollar. Dieser sollte mit dem Erlös aus einem späteren Börsengang von Greensills Finanzgruppe zurückbezahlt werden.

Die Bank war offenbar noch sehr lange optimistisch, dass Greensill doch ein Finanzwunderkind war. Noch Ende 2020 sollten mithilfe der CS Greensill-Aktien im Umfang von 7 Milliarden Dollar verkauft werden. Am Markt gab es dafür aber offenbar wenig Interesse. «Die Beteiligten verschoben die Platzierung der Aktien daher in das erste Quartal 2021», heisst es im CS-Dokument. Das klappte dann auch nicht: «Wegen des Zusammenbruchs von Greensill konnte die Transaktion dann aber nicht realisiert werden.»

Das Papier der Credit Suisse schaffe ein wenig Transparenz, so Ethos-Direktor Vincent Kaufmann. Das sei positiv. Doch das Problem bleibe das Gleiche: «Wie können wir sicher sein, dass die Antworten vollständig sind? Wir verlangen daher weiterhin eine Prüfung durch einen externen Prüfer.» Offen bleibe für Kaufmann etwa, wann die CS-Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat genau von den Problemen bei Greensill erfahren haben. Dass Greensill Schwierigkeiten hatte, war schon lange bekannt, doch die CS habe lange zugesehen. Ethos will daher an der GV über einen Antrag für eine Sonderprüfung abstimmen lassen, so Kaufmann.