Eurovision FinaleNemo gewinnt den Eurovision Song Contest 2024
Die Schweiz holt den Sieg beim grössten Musikwettbewerb der Welt. Wir berichteten live – hier lesen, hören und sehen Sie im Detail, was passiert ist.
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Litauen
Der Mann aus Litauen hat einen Bachelor in kommerzieller Musikperformance und es wird ihm ein Spontan-Affärchen mit Nemo nachgesagt. Und zu alledem setzt er einen ersten neuen Modetrend: Auf seiner Nase sitzt nämlich ein silberner Nasenklemmer, was sein Stimm-Charisma indes nicht merklich steigert. Und das Lied? Ein melancholisches aber vergessenswürdiges Balkan-Folklore-Pop-Nümmerchen für die litauische Alkoholfrei-Bar. Doch wir haben – selbst an diesem Abend – schon Schlechteres gehört. (ane)
Nochmal Israel
Schon bizarr, dass ein solch konventionelles Schmachtpop-Liedchen zu den grössten Unmutsparaden der ESC-Geschichte geführt hat. Ach, wenn doch bloss der Irrsinn der Welt ein bisschen pausieren könnte. (ane)
Ja, das Televote hat Israel offenbar im Sack, wie ein Leak beim italienischen TV enthüllte. Weil Solidarität. Die Frage ist nun natürlich, wie sich die Jury dazu verhält. Geben sie Gegensteuer? Musikalisch neutral muss man sagen: das ist kein Gewinnersong. Aber das war der ukrainische Gewinnsong auch nicht, der damals gewann. (phz)
Israel
So, erstmal die Politik ausgeklammert: Israel ist dran! Bei den Wettquoten auf Platz 2 und kurz vor dem Final zur grossen Mitfavoritin hochgeschossen. Vom Publikum wird Israel viele Punkte kriegen, so viel scheint klar.
Eden Golan, 20 Jahre alt, stand schon als 9-Jährige auf den Bühnen. Sie singt «Hurricane». Im Publikum: Man meint Pfiffe zu hören, Buhrufe, ebenso Applaus. SRF-Moderator Sven Epiney sagt, in der Halle seien die Protestgeräusche deutlich zu hören gewesen.
«Hurricane» ist eine Powerballade nach Poplehrbuch, wenig originell, aber gut vorgetragen. Es gibt ein wirbelndes Tanzensemble und dramatische Posen und zum Schluss sehr hohe Töne von Golan, all das ist very ESC. Dass es im Song um einen Sturm geht, kann man ja durchaus sinnblich verstehen. Sie wollte Hoffnung vermitteln, sagt Golan.
Schön. (fim)
Niederlande
Die Niederlande wurde wegen des eingangs erwähnen Vorfalls disqualifiziert. Wenn mir doch noch eine kleine, ketzerische Wortmeldung zum Holland-Lied gestattet sei: Ich fand den Gaudi-Song an und für sich so übergriffig ungut, dass schon allein das nach einem Polizei-Einsatz geschrien hätte. (ane)
Luxemburg
Luxemburg reicht uns ein Lied dar, das charmant-chansonesk beginnt, sich dann aber in misslichste Stilwendungen verstrickt. Da setzt plötzlich ein Beat aus der Reggaeton-Sound-Library ein, dann changiert das Ganze wieder in eine angelsächsische Pop-Gefühligkeit, und dazu lässt die Dramaturgie-Abteilung neben Feuerfontänen und Disco-Licht vollkommen ohne Not digitale Gross-Tiger im übelsten Airbrush-Kolorit ins Geschehen einblenden. Okay, Luxemburg hat 30 Jahre lang nicht am ESC teilgenommen. Nun versucht man offenbar alles ins 3-Minuten-Format zu stopfen, was in den letzten Jahrzehnten so an Musik- und Grafik-Evolution passiert ist. Schön und gut ist das nicht. (ane)
Ich hatte bei denen im Halbfinal geschrieben: «Musikalisch ganz okay, ein sommerlicher Popsong. Kommt weiter und scheitert im Final dann aber ziemlich krachend.» Bleibe dabei. Zero points anyone? (phz)
Deutschland
Oh, ein brennendes Ölfass. Früher tauchten die in Filmen und Videos doch immer dann auf, wenn die Zuschauerschaft darauf aufmerksam gemacht werden sollte, dass die Handlung in einem urbanen Problem-Distrikt spielt. In Deutschland scheint das Ölfass nun auch schon in gewissen heimischen Domizilen aufzutauchen. Es geht ihm wohl wirklich nicht gut, unserem Nachbarland, zumal man dort auch fälschlicherweise geglaubt hat, dass ein Sosolala-Lied mit einer Joe-Cocker-Überwältigungsstimme aufgehübscht werden kann. Das ist nicht ganz daneben, aber es wirkt ein bisschen yesterday…Da hilft wohl auch der härzige Hund im Einspieler nichts. (ane)
Ukraine
Die Ukraine ist gesanglich in meinen Ohren immer wieder hart am Limit (liegts an den Fernsehboxen im Büro? Das könnte dann heiter werden) – aber ja, Ane sagts: Der Song ist unwiderstehlich. Wäre meine Nummer eins, wäre Nemo nicht. (fim)
Ukraine
Irgendwie wähne ich mich gerade in einem Musical mit bibelgeprägtem Handlungsstrang: Eine Frau in wallendem Kleid steigt auf einen Lehmhügel und singt über Mama Theresa. Da ist sehr viel Pathos, sehr viel Inbrunst und ein gar nicht mal so guter Rap-Mittelteil. Und dennoch: Nach der gefühlt zwanzigsten Wiederholung des Refrains wurmt sich dieses Lied dann doch irgendwie ins Ohr. (ane)
Habe die Ukraine in meinen Top 5. Die müssen also abliefern – und tun sie auch. Grosses ESC-Kino. Power-Ballade, mit Betonung auf Power. Mitreissend, eingängig. (phz)
Schweden
Die zweiterfolgreichste Nation in der Geschichte des ESC eröffnet den Gesangsreigen… Hm, klingt irgendwie, als hätte man eine künstliche Intelligenz angewiesen, Michael Jackson und Faithless in einen Song zu pferchen. Die Schweden schicken zwar ein norwegisches Zwillingspaar ins Rennen, hinter dem Song steckt jedoch ein schwedischer Grossmeister im Verfassen zutraulicher Radiofrequenzfüllermusik: Jimmy Thörnfeldt hat schon für Enrique Iglesias, One Direction oder Lady Gaga komponiert. Dieses Werk hier handelt von der Romanze zu einer femme fatale. Und: der Vortrag bietet womöglich sachdienliche Beiträge für die Zwillingsforschung: Beitrag 1: Rein musikalisch macht es wenig Sinn, ein Zwillingspaar mit der tupfgenaugleichen Stimme in einem Song einzusetzen. Hinweis 2: Offenbar weisen diese Norwegen-Zwillinge exakt dasselbe Beuteschema auf. Haben wir wieder was gelernt. Ich tippe – wenig begeistert – auf Top-10. (ane)
Nemo läuft mit Flagge der Nonbinären ein
Nemo sorgt beim ersten Auftritt auf der ESC-Bühne heute direkt für Aufsehen: Während alle Teilnehmenden mit den Flaggen ihrer Länder aufgelaufen sind, kam Nemo mit einer Schweizer Fahne auf dem Rücken und die Flagge der nonbinären Community trug er vorn an der Brust vor sich her. Ein Auftritt! (fim)
Ob ihm dieser Auftritt Punkte bescheren oder kosten wird? (phz)
Einlauf der Teilnehmenden
Wir sind beim Einlauf der Nationen. Die grosse Frage, ob bei Erscheinen Israels das grosse Buhen beginnt ist beantwortet. Nein. (ane)
Nemo holt einen Preis
Nemo hat am Finaltag den Marcel-Bezençon-Award gewonnen. Der Preis wird von Journalistinnen und Journalisten für den besten Song verliehen. So kanns weitergehen. (fim)
Wettquoten, letzter Stand
Für die Buchhaltung: Kurz vor Beginn des Grand Finals 2024 hat Kroatien bei den Wettbüros eine Gewinnchance von 44 Prozent, Israel 20 Prozent, die Schweiz 15 Prozent. Bei Nemo minimaler Aufwärtstrend, just saying. (fim)
Die wichtigsten Infos zum Abend
In 10 Minuten geht die Show los. Hier ein kleiner Überblick, worauf es gleich ankommt:
25 Kandidatinnen und Kandidaten treten heute an. Die Niederlande sind ausgeschlossen worden.
Nemo ist mit «The Code» an 21. Stelle dran.
Die Entscheidung wird um 0.15 Uhr erwartet. So wurde es uns zumindest versprochen.
Im Final zählen die Stimmen der Jury zu 50 Prozent und die Publikumsstimmen zu 50 Prozent. In den Halbfinals konnte nur das Publikum abstimmen.
Die Jurys haben bereits ihre Voten abgegeben.
Erstmals können auch Menschen aus nicht teilnehmenden Ländern abstimmen. Dieses Voting läuft seit Mitternacht. Die Stimmen aus «dem Rest der Welt», wie es netterweise heisst, zählen wie ein Land. (fim)
Unsere Prognose
Auch Ihre Tickerer haben sich den Kopf zerbrochen, wer am Ende ganz oben steht. Unser internes Wettbüro der Top 5 sieht so aus:
Philippe Zweifel: Kroatien, Schweiz, Israel, Irland, Ukraine Begründung: «Pragmatische Auswahl, ich will gewinnen. Sorry, Nemo.»
Ane Hebeisen: Schweiz, Irland, Griechenland, Norwegen, Portugal. Begründung: «Meine Top-5 entspringen im Gegensatz zu jenen von Herrn Zweifel und Herrn Fischer nicht der Mutmassung, wer die grössten Chancen hat, sondern es sind jene, die mein Herz am meisten erquicken.»
Martin Fischer: Schweiz, Israel, Kroatien, Irland, Frankreich. Begründung: «Weil es Nemo sein muss (und ich in diesem Fall den Mix mache zwischen Pragmatismus und Herz.»
Ihre Prognose
Wer gewinnt den Eurovision? (Zur Auswahl stehen die zehn Länder, die derzeit die höchsten Gewinnquoten haben)
Nemo bei Protestaktion involviert?
Wenige Stunden vor dem grossen Finale kam es innerhalb des ESC-Feldes wohl zu einer Protestaktion gegen Israel. Mehrere Teilnehmende blieben der Flaggenparade fern – Darunter auch Nemo aus der Schweiz.
Neben Nemo waren auch die Vertretungen von Irland und Griechenland nicht zur Parade erschienen. Die Abwesenheiten werden als Zeichen der Solidarität mit den Menschen im Gazastreifen gedeutet.
Bambie Thug aus Irland hatte zuvor die Teilnahme der israelischen Sängerin Eden Golan wiederholt kritisiert und verpasste auch die Probe am Nachmittag. Auf Instagram schrieb Bambie Thug, es habe eine «Situation» gegeben, wodurch es nicht möglich gewesen sei, auf die Bühne zu kommen.
Bisher ist nicht klar, ob Nemos Aktion auch ein Protest gegen Israel darstellen sollte. Ende März postete Nemo einen offenen Brief auf Instagram, in dem Nemo zusammen mit acht anderen ESC-Kandidaten einen Waffenstillstand fordert. Im Schreiben wird explizit weder für die palästinensische noch die israelische Seite Stellung bezogen.
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Wie die schwedische Zeitung «SVT Nyheter» berichtet, laufen in Malmö kurz vor Start des Finales neue Proteste gegen Israel. Auch die Aktivistin Greta Thunberg ist in dieser Woche bei den Demonstrationen beteiligt gewesen. (fim)
Aussenreporterin Kim
Digitalredaktorin Kim Schellenbaum ist auf den Strassen von Malmö unterwegs und findet heraus, was die internationalen Fans von Nemo halten und wer heute wohl gewinnen wird:
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Enthüllt: Deshalb wurde Holland disqualifiziert
Der Vorfall, der zum Ausschluss des niederländischen Kandidaten Joost Klein vom Eurovision Song Contest (ESC) geführt hat, hängt nach Angaben des niederländischen Fernsehsenders Avrotros mit von Joost unerwünschten Filmaufnahmen zusammen. «Nach dem Auftritt am vergangenen Donnerstag kam es zu einem Zwischenfall. Entgegen klar getroffener Absprachen wurde Joost gefilmt, als er gerade von der Bühne kam und in den Greenroom eilen musste», teilte Avrotros am Samstagabend mit. «In diesem Moment gab Joost wiederholt zu verstehen, dass er nicht gefilmt werden wolle. Dies wurde nicht beherzigt. Dies führte dazu, dass Joost eine bedrohliche Bewegung in Richtung der Kamera machte. Dabei hat Joost die Kamerafrau nicht berührt.»
Der Vorfall wurde zur Anzeige gebracht, woraufhin die Polizei eine Untersuchung einleitete. Am Samstag wurde bekannt gegeben, dass Klein nicht zum Finale am Samstagabend antreten darf. «Avrotros findet die Massnahme sehr hart und unverhältnismässig. Wir stehen für gute Umgangsformen, damit es keine Missverständnisse gibt, aber eine Massnahme zum Ausschluss ist in unseren Augen unverhältnismässig zu diesem Vorfall», erklärte der Sender und sagte, er sei «sehr enttäuscht und bestürzt», auch für die Millionen von Fans.
Willkommen!
Herzlich willkommen zum Finale des ESC! Die Show startet erst um 21 Uhr. Angesichts der spannenden Ausgangslage versorgen wir Sie aber bereits jetzt mit Informationen, Bildern und Videos.
Wieso besonders spannend? Nun, aus mindestens fünf Gründen:
Der Schweizer Beitrag von Nemo hat nach wie vor Siegeschancen. Derzeit liegt Nemo auf Platz drei bei den Wettquoten.
Auch die Weltpolitik funkt in den ESC rein: Wegen des israelischen Beitrags von Eden Golan gab es in Malmö Proteste – was prompt zu einer Gegenreaktion der TV-Zuschauerschaft führte: Das italienische Fernsehen hatte aus Versehen die Anzahl Stimmen veröffentlicht, die Eden Golan für ihre Halbfinal-Darbietung einheimste – satte 40 Prozent, das ist deutlich mehr als alle anderen Acts erzielten.
Der holländische Kandidat Joost Klein, der auch hoch gehandelt wurde, flog wegen immer noch nebulösen Gründen aus dem Contest. Man munkelt, dass er backstage übergriffig geworden sei.
Und: Nemo ist heute der Flaggenparade ferngeblieben. Offenbar gab es ein Krisentreffen mit mehreren Teilnehmenden. Anlass sollen wiederum die Querelen rund um den israelischen Auftritt sein.
Kreisel-Kunst: Nemos Auftritt auf einem Kreisel sorgte im Halbfinal für Aufsehen. Wie riskant ist das? Wir haben beim verantwortlichen Choreografen nachgefragt.
Es tickern für Sie Philippe Zweifel (phz), Ane Hebeisen (ane) und Martin Fischer (fim).
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