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Wohnungen beim Lochergut
Das sind die Neubaupläne für die Häuser mit der Meyer’s Bar

Architektonisches Modell einer modernen Strassenansicht mit mehrstöckigen Gebäuden, Bäumen und einer Strassenbahn.
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In Kürze:
  • Das Architekturbüro Trachsler Hoffmann gewinnt den Wettbewerb für die Neubauten beim Lochergut.
  • Geplant sind 46 Wohnungen und Gewerberäume.
  • Ein bestehendes Gebäude könnte erhalten bleiben oder im Stil neu gebaut werden.

Wer heute am Lochergut aus dem Tram steigt, blickt an eine Häuserzeile, die viele aus dem Quartier seit Jahrzehnten so kennen. Bald werden diese Häuser, wo die stadtbekannte Meyer’s Bar liegt oder früher der Foto Ernst lag, abgerissen.

Das Architekturbüro Studio Trachsler Hoffmann habe den Architekturwettbewerb gewonnen, teilt die Besitzerin, die Noldin Immobilien AG, mit. Eine sechsköpfige Jury, unter Einbezug der Stadt Zürich und unabhängiger Expertinnen und Experten, hatte sich einstimmig für dieses Projekt entschieden.

Geplant sind 46 Wohnungen (doppelt so viele wie heute) für Familien, Einzelpersonen und Seniorinnen und Senioren, sechs Gewerberäume im Erdgeschoss und eine zusammenhängende Verkaufsfläche im Untergeschoss.

Keine «prächtige» Architektur

Was bei den Modellaufnahmen auffällt: Die Neubauten sind relativ unauffällig. Es ist auf den ersten Blick kein zusammenhängendes, grosses Neubauprojekt, kein einzelner Riesenblock.

Gemäss Architekt Gian Trachsler ist das so gewollt. «Es ist ein einzigartiger Ort», sagt er. Die Verlockung «für laute, prächtige Architektur» sei gross an einem solchen Platz. «Aber das war nicht unser Ansatz», sagt er. Die «Magie rund um die Tramhaltestelle Lochergut» entstehe durch die Vielfalt, die Kleinteiligkeit und das unmittelbare aufeinandertreffen von Bauten aus unterschiedlichsten Epochen.

«Es ist sehr dicht, sehr divers – der Bahngraben, das Lochergut, die vielen Gründerzeitbauten», sagt Trachsler. Dieses bestehende Stadtbild will das Architektenteam mit seinem Projekt aufgreifen. «Für uns geht es darum, das Vorgefundene weiterzuschreiben», sagt er.

Häuserzeile an der Badenerstrasse in Zürich, einschliesslich der Häuser 211, 213, 217, 219, die abgerissen werden sollen, mit Blick Richtung Kalkbreite.
Architekturmodell einer städtischen Strassenszene mit modernen Gebäuden und Bäumen.

Was auf den Bildern weiter auffällt: Ein Haus der Zeile soll stehen bleiben. Eine Auflage der Eigentümerin war das nicht, wie Benjamin Noldin sagt. Denn die teilweise über hundert Jahre alten Häuser seien in einem «äusserst desolaten» Zustand. Das von den Architekten ausgewählte Haus habe als Zeitzeuge aber noch die beste Bausubstanz. Das Projektteam prüfe nun die Erhaltung dieses Gebäudes.

Auf den Modellen prangt auch ein roter Schriftzug: «Bar» steht darauf. Kann die Meyer’s Bar also dereinst dort weiterbestehen? Eine definitive Antwort darauf hat Noldin noch keine. Sie seien mit Musu Meyer im Gespräch.

Was klar ist: Allen Mietenden wird aufgrund des Abrisses gekündigt, sobald die Bauausschreibung im Jahr 2026 erfolgt ist. «Bei der Suche nach Anschlusslösungen steht die Verwaltung den Mieterinnen und Mietern für Anschlusslösungen unterstützend zur Seite», sagt Noldin. Sie hätten Vorzugsrecht im firmeneigenen Wohnungsbestand.

Eine aussergewöhnliche Vorgeschichte

Wie hoch die Mieten dereinst sein werden, beziffert Noldin nicht. «Es werden alles Mietwohnungen und keine Luxusappartements, sondern Wohnungen mit orts- und quartierüblichen Preisen entstehen.»

Tief dürften die Mieten aber kaum ausfallen, die Noldin Immobilien AG hat die Häuser erst 2023 gekauft, als die Bodenpreise in der Stadt Zürich schon stark gestiegen waren. Der Kauf sorgte damals für Aufsehen, denn die Geschichte dahinter ist aussergewöhnlich.

Eigentlich wollte die Firma Ledermann Immobilien AG das Areal entwickeln. Zwischen 2016 und 2020 kauft die Firma ein Haus nach dem anderen, um dereinst den ganzen Spickel zu besitzen und ein Grossprojekt aufzuziehen. Die Firma wollte «ein neues Eingangstor zum Quartier erstellen, ein Gegengewicht zum Lochergut», hiess es damals.

Es kam anders. Im hinteren Bereich der Parzelle, nicht sichtbar von der Badenerstrasse, liegt ein Haus, das der Stadt Zürich gehört. Und diese war nicht bereit, das Haus zu verkaufen oder gegen eine andere Liegenschaft einzutauschen.

Die Ledermann Immobilien AG verkaufte das Grundstück an das Familienunternehmen Noldin Immobilien. Auch Benjamin Noldin hätte gern das gesamte, rund 1100 Quadratmeter grosse Landstück umgebaut. Verhandlungen mit der Stadt blieben aber ebenfalls erfolglos.

Gebäudereihe an der Badenerstrasse 211, 213, 217, 219 in Zürich, die von der Noldin Immobilien AG abgerissen und neu gebaut werden soll, Februar 2024.

Nun liegt das Projekt ohne das 300-Quadratmeter-Grundstück der Stadt vor. Im nächsten Jahr soll die Baueingabe folgen. Der Umbau der besonderen Häuserzeile könnte 2027 beginnen, der Erstbezug wäre frühstens für 2029 geplant.