Sturmtief ÉowynMega-Orkan bedroht England und Irland mit Böen bis 180 km/h
Extreme Bedingungen sorgen am Freitag für eine sogenannte «Bombogenese» über Britannien. Mit Folgen für das Wetter in der Schweiz.

- Der Orkan Éowyn trifft am Freitag auf die Britischen Inseln.
- Starke Winde bis 180 km/h werden in Irland erwartet.
- Die Wetterbehörde warnt vor erheblichen Schäden durch den Sturm.
- In der Schweiz verursacht Éowyn mildere Temperaturen durch Föhnwinde.
Den Britischen Inseln steht am Freitag der stärkste Wintersturm dieser Saison bevor. Das Orkantief, das den Namen Éowyn trägt, wird am Donnerstagabend zuerst auf Irland treffen und sich bis am Freitagmittag weiter nach Schottland verlagern.
An der irischen Westküste muss mit Orkanböen bis 180 km/h gerechnet werden. Von Orkanböen bis 140 km/h betroffen sind in der Folge dann Nordirland, Teile Nordenglands sowie der Süden Schottlands.
Grundsätzlich sind starke Winterstürme für die Bewohner der Britischen Inseln während des Winterhalbjahres nichts Aussergewöhnliches. Éowyn ist jedoch selbst für britische Verhältnisse sehr heftig.

Die offizielle Wetterbehörde (das UK Met Office) warnt entsprechend davor, dass Éowyn erhebliche Zerstörungen an Vegetation und Infrastruktur anrichten könnte. Aufhorchen lässt die Warnung, die an alle Verkehrsteilnehmer herausgegeben wurde. Vor allem bei grösseren Fahrzeugen, die dem Wind viel Angriffsfläche bieten, bestehe die Gefahr, dass diese durch die extremen Winde von der Fahrbahn geweht würden.
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Éowyn – der Name ist einem weiblichen Hauptcharakter aus der «Herr der Ringe»-Trilogie entnommen – ist also durchaus ein Sturm, der die Grenzen des zu Erwartenden sprengt.
Dabei kommt die Entwicklung des Orkans angesichts der derzeit über dem Atlantik vorherrschenden atmosphärischen Bedingungen nicht wirklich überraschend. In den vergangenen Stunden strömten von Nordamerika und Kanada her sehr kalte Luftmassen arktischen Ursprungs in Richtung Europa hinaus. Solche Kaltluftausbrüche begünstigen im Winter die Bildung von sehr heftigen Sturmtiefs.
Ideale Bedingungen für explosive Entwicklung
Zwischen Nordamerika und Europa verläuft die Grenze zwischen kalten polaren und milden subtropischen Luftmassen. Im Bereich der «Ausgleichszone» zwischen diesen sehr gegensätzlichen Luftmassen verläuft der Jetstream, ein Band mit sehr starken Höhenwinden, das sich um die Nordhalbkugel windet. Entlang dieses Bandes entstehen Zyklone (Sturmtiefs), die sich rasch über den Atlantik von West nach Ost verlagern.
Im aktuellen Fall sind sämtliche der erwähnten Faktoren sehr stark ausgeprägt. Orkantief Éowyn profitiert also von idealen Grundvoraussetzungen, um sich rasant zu entwickeln. Das Tief entsteht im Verlauf des Mittwochs vor der US-Ostküste, etwa auf Höhe des Bundesstaats Georgia. Es zieht dann immer entlang des Jetstreams weiter Richtung Nordosten und liegt am frühen Donnerstagmorgen südöstlich von Neufundland.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt verstärkt sich Éowyn explosionsartig. Der Druck im Kern des Tiefs sinkt von etwa 980 Hektopascal auf unter 940 Hektopascal bis am Freitagmorgen. Der Druckabfall beträgt also voraussichtlich fast 40 Hektopascal innerhalb von 24 Stunden. Auf dem offenen Meer wird der Orkan Windgeschwindigkeiten über 200 km/h produzieren.

Damit erfüllt Éowyn das wichtigste Kriterium, um meteorologisch als rapide Zyklogenese oder, etwas plakativer, als «Bombogenese» klassifiziert zu werden. Dafür muss ein Druckabfall von 24 Hektopascal innert 24 Stunden erreicht werden, was Éowyn bei weitem übertrifft. Die Bezeichnung «Bombogenese» mag dabei etwas gar dramatisch klingen. Wenn man sich bewusst macht, welche ungeheuren Kräfte in einem solchen Orkantief entfesselt werden, ist es allerdings nicht unpassend.
In dieselbe Kategorie gehörte übrigens auch das wohl bekannteste Orkantief in der jüngeren Geschichte Mitteleuropas: Orkan Lothar machte auch eine rapide Zyklogenese durch, bevor er am 26. Dezember 1999 über die Schweiz zog und teils enorme Schäden anrichtete.
In der Schweiz sorgt der Orkan für milde Temperaturen
Éowyn wird im Verlauf des Freitags Schottland überqueren und dann auf die Nordsee hinaus ziehen. Dabei steigt der Kerndruck im Tief wieder an, es verliert also an Stärke. Wobei kaum von einer «Abschwächung» im herkömmlichen Sinn gesprochen werden kann. Am Samstag und Sonntag zieht das Tief der Küste Norwegens entlang und wird auch dort noch verbreitet für schwere Sturmböen sorgen.
Auf das Wetter in der Schweiz wirkt sich Éowyn indirekt aus. Sturmwinde sind hierzulande nicht zu befürchten. Allerdings schiebt das Orkantief an seinem Südrand sehr milde Luftmassen Richtung Mitteleuropa. Das führt zu einer Föhnlage im Alpenraum – und zu frühlingshaft milden Temperaturen am kommenden Wochenende.
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