Kolumne «Witz des Tages»Wortakrobatik auf fünf Zeilen
Heute erzählt: Helmi Sigg, Autor, Komiker und Musicaldarsteller aus Oberrieden.
Da gab’s einen Maurer aus Flims
Dem fiel ein Stück steinerner Sims
Eines Hauses in Flums
Auf den Kopf. Er sprach: Bums –
Gottseidank ist der Sims nur aus Bims
Kurz, prägnant und witzig. Dieser Limerick von César Keiser, dem Meister der Limericks in der Schweiz, steht auf der Platte, die seine Grabstätte ziert. Bereits als kleiner Bub habe ich diese witzige Kunstform in den Sechzigerjahren ab Keisers Platten konsumiert. So oft, dass ich die meisten auch heute noch auswendig vortragen kann. Was ich zur fröhlichen Stunde auch manchmal im Freundeskreis mache. Aber sie sind alle so witzig, dass ich mich kaum für einen Liebling entscheiden mag. Mir gefallen diese kurzen Fünfzeiler viel besser als Witze, die konnte ich mir selbst als Komiker nie merken – Limericks aber schon.
Diese Gedichtform stammt ursprünglich aus England, und ich staune immer wieder, wie viel Humor man mit so wenigen Worten zusammenbringt. In prägnanten Worten wird zuerst eine Person eingeführt und die geografische Situation geklärt, dann folgt der Umstand, und die letzte Zeile schliesst das Gedicht mit einer lustigen Pointe ab. Diese obskuren Geschichten, mit raffinierten Reimen kombiniert, sind für mich die wahre Kunst des intelligenten Humors.
César Keiser – Vater des Schweizer Kabarettisten Lorenz Keiser – war ein genialer Wortakrobat und mit seinen Limericks unerreicht. Ich selber kannte ihn gut und habe mehrmals mit ihm zusammengearbeitet. Sowohl als Regieassistent als auch für eine eigene Produktion. Trotzdem wage ich es hin und wieder, auch eigene Limericks zu schreiben. Zum Beispiel diesen:
Ein alter Jasser aus Chur
Der spielte das Ass statt den Puur
Er wurde vermöbelt
Und schlimm angepöbelt
und fragt: Was haben die nur?
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