Never Mind the Markets: WeltpolitikWie geht es weiter nach Trump?
Die aktuelle Schwäche globaler Institutionen lässt sich nicht alleine Trump anlasten. Auch unter einem neuen Präsidenten wird es kaum zu einem Kurswechsel kommen.
Angenommen, Donald Trump würde aus gesundheitlichen Gründen, oder weil er nicht wiedergewählt wird, künftig die Staatsgeschäfte nicht mehr bestimmen, wie ginge es dann weiter? Die Hoffnung vieler ist, dass sich damit das Zerbröseln der bisher vertretenen globalen Prinzipien, weltweiter Regeln und Institutionen aufhalten liesse. Besonders die wirtschaftlich extrem offene Volkswirtschaft der Schweiz konnte von der Nachkriegsordnung profitieren, denn als politischer oder militärischer Machtfaktor hat die Schweiz international kaum Gewicht.
Doch wenig spricht für eine solche Kurskorrektur unter einem neuen Präsidenten. Es wäre ein Fehlschluss, die Schwäche der globalen Institutionen und Regeln allein Trump anzulasten. Es ist genau umgekehrt: Der Legitimationsverlust der Globalisierung und ihrer Institutionen hat Trump 2016 mit zur Wahl verholfen. Seine Behauptung, dass etwa die Art des «Freihandels» mit China und den Europäern breiten Schichten in den USA massives Leiden zugefügt habe, entsprach der Erfahrung vieler US-Amerikaner. Sie wird durch ökonomische Studien erhärtet. Das heisst jedoch nicht, dass Trumps Politik geeignet war, die Probleme zu beseitigen.
Es kommt zu einem globalen Wettstreit um eine zu knappe Nachfrage nach Gütern.
Das Gegenteil ist der Fall. Seine Zölle holen keine verlorenen Jobs zurück und schaden auch den US-Konsumenten. Doch sein Schlag gegen die Grundprinzipien der bisherigen globalen Elite ist in den USA (und nicht nur dort) populär.
Nichts garantiert zudem, dass eine neue US-Regierung bessere Lösungen bereithält. Es sind schliesslich nicht nur die Verschiebungen im internationalen Machtgefüge, die die bisherige Weltordnung immer mehr obsolet machen. Ebenso sind es die Spannungen innerhalb der Länder, hervorgerufen zum Beispiel durch die zunehmende Ungleichheit. Wie jüngste ökonomische Studien zeigen, hat die weltweit schwache Nachfrage viel damit zu tun. Reiche konsumieren weniger, und die Übrigen haben weniger Mittel für den Konsum.
So kommt es zu einem globalen Wettstreit um eine zu knappe Nachfrage nach den Gütern. Das ist eine wesentliche Quelle der Handelsstreitigkeiten. Mit der Corona-Krise wurden die internationalen Gräben nur noch grösser.
Niemand, der künftig in den USA Präsident wird, kann sich deshalb eine fundamental andere Weltpolitik als Trump erlauben. Die Hoffnung liegt dennoch zumindest auf einem diplomatischen und anständigen Führungsstil.
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