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Die Probleme der Post
«Wir wildern nicht planlos auf dem Markt»

Post-Chef Roberto Cirillo erklärte sich in einem Mediengespräch zu den Aufkäufen der Post. 
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Die Geschichte hat drei Seiten. Auf der einen Seite steht die Post, die sich Sorgen darüber macht, dass sie dereinst nicht mehr selbsttragend die Grundversorgung finanzieren kann. Deshalb sucht sie nach neuen Einnahmemöglichkeiten und kauft kräftig zu. Das aber befeuert zweitens die Sorge der privaten Konkurrenten, dass die Post mit ihrer Macht den Wettbewerb verzerrt. Und drittens sind da Kundinnen und Kunden der Post. Sie bezahlen für diverse Dienstleistungen mehr Geld. Das führt zu Kritik.

Plötzlich kostet das Postfach 120 Franken und der Preis für Vereinsadressen hat sich verdoppelt, wie das Portal «Onlinereports» meldet. Auch die Gebühren für A- und B-Post steigen. Die Beispiele zeigen, wie die Post an der Preisschraube dreht, weil das Geschäft mit den Briefen nicht mehr so rentiert wie auch schon.

Bei der Erhöhung der Preise für die Postfächer liefert die Post die folgende Begründung: «Ziel ist es, diese Postfachanlagen zumeist an örtlich eher teuren Standorten der heutigen Nachfrage anzupassen und nach wirtschaftlichen Kriterien zu führen», sagte ein Sprecher. Die Nachfrage nach den Postfächern ist laut der Post bereits stark zurückgegangen. Dieselbe Begründung gibt es auch für die Erhöhung der Kosten für Briefmarken: Es gebe immer weniger Briefe, deshalb müssten nun die Preise erhöht werden, damit es sich noch rechne.

Wachsen für die Grundversorgung

Diese Preiserhöhungen sind symptomatisch für die Situation der Post. Briefpost und Postfinance werfen nicht mehr so viel Geld ab, wie das einst der Fall war. Also will die Post wachsen. Aber: «Die Post wildert nicht planlos auf dem Markt. Wir investieren gezielt im Bereich Logistik und Kommunikation», sagte Roberto Cirillo an einem Mediengespräch.

Die Post unter Cirillo sieht sich gezwungen, diesen Wachstumskurs zu fahren. Die Gründe: Der Post ginge sonst das Geld aus, um die gesetzlich vorgeschriebene Grundversorgung ohne Subventionen zu zahlen. Man nehme ein grosses Risiko auf sich, wenn man kein Wachstum anstrebe. Das Ziel sei, die Grundversorgung auch weiterhin selbst finanziert zu gewährleisten. Denn für ihn ist klar: Die Grundversorgung soll nicht vom Steuerzahler subventioniert werden.

Das andere denkbare Szenario wäre die schrittweise Privatisierung der Post. «Wir haben in zahlreichen europäischen Ländern gesehen, dass dies nicht funktioniert und die Grundversorgung leidet», sagte Cirillo und erteilte diesem Anliegen eine Abfuhr. Und: «Wir wissen, dass weder der Bundesrat noch die Bevölkerung eine Privatisierung will.»

230 Millionen für Zukäufe

Ein Gebiet, in dem die Post zukauft, ist der Bereich Kommunikation. Cirillo betonte: «Wir bleiben innerhalb unserer Kernmärkte und die Firmen müssen selbsttragend sein.»

Es gehe bei der Aufkaufstrategie um eine kleine Anzahl sorgfältig ausgewählter Firmen. Diese befänden sich innerhalb klar definierter strategischer Grenzen. Bis 2030 sollen dafür 1,5 Milliarden Franken bereitstehen. Im laufenden Jahr sind Aufkäufe im Umfang von 230 Millionen Franken geplant. Das heisst: Es kommt heuer wohl noch zu weiteren Erwerbungen, neben zum Beispiel der Einkaufsapp Bring oder dem Cloudanbieter Tresorit.

Die Erklärungen von Cirillo sind eine direkte Reaktion auf die über die Medien verbreitete Kritik an der Einkaufstour der Post. Auch in der Politik wurde das Thema kontrovers diskutiert. Der Post sollen enge Leitplanken gesetzt werden, in welchen Märkten sie sich verbreiten kann, hiess es da, damit sie nicht den privaten Anbieterinnen und Anbietern in die Quere kommt.

Dazu äusserte sich Cirillo gelassen. Man habe die Zukäufe genau im Voraus abgeklärt, auch in Bezug auf die Wettbewerbssituation. Dennoch droht der Post der Gang vor die Wettbewerbskommission. Dahin will sich die private Konkurrenz der Post wenden, so die Ankündigungen der Unternehmen. Bisher hat die Post aber noch keine Kenntnis über konkrete Verfahren bei der Weko.