Sturmtiefs prägen WinterwetterJetzt ist Schluss mit Hochnebel, dafür schwindet die Schneedecke in den Bergen
Ab Donnerstag übernehmen Tiefs vom Atlantik die Wetterregie. Dem Hochnebel geht es an den Kragen – aber auch dem Schnee in den Skigebieten.
- Der Hochnebel hielt sich seit Mitte Januar hartnäckig über der Alpennordseite.
- Kaltluft aus Nordamerika löst nun einen Wetterwechsel in Europa aus.
- Am Donnerstag zieht eine Kaltfront über den Alpenraum, dann kommt Föhn auf.
- In den südlichen Alpen verbessert sich die Schneesituation.
Der Hochnebel war auf der Alpennordseite der Schweiz in diesem Winter bisher omnipräsent. Im Dezember und im Januar bildete sich insgesamt an mehr als 20 Tagen eine Hochnebeldecke über dem Mittelland. Hin und wieder löste sich der Nebel zwar im Tagesverlauf auf. Am Morgen des nächsten Tages war er dann aber mit grosser Zuverlässigkeit wieder da.
Besonders hartnäckig war die «graue Suppe» ab dem 11. Januar. In den Tieflagen des Mittellandes zwischen Bodensee und Genfersee gab es an nicht weniger als elf Tagen in Folge Hochnebel.
Der Grund für diese anhaltende Nebellage war ein Hochdruckgebiet. Dieses war mit seinem Zentrum sehr langsam von Frankreich nach Deutschland gewandert und dabei stets wetterdominierend geblieben.
Im Alpenraum führte das zu einer typischen winterlichen Inversion. Das bedeutet: In der Höhe war es sonnig und mild, im Flachland neblig und kalt. Teils traten markante Temperaturgegensätze auf kleinstem Raum auf. Zum Beispiel gab es am Montag am Flughafen Kloten einen Eistag. Die Temperatur stieg ganztags nicht über den Gefrierpunkt. Gleichzeitig wurden auf dem Uetliberg, kaum 500 Meter höher, für die Jahreszeit sehr milde 7 Grad gemessen.
Kaltluft über Nordamerika sorgt für Wetterwechsel
Nun zeichnet sich aber ein Ende dieses wenig abwechslungsreichen Wetterabschnitts ab. Das bisher dominierende Hochdruckgebiet verlagert sich mit seinem Kern nach Osteuropa. Gleichzeitig brauen sich über dem Nordatlantik Sturmtiefs zusammen.
Befeuert wird dieser Prozess durch die derzeit extremen Wetterbedingungen über dem Osten der Vereinigten Staaten und Kanadas. Von dort strömen sehr kalte arktische Luftmassen in das Meeresgebiet südlich von Grönland. Dadurch verstärken sich die ohnehin vorhandenen Temperaturgegensätze zwischen der Polarregion und den Subtropen. Das wiederum führt zu einem Aufleben der atlantischen Westwindzone, die sich wie ein Band um die Nordhalbkugel zieht.
Diese Dynamik wirkt sich ab Mitte dieser Woche zunehmend auch auf den europäischen Kontinent aus. Am Mittwoch erreicht eine erste Störungszone in Form einer wenig wetteraktiven Warmfront die Alpennordseite. Die Bewölkung in der Höhe wird dichter, und in der Westschweiz könnte wenig Regen fallen.
Hohe Schneefallgrenze und Föhnsturm
Am Donnerstag folgt dann der eigentliche Wetterumschwung. Im Tagesverlauf erreicht die Kaltfront einer Tiefdruckzone über der Nordsee den Alpenraum. Die Inversion, die sich so lange über dem Mittelland gehalten hat, wird von Wind und Regen aufgelöst. Die Schneefallgrenze liegt in den zentralen und westlichen Alpen zunächst um 1800 Meter und sinkt dann gegen 1200 Meter. In diesen Regionen kommt oberhalb von etwa 1500 Metern 5 bis 15 cm Neuschnee zusammen.
Jene alpinen Skiregionen, die Schnee am dringendsten nötig hätten, nämlich Nord- und Mittelbünden sowie das Engadin, werden aber nur sehr wenig oder gar nichts abbekommen. «Weil die Kaltfront eher schwach ist, kommt der Niederschlag kaum nach Osten voran», sagt dazu Thomas Kleiber, Meteorologe bei Meteo Schweiz.
Die weiteren Aussichten sind zumindest mit Blick auf die Schneesituation in den meisten Wintersportgebieten wenig rosig. Die Wetterumstellung am Donnerstag läutet nämlich keine winterliche Phase ein. Vielmehr setzt sich am Wochenende in sämtlichen Höhenlagen eine deutliche Milderung durch.
Am Samstag steigen die Temperaturen in einer lebhaften südwestlichen Höhenströmung auf 7 bis 10 Grad. Das gilt nicht nur für das Flachland, sondern auch für die höheren Lagen. In den Föhngebieten steigt das Thermometer sogar bis gegen 15 Grad. «Das sind also fast schon frühlingshafte Bedingungen», sagt Thomas Kleiber. Über den Alpen stellt sich eine mehrtägige und stürmische Föhnphase ein, die voraussichtlich von Samstag bis Dienstag andauern wird.
Diese Kombination – Niederschläge bei hoher Schneefallgrenze, milde Temperaturen und Wind – setzt der alpinen Schneedecke erfahrungsgemäss am stärksten zu.
Endlich etwas Schnee im Süden der Schweiz
Das gilt allerdings vor allem für die Alpennordseite. Auf der Alpensüdseite, die bisher einen eher trockenen Winter erlebt hat, wird sich am Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche eine Südstaulage einstellen. Das bedeutet: Mit der südwestlichen Höhenströmung wird die Feuchtigkeit gegen die Alpen gepresst. Die Schneesituation in den Südalpen und im Oberengadin wird sich also verbessern.
Je nachdem dürften gemäss Thomas Kleiber auch kleinere Randtiefs noch eine Rolle spielen. Diese könnten den Schnee abhängig von ihrer Zugbahn teilweise auch in die Bergregionen nördlich des Alpenhauptkammes verfrachten. Dies sei aber sehr unsicher.
Eine Wetterlage, die auch auf der Alpennordseite verbreitet grössere Schneemengen bringen könnte, deutet sich in den Wettermodellen innerhalb des seriösen Vorhersagezeitraumes derzeit nicht an.
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