Erste Erhöhung seit 2004Post schlägt bei den Briefen auf
Weil seit Jahren die Mengen sinken, reagiert die Post nun mit höheren Tarifen fürs Verschicken von Briefen. KMU erhalten Erleichterungen bei der Paketpost.
Es ist ein altes Leid der Post: Die Zahl der Briefe, die sie verteilt, schrumpft von Jahr zu Jahr. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist der Unterschied eklatant. 20 Jahre später wurden nicht einmal mehr 60 Prozent der damals verschickten Briefe von A nach B gebracht. Darauf reagiert die Post nun.
Sie erhöht die Preise der Briefpost. Für eine B-Post-Marke müssen neu 90 Rappen (bisher 85 Rappen) bezahlt werden, für eine A-Post-Marke 1.10 Franken (bisher 1 Franken). Die Tarife gelten ab Januar 2022. Die Preiserhöhung fällt damit um die Hälfte tiefer aus, als von der Post beim Preisüberwacher beantragt worden war.
Kritik gibt es vom Konsumentenschutz. Für Geschäftsleiterin Sara Stalder gehören die Schweizer Brieftarife «bereits jetzt weltweit zu den höchsten». Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Kunde ab 2022 mehr bezahlen müsse, da er gleichzeitig einen schleichenden Leistungsabbau in Kauf nehmen müsse. Statt Preiserhöhungen durchzuwinken, solle der Bund «besser auf die jährliche Dividendenausschüttung der Post in Millionenhöhe verzichten».
Preiserhöhung verschoben
Die Preisänderung der Post kommt allerdings nicht überraschend. Bereits 2018 hatte der Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller diesen Schritt angekündigt. Damals war die Rede davon, dass eine Erhöhung auf 1.10 Franken für die A-Post möglich sei.
Doch die Post verschob die Erhöhung – zuletzt wegen Corona: Sie wollte damit die Schweizer Wirtschaft stärken, wie sie im vergangenen Jahr mitteilte. Doch damals wurde klar kommuniziert: Die Preiserhöhung wird kommen.
«Der Markt wie auch die eigene wirtschaftliche Situation der Post machen generelle Preisanpassungen im Massengeschäft der Briefe und Pakete in den kommenden Jahren erforderlich», hiess es damals vonseiten der Post.
Die letzte Erhöhung fand 2004 statt. Zum Start der Unterscheidung zwischen A- und B-Post in den frühen 1990er-Jahren kosteten die Marken 60 beziehungsweise 80 Rappen. Die Post reagierte damals auf die Tatsache, dass sie mit den steigenden Briefmengen nicht mehr klarkam. Die langsamere B-Post nahm so den Druck aus dem überlasteten System.
Weniger Zustelltage als Idee
Die Briefpost und ihre nachhaltige Finanzierung sorgen immer wieder für Schlagzeilen. So wird in einem Bericht des Bundesamts für Kommunikation gewarnt: «Zwar wird die Grundversorgung zurzeit von der Post noch eigenwirtschaftlich erbracht, jedoch könnte die Finanzierung bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen ab 2025 in Schieflage geraten», heisst es dort.
Im Bericht wurden verschiedene Massnahmen diskutiert, wie diese Schieflage abgewendet werden könnte. Eine Umfrage dazu sollte die Akzeptanz möglicher Anpassungen bei den Post-Kunden messen. Dabei zeigte sich: Am ehesten könnte die Bevölkerung damit leben, wenn die Briefpost nicht mehr jeden Tag kommt. Post-Chef Roberto Cirillo erteilte dieser Idee aber postwendend eine Abfuhr.
Ebenfalls untersucht wurde in der Studie die Möglichkeit einer Preiserhöhung. Die Studie kommt zum Schluss, dass wenn die Preise zu stark steigen, die Post damit ihre Kunden vergrault und diese noch weniger Briefe verschicken würden.
Bis zu fünf Pakete werden gratis abgeholt
Für viele KMU sind Poststellenschliessungen mit Mehrkosten verbunden. Auf Drängen des Preisüberwachers kommt die Post den KMU nun entgegen. Ab sofort holt sie auf dem Zustellgang täglich bis zu fünf Pakete kostenlos bei KMU ab. Der Abholzuschlag für Pakete bei Unternehmen mit grösserem Versandaufkommen wird um durchschnittlich einen Franken reduziert, das heisst auf 50 Rappen pro Paket gesenkt. Bei der Nutzung von «Priority Versand» werden die Pakete am Folgetag zugestellt.
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