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Umstrittener Investor
Er kostete die Credit Suisse fünf Milliarden, jetzt sitzt er im Gefängnis

Gründer der Anlagefirma Archegos: Bill Hwang sitzt in Haft. 
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Vor einem Jahr sorgte die Archegos-Pleite für Schockwellen auf den Finanzmärkten: Der Zusammenbruch des Finanz-Vehikels von US-Investor Bill Hwang verursachte einen milliardenschweren Schaden bei einer ganzen Reihe von Grossbanken.

Besonders hart traf es die Credit Suisse. Sie hat wegen der Pleite 5 Milliarden Franken verloren. Doch auch andere Banken mussten wegen Archegos heftige Verluste hinnehmen. So etwa die UBS, die fast 800 Millionen Franken verlor.

«Er ist gekleidet wie ein durchschnittlicher amerikanischer Soccer-Dad: blaues Hemd, blaue Cargohose, Adiletten.»

Bloomberg-Journalisten über Hwang

Nach der Pleite wurde es ruhig um Hwang. Journalisten der Agentur Bloomberg versuchten ihm im letzten Sommer vor seinem Wohnhaus in New Jersey ein paar Antworten zu entlocken. «Er ist gekleidet wie ein durchschnittlicher amerikanischer Soccer-Dad: blaues Hemd, blaue Cargohose, Adiletten», heisst es im Artikel. Hwang war freundlich, über Archegos reden wollte er damals aber nicht.

Nun werden ihm unangenehmere Fragen gestellt. Denn Hwang wurde festgenommen. Ihm werden von der Börsenaufsicht Betrug und Erpressung vorgeworfen.

Gigantisches Kartenhaus

Die öffentlich einsehbare Anklageschrift gibt Einblicke, wie Hwangs System funktionierte – sie zeigt aber auch auf, weshalb es zusammenbrach. «Wir gehen davon aus, dass Hwang und Archegos ein Kartenhaus im Umfang von 36 Milliarden Dollar gebaut haben», so Gurbir S. Grewal, Chef des Vollzugs bei der Börsenaufsicht.

Laut den Ermittlern sei es Hwangs Finanzfirma gelungen, mit einer Reihe von manipulativen Handelsgeschäften die Banken zu täuschen, um so noch mehr Kapital zu erhalten und weitere manipulative Börsengeschäfte zu betreiben.

So wuchs sein Kartenhaus in kürzester Zeit zum Kartenturm. 2020 investierte er Kapital im Umfang von 1,5 Milliarden Dollar an den Märkten. Bis Ende März 2021, also kurz bevor seine spekulativen Positionen in sich zusammenfielen, war es auf über 36 Milliarden Dollar angewachsen. Durch das Fremdkapital der Banken konnte er mit einem riesigen Hebel spekulieren.

Dies schaffte Archegos, indem sie heimlich grosse Beteiligungen an mehreren Firmen aufbaute. Dazu gehörten etwa das US-Medienhaus ViacomCBS (Archegos hielt 50 Prozent der Aktien), der chinesische Musik-Streaming-Anbieter Tencent Music Entertainment (45 Prozent) und der US-Medienkonzern Discovery (30 Prozent).

«Hwang hat gewusst, dass Archegos die Märkte durch die Ausübung seiner schieren Kaufkraft beeinflussen kann», heisst es in der Klageschrift. So sei er im Juni 2020 von einem Archegos-Analysten in einer Textnachricht gefragt worden, ob der Anstieg des Aktienkurses von ViacomCBS an diesem Tag «ein Zeichen von Stärke» sei. Hwang habe ihm geschrieben: «Nein. Es ist ein Zeichen dafür, dass ich kaufe» – gefolgt von einem «Freudentränen»-Emoji.

Vom Glauben angetrieben

Dabei entspricht Hwang auf den ersten Blick nicht dem, was man sich unter einem klassischen Hedgefonds-Manager vorstellt: Für ihn scheint nicht das Geld der Antrieb zu sein, sondern er will mit seinen Investments das Werk Gottes voranbringen. So tritt er als grosser Förderer von evangelikalen Kirchen auf.

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Doch fiel er schon früher mit besonders riskanten Wetten auf. Hwang gehört zu den sogenannten Tiger Cubs. Damit sind die Schüler des legendären Hedgefonds-Managers Julian Robertson gemeint. Für ihn arbeitete Hwang, bis sich Robertson vor zwanzig Jahren zurückzog und das Feld seinen Nachfolgern überliess. Seinem Lehrmeister machte Hwang alle Ehre und war besonders mit Wetten auf asiatische Wertpapiere erfolgreich.

Seine Karriere erhielt aber bereits 2012 einen ersten Knick. Damals gestand er gegenüber der US-Börsenaufsicht ein, dass der Erfolg seiner Investments auch auf Insiderhandel beruhte. Hwang bekannte sich schuldig und zahlte eine Strafe von 44 Millionen Dollar. Die Credit Suisse und die UBS hätten also gewarnt sein können.