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«Arctic Outbreak» in Nordamerika
Minusgrade sogar in Texas – die USA wappnen sich gegen arktische Kälte

Eine Person joggt entlang des zugefrorenen Ufers des Michigansees in Chicago vor einer Kulisse von Wolkenkratzern im Winter.
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In Kürze:
  • Eine riesige Kälteblase breitet sich über den Vereinigten Staaten aus.
  • Texas erwartet trotz subtropischen Klimas Minusgrade und Schneefall.
  • Experten prognostizieren eine der kältesten Wetterperioden der letzten Jahre.

Wer bereits Temperaturen um den Gefrierpunkt als kalt empfindet, für den dürfte das, was in den kommenden Tagen in Nordamerika passieren wird, schwer vorstellbar sein. Ab Freitag macht sich dort extrem kalte Luft aus der Arktis von Kanada her auf den Weg Richtung Süden.

Das an sich ist im Winter in diesem Teil der Welt nicht aussergewöhnlich. Das geografische Ausmass des anstehenden Polarluftausbruchs lässt aber aufhorchen. Eine riesige Blase mit extrem kalter Höhenluft dehnt sich zwischen Freitag und Montag praktisch über die gesamte Fläche der Vereinigten Staaten aus. Von diesem «Arctic Outbreak» ausgenommen sind eigentlich nur die Westküste (Oregon, Kalifornien) sowie Florida.

Farbige Wetterkarte mit Isobaren zeigt Temperaturverteilung in Nordamerika, mit kälteren Temperaturen im Norden und wärmeren im Süden.

Minusgrade selbst in Texas

Die US-Wetterbehörde warnt in ihrem Ausblick für die kommenden Tage in deutlichen Worten vor einer Periode mit eiskalten Temperaturen und extremer Verstärkung der Kälte durch den Wind.

Am stärksten betroffen sein von der Kälte werden voraussichtlich der mittlere Westen der USA und die kanadischen Provinzen Ontario und Québec. Für die Millionenstadt Chicago berechnen die Wettermodelle zwischen Sonntag und Dienstag Tageshöchstwerte um minus 15 Grad. In der Nacht dürfte das Thermometer unter minus 20 Grad sinken.

Selbst in den Südstaaten der USA, die eigentlich subtropische Klimaverhältnisse aufweisen, wird sich die arktische Kälte auswirken. So sind in der texanischen Metropole Houston – etwa auf demselben Breitengrad gelegen wie Kairo – zu Beginn der kommenden Woche ebenfalls Minusgrade und sogar Schneefall vorhergesagt.

Farbtemperaturkarte Nordamerikas, zeigt starke Kälte in Blau und Violett im Norden, mit wärmeren Gelb- und Rottönen im Süden.

Verantwortlich für die markante Kältephase ist eine kurzzeitige Schwächung des Polarwirbels (im englischsprachigen Raum als «Polar Vortex» bezeichnet).

Der Polarwirbel ist ein grosses Tiefdruckgebiet, das sich über dem Nordpol befindet und vor allem im Winter sehr ausgeprägt ist. Es wird unterschieden zwischen dem stratosphärischen Polarwirbel (in einer Höhe von 12 bis 50 Kilometern) und dem darunter liegenden troposphärischen Polarwirbel (in einer Höhe von fünf bis neun Kilometern).

Dieses System ist in der Vertikalen angefüllt mit sehr kalter Luft. Es wird angetrieben durch die starke Westströmung in den mittleren Breiten, die durch die Corioliskraft (Erdrotation) und die unterschiedliche Erwärmung zwischen polaren und subtropischen Regionen entsteht. Im Grenzbereich dieser Regionen verläuft ein Starkwindband («Jetstream»).

System «zerfleddert»: instabiler Polarwirbel

Nun ist der Polarwirbel aber nicht immer gleich ausgeprägt. Je stärker die Höhenwinde sind, desto grösser ist die Rotationsgeschwindigkeit des Polarwirbels. In diesen Fällen bietet der Wirbel auf den Wetterkarten ein geradliniges und stabiles Bild. Der Energieaustausch zwischen Äquator und Pol ist schwieriger. Umgemünzt auf das Wetter bedeutet das, dass arktische Kaltluft selten weit nach Süden vorstossen kann.

Es gibt jedoch auch den umgekehrten Fall: nämlich dass der Polarwirbel schwächer ausgeprägt ist. Dann «zerfleddert» das System. Das begrenzende Starkwindband wird wellenförmig und greift weit nach Süden aus. In diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich ein Tiefdruckgebiet mit seinen Fronten in die mittleren Breiten bewegen und sehr kalte Luftmassen in Regionen führen kann, die sonst ein eher milderes Winterklima haben.

Infografik vergleicht einen stabilen und einen unterbrochenen Polarwirbel über der Erde. Links zeigt ein stabiler Wirbel kalte Luft, die von einem starken polaren Jetstream eingeschlossen ist. Rechts zeigt ein unterbrochener Wirbel mit mäanderndem Jetstream, wodurch kalte und warme Luft sich verschieben. NOAA Climate.gov 2021.

Etwas Vergleichbares geschieht in den kommenden Tagen über Nordamerika. Von zwei Seiten her üben Hochdruckzonen (über dem Pazifik und dem Nordatlantik) Druck auf die polare Zirkulation aus. Das Resultat: Ein riesiger «Batzen» Höhenkaltluft wird über Kanada fast vollständig abgeschnürt und macht sich auf den Weg nach Süden.

Gemäss Experten dürfte das zu einer der kältesten Wetterperioden der letzten Jahre, ja sogar Jahrzehnte in Kanada und den USA führen. Die Kältewelle wird sich bis weit in die kommende Woche fortsetzen, allerdings unter allmählicher Abschwächung.

Schickt die Kälte Stürme nach Europa?

Auf das Wetter in Mitteleuropa hat der «Arctic Outbreak» in Nordamerika keinen direkten Einfluss. Hier dominiert vorderhand eine umfangreiche, bis über Skandinavien ausgreifende Hochdruckzone mit relativ milden Luftmassen. Ein Zusammenhang besteht jedoch durchaus: Das Hochdruckgebiet trägt nämlich wie erwähnt seinen Teil zur Abschnürung der polaren Kaltluft über Nordamerika bei.

Im Verlauf der kommenden Woche deutet sich dann aber ein deutliches Aufleben der Westwindzone über dem Atlantik an. Das wäre nicht unlogisch, weil die von der US-Ostküste aufs Meer stossende Kaltluft dort die Temperaturgegensätze verschärft. Das begünstigt die Bildung von Sturmtiefs, die dann früher oder später auch Europa erreichen können.

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