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Zahlen und eine neue Strategie
UBS will mehr Frauen als Anlegerinnen gewinnen

«Das vierte Quartal war der starke Abschluss eines von Wachstum geprägten Jahres»: Der neue Chef Ralph Hamers. 
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Die Finanzwelt galt lange als Männerdomäne. Das ändert sich, wenn auch langsam. Aber der Trend ist so grundlegend, dass die UBS, die grösste Vermögensverwalterin der Welt, ihre Strategie anpasst. «Wir stellen fest, dass das von Frauen kontrollierte Vermögen 1,4-mal schneller wächst als das von Männern kontrollierte Vermögen», sagte UBS-Chef Ralph Hamers bei der Vorstellung der Jahreszahlen, im Zuge derer er auch seine weitere Strategie erläuterte und neue Finanzziele ausgab.

Um mehr Frauen als Kundinnen zu gewinnen, setzt Hamers auf eine Kombination aus digitaler Vermögensverwaltung und Fernberatung, die auf Wunsch angerufen werden kann. Denn viele Frauen gehören laut Hamers zu jener Kundengruppe, die nicht permanent einen eigenen Finanzberater oder eine Finanzberaterin für sich in Anspruch nehmen will, sondern die fallweise eine Fachperson hinzuziehen möchten, etwa, um eine anstehende Investmententscheidung final zu diskutieren.

Kunden ab 250’000 Dollar Vermögen im Visier

Dieses Angebot, das sich natürlich auch an Männer richtet, will Hamers nun rund um den US-Neuerwerb Wealthfront bauen. Das US-Unternehmen ist ein rein digitaler Vermögensverwalter, der auch Zahlungsverkehr anbietet, aber keinen persönlichen Rat. Das Beratungsangebot will Hamers auf das bestehende Wealthfront-Angebot quasi andocken. Die Beratung soll dann extra vergütet werden. Diese Kombi «digitale Vermögensverwaltung plus Rat auf Wunsch» will Hamers dann in den USA und in ausgewählten Ländern Asiens anbieten. In der Schweiz sei dies nicht geplant, das würde sich nicht lohnen, auch andere europäische Märkte seien für einen primär digitalen Vermögensverwalter zu klein, so der UBS-Chef.

Mit dem neuen Angebot will die UBS eine neue Kundengruppe ab 250’000 Dollar Anlagevermögen erschliessen. Denn dieses sogenannte Affluent-Segement wachse am schnellsten neben der Kernzielgruppe der Unternehmerinnen und Unternehmer. Kern der Strategie bleibt das Geschäft mit den Reichen und Superreichen, die eine Million und mehr anlegen.

UBS hatte bereits 2016 mit dem Angebot Smartwealth in Grossbritannien einen Versuch gestartet, bei den weniger Reichen Fuss zu fassen. Doch das Angebot war ein Flop und wurde 2018 eingestellt. Unter anderem galt es als zu teuer. Hamers hat weitere Gründe für das Scheitern ausgemacht: So sei Smartwealth keine eigene Einheit gewesen, und die UBS habe mit dem neuen Angebot zu schnell Gewinne erzielen wollen. Daher seien zu früh die Marketingausgaben gekürzt worden. Die Fehler will er beim geplanten Zukauf von Wealthfront in den USA nicht wiederholen. Wealthfront soll weitgehend eigenständig bleiben und einen Wachstumskurs fahren. Ob die Marke Wealthfront dauerhaft und global die neue Zweitmarke für die digitale Vermögensverwaltung werden wird, ist laut Hamers noch nicht entschieden.

US-Banken wie JP Morgan haben erkannt, dass sie in Sachen Digitalisierung hinterherhinken. Allein JP Morgan will daher 12 Milliarden Dollar in Fintechs investieren. «Wir haben keine Angst vor US-Banken beim Thema Digitalisierung», sagt Hamers.

Auch der UBS-Chef kann sich weitere Übernahmen vorstellen. «Als Ergänzungszukauf könnte ich mir einen Anbieter von künstlicher Intelligenz vorstellen, der uns hilft, dass wir noch besser individuell abgestimmte Produktangebote unseren Kunden machen können», sagt Hamers im Gespräch mit dieser Zeitung. Einer grenzüberschreitenden Grossfusion, etwa in Europa, erteilte er eine Absage. Die Märkte seien zu national reguliert.

Zukäufe leisten kann sich die grösste Schweizer Bank allemal: Im vergangenen Jahr steigerte sie ihren Nettogewinn um 14 Prozent auf 7,5 Milliarden Dollar – die UBS bilanziert in der US-Währung. Dabei hatte UBS im vierten Quartal eine neue Rückstellung für die Kosten des Steuerstreits mit Frankreich von 740 Millionen Dollar gebucht. Dies drückte den Gewinn im vierten Quartal. Insgesamt hat UBS nun für den Streit in Frankreich 1,2 Milliarden Dollar zurückgestellt.

Im Gesamtjahr fiel dies nicht weiter ins Gewicht. «UBS ist in Bestform, wir haben das zweite Jahr in Folge unsere Ziele erreicht», freute sich der Niederländer, der die Grossbank seit November 2020 leitet. Die Börse freute sich, weil Hamers die Dividende um ein Drittel auf 50 US-Cents anhebt und die Aktienrückkäufe auf 5 Milliarden verdoppeln will.

Angesichts der guten Zahlen hob die UBS ihre Finanzziele an. Das Ziel der Eigenkapitalrendite wurde erhöht von zuvor 12 bis 15 Prozent auf nun 15 bis 18 Prozent. Im vergangenen Jahr lag die Eigenkapitalrendite bei 17,5 Prozent. Sprich: Ralph Hamers verspricht, dass die Bank dieses Niveau halten wird.

Das dürfte nicht einfach werden: Denn bisher hatten Banken enorm viel Rückenwind von den Finanzmärkten, getrieben vom billigen Geld der Notenbanken. Doch dieses Schönwetterumfeld neigt sich dem Ende zu. Nun muss die UBS zeigen, dass ihre Strategie auch in schwierigeren Zeiten stabile Gewinne abwirft.