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CS mit Verlust von 1,6 Milliarden
«Für die aktuellen Schwierigkeiten gibt es keine schnelle Lösung»

Blickt auf ein düsteres Geschäftsjahr zurück: Thomas Gottstein, CEO der Credit Suisse.

Die Credit Suisse hat ein Horrorjahr hinter sich. Mehrere Finanzskandale, Abschreiber und die Affäre um den nach wenigen Monaten bereits wieder abgetretenen Bankpräsidenten António Horta-Osório fordern ihren Tribut: Die Bank schreibt tiefrote Zahlen. Zudem rechnet die CS-Führung in diesem Jahr nicht mit einer durchgreifenden Besserung. Das erschreckte die Anleger, die Aktie verlor mehr als 6 Prozent. 

CS-Finanzchef David Mathers sagt an einer Medienkonferenz am Morgen: «Das letzte Jahr war ein enttäuschendes Jahr für die Credit Suisse.» Dazu beigetragen haben die Pleite des US-Hedgefonds Archegos, die Affäre um den Greensill-Fonds, neue Rückstellungen für Rechtsfälle (436 Millionen Franken) und Wertberichtigungen. Der Grund für einen bedeutenden Abschreiber von 1,6 Milliarden Franken liegt sehr lange zurück. Es geht dabei um den Kauf der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) im Jahr 2000. Die Abschreiber hätten aber keinen Einfluss auf die Kapitalbasis, so Mathers.

Greensill-Report wird nicht veröffentlicht

Während die Bank den Archegos-Bericht schon vor einigen Monaten publiziert hatte, ist der Report zum Greensill-Debakel nicht öffentlich. Der Greensill-Report sei fertig, so Mathers. Er liegt dem Verwaltungsrat vor und wurde der Finanzmarktaufsicht Finma übergeben. Doch werde er nicht veröffentlicht. Die Bank wolle das Geld für die Investoren wiederbeschaffen, das würde schwieriger, wenn der Report veröffentlicht würde, so Mathers. Offenbar will die Bank den Gegenparteien in den anstehenden Rechtsstreitigkeiten keine zusätzlichen Argumente liefern. 

Rund 72 Prozent des Fondsvolumens von anfänglich rund 10 Milliarden Franken konnte die Bank den Investoren zurückzahlen. Den Rest will die Bank nicht aufgeben; teils laufen juristische Verfahren, und teils wurde der Schaden bei Versicherungen geltend gemacht.

Schlecht schnitt die Bank im vierten Quartal ab. Der Verlust belief sich auf rund 2 Milliarden Franken, im letzten Jahr betrug das Minus 353 Millionen Franken. Dies liegt auch daran, dass der Ertrag stärker als erwartet zurückging. So schreiben die Analysten der Zürcher Kantonalbank: «Es hatte sich zwar abgezeichnet, dass im vierten Quartal weniger Transaktionen vor sich gehen würden, das Ausmass ist jedoch vorsichtig formuliert überraschend.» Die Sparten Investmentbank und das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft liefen schlechter als erwartet. 

Während die Gruppe schlecht dasteht, hat die Schweizer Bank gut abgeschlossen. Sie erzielte über das Gesamtjahr Rekordeinnahmen von 2,7 Milliarden Franken. Das gute Abschneiden der «Schweiz» liegt aber auch an Sondererträgen über 205 Millionen Franken aus Immobilienverkäufen. Zum Jahresende gab es jedoch Vermögensabflüsse aus dem Schweizer Geschäft. Das hänge laut Mathers mit den Hypothekenzahlungen zusammen. Diese erfolgen typischerweise im vierten Quartal.

Insgesamt weist die Credit Suisse 2021 nun einen Jahresverlust von rund 1,6 Milliarden Franken aus. Neben dem tiefen Minus im Schlussquartal hatte die Bank auch bereits im ersten Quartal 2021 wegen des Zusammenbruchs des US-Hedgefonds Archegos rote Zahlen eingefahren. Die Aktionäre sollen dennoch wie bereits im Vorjahr eine Dividende von 10 Rappen je Aktie erhalten.

Kleinerer Bonus-Pool

Der schlechte Geschäftsgang wirkt sich auf die Saläre aus. Der Bonus-Pool wird um 32 Prozent sinken, so Mathers. Die Bank muss wegen des schlechten Geschäftsgangs die Boni kürzen, doch will sie wichtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Stange halten. Es gehe darum, die besten Leute zu halten, so der Finanzchef.  

Daher hat sich die Bank einen Umweg einfallen lassen. Denn laut der Medienmitteilung erhielten «die meisten Mitarbeitenden in höheren Führungspositionen (Managing Directors und Directors), die anteilsmässig stärker von der Reduktion des Pools für die variable Vergütung betroffen waren, eine Barzuteilung». Der Sonderbonus muss aber anteilsmässig zurückbezahlt werden, wenn die hochrangigen Mitarbeiter die CS innerhalb der nächsten drei Jahre verlassen.  Generell sollen die Boni bei der CS künftig wieder stärker in Cash ausbezahlt werden, der in gesperrten Aktien ausbezahlte Anteil sinkt im Gegenzug.

Bei der CS lag der aufgeschobene Anteil bei rund 80 Prozent, bei der europäischen Konkurrenz sei er deutlich tiefer, und in den USA betrage er nur 40 Prozent. Offenbar sieht sich die Bank mit ihrer hohen Aktienquote besonders gegenüber der US-Konkurrenz im Nachteil. 

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hat die Grossbank den Bonus-Pool auch auf Aufforderung der Finanzmarktaufsicht Finma  gekürzt. CS-Chef Thomas Gottstein sagte an der Medienkonferenz, dass der Verwaltungsrat, die Investoren und der Regulator intensive Gespräche über das Vergütungssystem geführt hätten. Es gehe darum, den richtigen Mix zu finden. «Die Bank schreibt einen Verlust, aber es gibt auch Bereiche, die sehr gute Ergebnisse erzielt haben», so Gottstein. Daher müsse die CS sicherstellen, dass sie kompetitive Löhne bezahle. Generell seien die Saläre in der Branche im letzten Jahr gestiegen, weil es vielen Banken sehr gut lief. Gottstein erwartet aber, dass die Saläre eher wieder sinken werden.

Um schneller wieder Gewinne zu schreiben, wird die CS sparen. Dafür wurde etwa der Einkauf ausgelagert. Es sollen zudem Doppelspurigkeiten innerhalb der Gruppe abgebaut, die Rechtseinheiten vereinfacht werden oder neue Technologien zum Einsatz kommen. Dadurch sollen die Ausgaben bis 2024 um jährlich 1,3 Milliarden Franken sinken. Ein genereller Stellenabbau scheint nicht geplant zu sein, doch dürften in den einzelnen Bereichen Stellen wegfallen. 

Während die Konkurrenz wie etwa die UBS vor Zuversicht nur so strotzt, warnt die Credit-Suisse-Spitze vor einem schwachen Start ins Jahr. «Nach einem schwachen Jahresbeginn erkennen wir nun jedoch erste Anzeichen einer verbesserten Geschäftsdynamik, unter anderem positive Netto-Neugeldzuflüsse seit Jahresbeginn in unserem Vermögensverwaltungsgeschäft», heisst es in der Medienmitteilung.

«Für die aktuellen Schwierigkeiten gibt es keine schnelle Lösung», sagt Gottstein an der Medienkonferenz. Daher werde 2022 ein Übergangsjahr. Es gehe darum, die Bank wieder aufzubauen. Das Ziel sei eine CS, «auf die wir alle stolz sein können», so Gottstein.