Brisanter Bericht des BundesA-Post könnte bald nur noch jeden zweiten Tag kommen
Die Finanzierung der Grundversorgung der Post ist in Gefahr. Experten schlagen Einschränkungen bei Briefzustellungen, Poststellen und Schalterangeboten vor.
Täglich Briefe empfangen, die nächste Poststelle in Reichweite und Bareinzahlungen am Schalter – all das ist in der Schweiz eine Selbstverständlichkeit. Doch die bisherige Grundversorgung der Post wackelt, weil das aktuelle Modell nicht auf Dauer finanzierbar ist. Das geht aus einem Bericht des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) hervor, das die aktuellen Trends analysiert hat. Für Brisanz könnte vor allem ein Vorschlag der vom Bakom beauftragten Experten sorgen: Die A-Post nur noch jeden zweiten statt bislang an jedem Tag zuzustellen.
Der Tenor des Berichts ist deutlich: Weil immer weniger Briefe verschickt werden, der Wettbewerb im wachsenden Paketgeschäft immer stärker wird und auch die Postfinance zunehmend unter Druck gerät, ist die Finanzierung der Grundversorgung mittelfristig in Gefahr. «Zwar wird die Grundversorgung zurzeit von der Post noch eigenwirtschaftlich erbracht, jedoch könnte die Finanzierung bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen ab 2025 in Schieflage geraten», heisst es.
Um eine solche Schieflage zu vermeiden, haben Experten und Marktforscher auf Geheiss des Bakom verschiedene Szenarien ausgelotet. Zuvor hatte bereits «CH Media» darüber berichtet. Sie reichen von weniger häufigen Briefzustellungen bis hin zu Preiserhöhungen und staatlichen Beihilfen. Hier sind die verschiedenen Optionen im Überblick:
Langsamere Zustellung
Die Experten haben auch hierfür verschiedene Szenarien diskutiert – unter anderem eine Zustellung von A-Briefen an jedem zweiten Tag, statt bislang täglich. Das würde allerdings den bisherigen Zweck der A-Post – eine Zustellung am nächsten Tag – ad absurdum führen (lesen Sie hier, wie es überhaupt zur Unterscheidung zwischen A- und B-Post kam).
Ebenfalls infrage kommen längere Zustellzeiten für B-Briefe in Kombination mit einer Preiserhöhung für A-Post, eine komplette Abschaffung der A-Post für Privatkunden oder eine weniger häufige Zustellung in ländlichen Regionen. Ähnliche Vorschläge hatte im vergangenen Sommer bereits die Denkfabrik Avenir Suisse aufgeworfen. Die Akzeptanz der Vorschläge hat das Bakom auch in einer Meinungsumfrage erhoben.
Grosses Sparpotenzial verspricht vor allem eine weniger häufige Zustellung von A-Post – nämlich an jedem zweiten statt bislang an jedem Tag: Damit würde die Post (auf Stufe des Betriebsergebnisses Ebit) bis 2030 rund 90 Millionen Franken sparen. Weitere 65 Millionen Franken würde die Umwandlung von weiteren 500 Poststellen in Agenturen ohne Möglichkeit für eine Bareinzahlung bringen.
Poststellen
Bereits in den vergangenen Jahren hat die Post eigene Standorte ganz geschlossen, an fremde Betreiber ausgelagert oder Automaten aufgestellt, um Kosten zu sparen. Zudem könnte das Angebot an Zahlungsverkehrsangeboten an den Schaltern zurückgefahren werden.
Einschränkungen bei Bareinzahlungen am Schalter
Teuer sind für die Post im Zahlungsverkehr vor allem die Bareinzahlungen am Schalter – wegen der dafür nötigen Sorgfaltspflichten und Sicherheitsvorkehrungen. Um zu sparen, könnte die Post Überweisungen auf das Konto Dritter auf Kartenzahlungen beschränken oder ihre Angebote künftig digital anbieten.
Doch die Experten haben nicht nur Sparmassnahmen diskutiert, sondern auch zusätzliche Einnahmequellen für die Post ausgelotet. Hier sind einige der Optionen im Überblick:
Höhere Preise für Briefe
Konkrete Vorschläge für Preiserhöhungen sind in dem Papier nicht enthalten. Nach Einschätzung der Experten ist dabei jedoch Vorsicht geboten. Denn wenn die Preise zu stark steigen, könnte die Post damit ihre Kunden vergraulen, und es würden noch weniger Briefe verschickt. Massvolle Preiserhöhungen sind daher für die Experten zwar eine Option – haben aber nur begrenzte Wirksamkeit, um die höheren Kosten auszugleichen.
Poststellen mit anderen Firmen teilen
Um mehr Einnahmen zu erwirtschaften, könnte die Post ihre Standorte für andere Unternehmen öffnen, die sich kein eigenes Filialnetz leisten können. Dazu laufen bereits Verhandlungen mit potenziellen Partnerunternehmen aus der Postbranche und anderen Dienstleistungsbereichen, wie es in dem Bericht heisst. In Basel dürfte es schon im Frühjahr zu Pilotprojekten kommen, wie diese Zeitung im Januar berichtete.
Subventionen
In einigen EU-Ländern sind staatliche Subventionszahlungen bereits fester Bestandteil für Unternehmen, die Aufträge für die Grundversorgung erbringen. Möglich wären nach Einschätzung der Schweizer Experten staatliche Hilfen zur Abgeltung der Nettokosten als Entschädigung für den grundversorgungsbedingten Mehraufwand.
Ob und welche dieser Punkte tatsächlich in die Realität umgesetzt werden, steht noch nicht fest. Das Bakom will mit dem Bericht eine öffentliche Diskussion anstossen – auch um die dafür nötigen politischen Prozesse in Gang zu bringen. «Eine Neuausrichtung würde eine Totalrevision der Postgesetzgebung erfordern. Die damit verbundenen politischen Prozesse erstrecken sich erfahrungsgemäss über mehrere Jahre», schreibt das Bakom.
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