Kommentar zur Credit SuisseDie CS ist eine Übernahmekandidatin
Nach den erneuten Milliardenverlusten hat die zweitgrösste Schweizer Bank kaum mehr Chancen, selbstständig in die Zukunft zu schreiten.
Bei der Credit Suisse gibt es eigentlich nur eine Konstante: Sie schafft es immer wieder, eine Überraschung zu produzieren. In den allermeisten Fällen eine negative, so auch heute. Obwohl die Bank vor gut zwei Wochen bereits eine Gewinnwarnung publizierte, tauchte der Kurs heute gleich wieder um fünf Prozent. In fast allen Geschäftsbereichen verlor die CS Umsatz und wegen hoher Abschreibungen auch Geld. Das wusste man bereits. Der Grund, warum das Resultat noch schlechter ankommt als gedacht, sind die fehlenden Aussichten auf Besserung.
Da sind einmal die Rechtsfälle. Zurzeit geht es um das nicht ausgestandene Debakel rund um die Greensill-Fonds. Für rund 10 Milliarden Franken verkaufte die CS ihren Kunden angeblich sichere und teuer versicherte Kredite, bis vor einem Jahr die Greensill-Blase platzte und die Bank die Fonds schliessen musste. Zwei Drittel des Geldes kam seither zurück, aber um den Rest wird wohl gestritten werden. Den Untersuchungsbericht zum Fall Greensill will die CS nun plötzlich nicht mehr veröffentlichen, wohl weil dieser so verheerend ausgefallen ist, dass die Bank damit rechnen muss, bei den anstehenden Klagen der Gegenseite Munition zu liefern.
Verheerend ist, dass auf der Gegenseite sehr reiche CS-Kunden sind. Genau die Klientel, mit der die Bank ihr Geld verdienen will. Doch die will nach all den Skandalen nicht mehr so recht mitmachen. Jedenfalls gingen die Erträge im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft deutlich zurück. Vor allem die Asiaten wollen keine teuren Kredite mehr aufnehmen, um damit an der Börse zu spekulieren.
Mit einer schnellen Wende zum Besseren rechnet nicht einmal mehr der ewige Optimist und Konzernchef Thomas Gottstein.
Den schlechten Geschäftsgang bekommen die Mitarbeiter zu spüren. So will die CS die Boni auf Geheiss der Finanzmarktaufsicht um fast ein Drittel kürzen. Eigentlich logisch. Weil aber alle anderen Banken Rekordboni ausschütten, wird das zu einem Exodus der besten Leute führen.
Das führt wohl zu einer Abwärtsspirale, denn mit einer schnellen Wende zum Besseren rechnet nicht einmal mehr der ewige Optimist und Konzernchef Thomas Gottstein. Restrukturierungskosten, höhere Lohnzahlungen und steigende Zinsen dürften dieses Jahr dem Ergebnis zusetzen, warnt er gleich selbst. Geradezu absurd wirkt vor diesem Hintergrund, dass die CS ihren Aktionären eine Dividende auszahlen will.
Die Bank täte besser daran, das knappe Kapital für den Überlebenskampf zusammenzuhalten. Denn in dem Zustand, wie sich die CS heute präsentiert, ist sie eine Übernahmekandidatin. Bleibt abzuwarten, wer zuschlagen will.
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