Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Für mehr Teamzusammenhalt
Pompöse Feste sind out – Firmen feiern lieber unkompliziert

Large group of happy friends having fun while toasting with alcohol during New Year's party at casual office.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Der Trend geht zu kleineren, budgetbewussten Feiern.
  • Die Feiern lassen sich in 5 Stile einteilen: unkomplizierte, kostenoptimierte, klassische, pompöse oder verschobene.
  • Doodle-Daten zeigen Anstieg der geplanten Feste im Vergleich zum Vorjahr.

Bereits Charles Dickens preiste sie 1843 in seiner Weihnachtsgeschichte als gute Möglichkeit an, mit wenig finanziellem Aufwand grosse Dankbarkeit bei den Untergebenen hervorzurufen: die Firmenweihnachtsfeier. Sie ist eine der raren Gelegenheiten, den Arbeitstrott für einen Abend abzustreifen und Kollegen, die man nur aus Videocalls kennt, real zu erleben. 

Auch wenn in mehreren Branchen der Wind rauer wird und Stellen abgebaut werden, die Feiern zum Jahresende sind in der Schweiz nicht totzukriegen. Alleine über Doodle wurden 14 Prozent mehr Feste geplant als im Vorjahr, wie die Terminvereinbarungsplattform ausgewertet hat. Auch angefragte Restaurantbetreiber in grossen Schweizer Städten berichten von einer ungebrochen grossen Nachfrage. 

Diese Redaktion hat bei diversen Schweizer Firmen nachgefragt, was sie dieses Jahr für ihre Angestellten planen. Es zeigte sich: Die Art und Weise, wie gefeiert wird, unterscheidet sich erheblich. Und sie wandelt sich. Grob gesagt, lassen sich fünf Typen identifizieren: 

Die Unkomplizierte

Firmen wollen zunehmend, dass sich die Angestellten im einfachen Rahmen treffen – zu weihnachtlichen Apéros mit Suppe und Weihnachtsgebäck. Einlagen mit Sketches und lustigen Spielen, wie sie früher gerne eingeplant wurden, sind seltener. Und es scheint einen Trend zu kleineren Feiern zu geben. Denn an den über Doodle organisierten Feiern nehmen im Schnitt nur acht Personen teil.

Der Ablauf dieses Typs Weihnachtsfeier ist unkompliziert und deshalb schnell erzählt: Man prostet sich mit Glühwein zu, geht für das Abendessen in ein Restaurant – um 23 Uhr sind die meisten wieder zu Hause. Die Firma kostet das etwa 100 Franken pro Person.

Die Kostenoptimierte

Weihnachtsfeiern kosten Geld. Gerade in einem schlechten Jahr ist die Versuchung da, die Feier eine Nummer kleiner abzuhalten. Wer braucht schon einen Festsaal, wenn auch in der Kantine genug Platz ist? Statt des Fünfgängers tut es auch Ghackets mit Hörnli, da werden schliesslich Kindheitserinnerungen wach, könnten sich die Teamchefinnen sagen. 

Und wieso soll eigentlich nur die Firma etwas zum Fest beitragen? Das hat sich vor zwei Jahren wohl auch das SBB-Werk in Biel gefragt, als die Angestellten angehalten wurden, ihre eigenen Raclette-Öfeli mitzubringen. So konnte das Budget von 30 Franken pro Person in Käse und Getränke investiert werden.

Bei den SBB hat sich die Finanzlage inzwischen weiter verschärft. Trotzdem will sie nicht ganz auf die Weihnachtsfeiern verzichten. Es sei wichtig, den Mitarbeitenden zu danken für ihren Einsatz und den Teamzusammenhalt zu festigen, so die Begründung. Die Teamleiter seien jedoch angehalten, die Weihnachtsanlässe «kostenbewusst in einem bescheidenen Rahmen zu halten».

Die Klassische

Bei der klassischen Firmenweihnachtsfeier wird meist in einem festlich dekorierten Veranstaltungsraum oder Restaurant ein mehrgängiges Essen serviert. Die Chefinnen oder Chefs halten kurze Reden, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und dem Team zu danken. Häufig endet der Abend mit Musik und Tanz oder an der Bar – das kostet gegen 200 Franken pro Person.

Bei der Ostschweizer Softwareentwicklungsfirma Innosolv läuft es genau so ab. Eingeladen sind auch Partnerinnen und Partner. Für Geschäftsleiter Manuel Britschgi ist so eine Feier eine Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden und zugleich positiv für den Teamspirit. Wenn beides stimmt, seien seine Mitarbeitenden motiviert und hätten genug Biss, über das Pflichtprogramm hinaus mehr zu erreichen.

Auch die Zürcher Werbeagentur Jung von Matt aus Zürich feiert in diesem Stil: dieses Jahr in einem angesagten Restaurant und mit anschliessender Party. Weniger klassisch war einzig die Apéro-Lokalität: Dafür hat sie eigens ein Tram gemietet, mit dem die ganze Belegschaft Prosecco-trinkend quer durch die Stadt Zürich gefahren ist.

Die Pompöse

Im Winter 1979 hätte man für Boeing arbeiten müssen. Das US-Unternehmen schmiss für über hunderttausend Mitarbeitende die grösste Weihnachtsparty der Welt. Der Flugzeughersteller mietete dafür ein ganzes Sportstadion in Seattle und dekorierte es mit tausend Weihnachtsbäumen und über einer Tonne Glitzer. Für Unterhaltung sorgten unter anderem 300 Hirten, 1000 als Spielzeugsoldaten verkleidete Statisten und 500 Sängerinnen und Tänzer.

Doch auch Schweizer Firmen wissen, wie man feiert. So flog die Rohstofffirma Glencore zum Beispiel jahrelang Weltstars an ihre Weihnachtsparty, darunter Brian Adams, Jamiroquai und Sting. 2014 soll der damalige Chef Ivan Glasenberg 1,5 Millionen Franken für das Fest bezahlt haben – angeblich zum grössten Teil aus der eigenen Tasche. 

Bei den meisten Unternehmen ist die Zeit der grossen Feiern jedoch vorbei. Die Ringier-Party mit rund 1500 Mitarbeitenden gibt es zum Beispiel seit 2019 nicht mehr. Diese sei vielen zu «anonym» gewesen, schreibt das Unternehmen. Auch bei Glencore sollen die Star-Auftritte in den letzten Jahren ausgeblieben sein. 

Die Verschobene

Muss die Feier im Dezember stattfinden, wenn die Kalender sowieso schon überfüllt sind? Nicht zwingend, denn den Teamgeist kann man genauso gut auch im Mai oder im August zelebrieren. 

Auch dieser Typ scheint bedeutender zu werden. Jedenfalls ist das Onlineangebot für Teamanlässe übers ganze Jahr verteilt gross. Darüber hinaus beobachtet der Wirteverband Basel, dass die Feiern zunehmend auch im Januar stattfinden oder neue Formate entstehen – etwa das Firmen-Sommerfest.

Die Immobilienberatungsfirma Wüest Partner etwa lädt jeweils im Sommer zum «Office Hike». Dann verbringen alle rund 500 Mitarbeitenden zwei Tage in den Schweizer Bergen, um den «Wüest Partner Spirit» hautnah zu erleben. Auch bei der Swisscom und bei der Schweizerischen Post muss die Teamfeier nicht zwingend im Dezember stattfinden. Die Teams können selbst entscheiden, ob sie ihr dafür reserviertes Budget lieber in einen Grillabend investieren.