Vergleich der GrossbankenDie UBS hängt die Credit Suisse in diesen sechs Bereichen ab
Woran das liegt und wieso die Chancen der CS schlecht stehen, dass sie gegenüber der UBS schnell aufholen wird.
Die Stimmung bei den beiden Grossbanken könnte kaum unterschiedlicher sein. Während die UBS blendende Quartalszahlen vermeldet, fällt die Credit Suisse zurück. Wieso die Entwicklung derzeit so unterschiedlich verläuft, lässt sich an sechs Punkten festmachen.
Das Kerngeschäft läuft bei der CS nicht, bei der UBS schon
Minus 42 Prozent. So stark sanken bei der Credit Suisse im ersten Quartal die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr, wie sie am Mittwoch bekannt gegeben hat. Die UBS verzeichnete im gleichen Zeitraum ein Plus von 8 Prozent.
Die Credit Suisse argumentiert, dass der Umbau der Bank das Geschäft belaste; sie fahre ihre Risiken zurück. 2022 werde ein Übergangsjahr, das von Sonderposten geprägt bleibe.
Doch selbst wenn die Sonderfaktoren herausgerechnet werden, läuft es der Bank nicht rund – auch im Kerngeschäft: Der Nettoertrag der Vermögensverwaltung sank deutlich. Die Einnahmen der Investmentbank gingen im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte zurück. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.
Bei der UBS dagegen sanken in der Vermögensverwaltung die Einnahmen zwar auch, der Spartengewinn erreichte aber dennoch knapp 1,3 Milliarden Franken. Wegen teurer Rechtsstreitigkeiten schreibt die Kernsparte der CS dagegen fast 360 Millionen Franken Verlust.
Die CS-Spitze führt diese Differenz an der Medienkonferenz, ohne den Namen des grossen Konkurrenten zu nennen, auf den unterschiedlichen Business-Mix der beiden Banken zurück. Die UBS ist etwa in den USA tätig – und das US-Geschäft entwickelte sich zuletzt sehr gut.
Als einzige CS-Sparte konnte die Schweizer Einheit gegenüber dem Vorjahr deutlich zulegen. Das liegt aber hauptsächlich an den Erlösen aus Immobilienverkäufen. Rechnet man diesen Effekt heraus, sinkt der Vorsteuergewinn. Auch hier hat die UBS die Nase vorn: Der Vorsteuergewinn im Schweiz-Geschäft stieg gegenüber dem Vorjahr deutlich.
Chefetage in Auflösung
Während es bei der UBS nur ab und an Wechsel auf den entscheidenden Posten gibt – zuletzt im Dezember die Bekanntgabe, dass Sarah Youngwood auf Kirt Gardner als Finanzchef folgt –, gab die CS am Mittwoch erneut einen Grossumbau in der Chefetage bekannt.
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So kündigte der langjährige CS-Finanzchef David Mathers seinen Abschied an, obwohl noch kein Nachfolger bekannt ist. Rechtschef Romeo Cerutti wird durch den ehemaligen UBS-Rechtschef Markus Diethelm ersetzt. Asienchef Helman Sitohang macht für den internen Aufsteiger Edwin Low Platz. Neu in die CS-Geschäftsleitung steigt auch Francesca McDonagh auf. Sie wird dort die Region Europa, Naher Osten und Afrika verantworten.
Damit ist seit dem Archegos-Debakel und dem Greensill-Skandal praktisch die gesamte Chefetage der Bank ausgewechselt worden. Die grossen Ausnahmen: Bankchef Thomas Gottstein, trotz aller Kritik an ihm, und Schweiz-Chef André Helfenstein.
Die Rechtsfälle
Auf den designierten CS-Rechtschef Diethelm kommt bei der CS viel Arbeit zu. Im ersten Quartal buchte die Bank neue Rückstellungen für Rechtsrisiken von rund 700 Millionen Franken. «Wir arbeiten uns durch die alten Fälle durch», sagte der scheidende Finanzchef Mathers.
Das Problem: Die Problemliste wird trotzdem nicht kürzer, neue Fälle kommen dazu. Gottstein sagt dazu: «Seit ich Bankchef bin, ist es mein Ziel, möglichst alle alten Rechtsfälle abzuschliessen.» Es scheint ihn zu ärgern, dass seine Vorgänger nicht schneller vorwärtsgemacht haben.
Anders sieht es bei der Konkurrenz aus: Die UBS meldete für das erste Quartal nur 57 Millionen Dollar neue Rückstellungen für Rechtsfälle. Für den kostspieligen Steuerstreit mit Frankreich hat die Bank bereits ausreichend Vorsorge in der Bilanz verbucht, auch wenn der Fall letztinstanzlich noch nicht abgeschlossen ist. Sollte die UBS am Ende weniger als die aktuell eingeforderte Strafe von 1,8 Milliarden Euro bezahlen, kann die Bank Rückstellungen auflösen und sogar einen Sondergewinn verbuchen.
Das Sinnbild: Die Aktie
Vom Greensill- und Archegos-Doppelschlag vor einem Jahr hat sich die CS nicht mehr erholt. Die Aktie ist seither im Sinkflug. Schlechte Nachrichten wie die Gewinnwarnung vor wenigen Tagen oder das aktuelle Quartalsergebnis drücken weiter auf den Kurs.
Das Urteil der Börse ist eindeutig: Der Marktwert der Credit Suisse beträgt derzeit nur 40 Prozent der Bilanzwerte der Bank. Die UBS kommt auf fast 100 Prozent. «Die endgültigen Zahlen zeigen nun, dass der CS weiterhin der Wind deutlich stärker ins Gesicht bläst als dem lokalen Konkurrenten», kommentieren die Analysten der Zürcher Kantonalbank. Ein Einstieg in CS-Aktien am Beginn dieses Übergangsjahres dränge sich damit nicht auf. Die UBS-Aktie dagegen sei attraktiv, urteilen die Experten von Morgan Stanley.
Kaufen oder gekauft werden
Während die CS selbst als Übernahmekandidat gilt – ihre Börsenkapitalisierung liegt bei gerade einmal noch 17 Milliarden Franken –, kauft die UBS zu. Letztes Jahr hat sie den US-Online-Vermögensverwalter Wealthfront für 1,4 Milliarden Dollar übernommen. Laut UBS-Chef Ralph Hamers sind weitere Zukäufe möglich.
Das Kapitalpolster
Als Folge der Finanzkrise, die die UBS an den Rand des Zusammenbruchs brachte, müssen die Grossbanken bestimmte Kapitalreserven vorhalten. Beide Banken haben deutlich mehr Kapital, als die Behörden fordern. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf. Bei der Credit Suisse beträgt die Quote an hartem Kernkapital 13,8 Prozent. Gegenüber dem Vorquartal ist das Kapitalpolster wegen der teuren Rechtsfälle geschmolzen. Wobei der Wert für die Bank offenbar im Rahmen der normalen Schwankungen liegt.
Weil aber die Vorgaben für die Banken steigen werden, will die Bank ein dickeres Polster aufbauen. Dafür muss sie aber regelmässig Gewinne schreiben. Auch hier ruht die UBS komfortabler: Bei der grössten Bank der Schweiz stieg die harte Kernkapitalquote im letzten Quartal auf 14,3 Prozent an. Sie liegt damit deutlich über der eigenen Vorgabe von 13 Prozent.
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