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Karibikluft in der Schweiz
Erste Frühlingsgefühle: Am Wochenende gibts schon fast T-Shirt-Wetter

Menschen wandern bei milden Temperaturen auf einem verschneiten Pfad im Skigebiet Nara bei Aquarossa Leontica, umgeben von Bergen.
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In Kürze:
  • Am Wochenende steigen die Temperaturen in der Schweiz deutlich an.
  • Orkan Éowyn bringt milde Luft aus den Subtropen in den Alpenraum.
  • Der Föhn verstärkt die Wärme.
  • Eine Kaltfront beendet die milde Phase spätestens am Dienstag.

Klimatologisch beginnt Mitte Januar der Hochwinter, also die kälteste Zeit des Jahres. So weit die Theorie. Die Wetterprognosen für das kommende Wochenende sind allerdings alles andere als winterlich. Es werden eher Frühlingsgefühle aufkommen.

Am Samstag steigen die Temperaturen auf der gesamten Alpennordseite und auf sämtlichen Höhenstufen deutlich an. In der Nordwestschweiz liegen bis gegen 14 Grad im Bereich des Möglichen. Im westlichen und östlichen Mittelland – also zwischen Bern, Zürich und St. Gallen – werden die Höchstwerte wohl zwischen 10 und 13 Grad liegen.

Noch stärker wird sich die Milderung in den Föhntälern der Alpennordseite bemerkbar machen. In Altdorf und Chur könnte das Thermometer bis gegen 17 Grad steigen – das ist schon fast T-Shirt-taugliches Wetter.

Bemerkenswert ist, wie die Milderung sich nicht nur im Flachland, sondern auch in den mittleren Berglagen durchsetzt. Selbst in Davos (auf knapp 1600 Meter) dürften am Samstag etwa 9 Grad drinliegen und im auf 1300 Meter hoch gelegenen Adelboden sind bis gegen 12 Grad zu erwarten.

Orkan Éowyn über dem Atlantik bringt Wärme

Zu verdanken haben wir diese frühlingshaften Verhältnisse den atmosphärischen Prozessen, die derzeit auf dem Atlantik für gehörige Turbulenzen sorgen. Am Freitag zieht der Orkan Éowyn über die Britischen Inseln und bringt dort extreme Windböen. Vor allem Irland, Nordengland und Schottland werden das zu spüren bekommen. Die maximal gemessene Windgeschwindigkeit am frühen Freitagmorgen betrug an der Westküste Irlands, in einem Ort namens Mace Head, satte 183 km/h.

Derart kräftige Orkantiefs können das Wetter weit über ihren unmittelbaren Bereich hinaus beeinflussen. Das ist auch bei Éowyn der Fall. Der Orkan ist gekoppelt an ein derzeit aussergewöhnlich starkes westliches Höhenwindband, den sogenannten Jetstream. Dieser verläuft von Nordamerika nach Europa. Er trennt polare Luftmassen im Norden von subtropischen Luftmassen im Süden.

Nun schwenkt dieses Höhenwindband am Freitag und Samstag weit nach Süden aus. Das führt dazu, dass Orkan Éowyn wie mit einer Schaufel sehr milde und feuchte Luft aus den Subtropen heranholt und diese dann vor sich herschiebt. Der Fachbegriff in der Meteorologie dafür lautet Warmluftadvektion. So gelangt am Samstag mit kräftigem Südwestwind eine Luftmasse zum Alpenraum, deren Herkunft sich bis in die Karibik zurückverfolgen lässt.

Es ist also kein Wunder, dass die Temperaturen im Alpenraum am Samstag auf derart frühlingshafte Werte steigen.

Ein direkter Einfluss des Klimawandels ist in diesem Fall zumindest bezogen auf die Wetterkonstellation nicht belegbar. Die in den kommenden Stunden und Tagen ablaufenden Prozesse (Warmluftadvektion über Mitteleuropa im Vorfeld von starken atlantischen Zyklonen) sind hinlänglich bekannt und kommen mehr oder weniger ausgeprägt in jedem Winterhalbjahr vor.

So präsentiert sich die Wetterlage über Europa am Samstag (Mitternacht). Gut zu erkennen ist die nach Süden ausgreifende Westwindzone über dem Atlantik. Orkantief Éowyn befindet sich zwischen Schottland und Norwegen. Mit Südwestwind wird sehr milde Luft aus den Subtropen zu den Alpen geführt. Farben = Temperatur in 1,5 Kilometer Höhe.

Eine wesentliche Rolle beim Wärmeschub am kommenden Wochenende spielt hierzulande auch der Föhn. Durch den entstehenden Druckunterschied zwischen der Alpensüdseite und der Alpennordseite und zusätzlich unterstützt durch die kräftigen südwestlichen Höhenwinde wird der warme Fallwind voraussichtlich im Verlauf des Freitagabends mit stürmischen Böen in die nördlichen Alpentäler vorstossen.

Grundsätzlich ist die Grosswetterlage dafür prädestiniert, dass der Föhn dann bis und mit Dienstag über den Alpen wehen könnte. Das wäre eine rekordverdächtig lange Föhnphase für die Jahreszeit.

Blick auf eine typische Föhnbewölkung über den Alpen. Vergleichbare Bedingungen sind am Wochenende zu erwarten.

Allerdings wird der Föhn am Sonntag voraussichtlich kurzzeitig unterbrochen. Dann «mogelt» sich nämlich eine Störung in Form eines fast nur mit der Lupe auf den Wetterkarten auszumachenden Randtiefs zur Schweiz. Diese Störung dürfte einerseits den Föhn vorübergehend ausschalten, andererseits Wolken und etwas Regen im Mittelland bringen. Der Wettercharakter am Sonntag ist also weniger freundlich als am Samstag.

Am Montag erneut Föhnsturm in der Schweiz

Bereits zum Montag hin wiederholt sich das Spiel aber von neuem. Im Vorfeld eines weiteren Orkantiefs über den Britischen Inseln – das jedoch nicht so heftig ausfallen wird wie Éowyn – kommt wieder Föhn auf in den Alpentälern, und die Temperaturen steigen erneut in den frühlingshaften Bereich. Weil die Druckunterschiede zwischen Süd und Nord am Montag ausgeprägter sind als am Samstag, wird der Föhn in den Alpentälern kräftiger sein. Im Reusstal dürfte der Wind in Böen über 100 km/h erreichen.

Beendet wird die sehr milde Wetterphase nach jetzigem Stand im Verlauf des Dienstags. Dann drückt eine Kaltfront aus Westen die Temperaturen wieder auf Werte, die eher der Jahreszeit entsprechen.

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