Swisscom und Salt verbünden sichWas der neue Glasfaser-Pakt den Konsumenten bringt
Swisscom und Salt haben angekündigt, bei den Glasfasernetzen zusammenzuarbeiten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Deal.
Warum schliessen Swisscom und Salt ein Glasfaser-Bündnis?
Das Bedürfnis nach schnellen Internetanschlüssen zu Hause als Ergänzung zum Mobilfunk bleibt gross, wie gerade die Corona-Krise zeigt. Heimarbeit, Hausunterricht und Videokonferenzen, aber auch Streamingdienste wie Netflix benötigen hohe Bandbreiten. Da kommt das ultraschnelle Glasfasernetz gerade gelegen. Es ermöglicht in der Schweiz theoretische Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde. Damit lässt sich ein hochauflösender Spielfilm in weniger als 10 Sekunden herunterladen.
Mit ihrer Zusammenarbeit bringen sich Salt und Swisscom aber auch in Stellung gegen den neuen Rivalen Sunrise UPC. Dieser verfügt dank des eigenen TV-Kabelnetzes von UPC über eine landesweite Abdeckung mit einer Geschwindigkeit von 1 Gigabit pro Sekunde. Sunrise UPC wird damit eigenständig und ist beim schnellen Festnetz-Internet nicht mehr von Drittanbietern wie der Swisscom oder Elektrizitätswerken abhängig.
Was bringt die Kooperation den Konsumentinnen und Konsumenten?
Einfach gesagt erhalten bis zum Jahr 2025 rund drei Millionen Haushalte in der Schweiz mit Salt einen zusätzlichen Anbieter von Glasfaser-Produkten – nebst der Swisscom und anderen regionalen Betreibern. Dazu gehören auch immer mehr Haushalte in den ländlichen Gebieten. Die Konsumenten können mit einem verschärften Wettbewerb rechnen, den die Telecomanbieter über exklusive Produkte oder das Preis-Leistungs-Verhältnis austragen werden.
Gerade Glasfaser ist ein Beispiel dafür, wie sehr eine neue Technologie einen trägen Markt beleben kann. Als der kleinste Schweizer Mobilfunkanbieter Salt im Jahr 2018 ins Festnetzgeschäft einstieg, lancierte er ein Preisbrecher-Angebot mit einer Geschwindigkeit von 10 Gigabit pro Sekunde für weniger als 50 Franken im Monat. Die Konkurrenz musste daraufhin bei der Leistung nachziehen: Die Swisscom und Sunrise UPC bieten inzwischen ebenfalls ein Produkt mit 10 Gigabit pro Sekunde an. Sunrise UPC arbeitet dafür vor allem in städtischen Gebieten mit regionalen Energieversorgern zusammen.
Wie sieht die Zusammenarbeit im Detail aus?
Salt investiert in ein langfristiges Nutzungsrecht für Glasfaseranschlüsse von Swisscom. Der staatsnahe Betrieb trägt indes die Gesamtverantwortung für die Netzplanung, den Netzausbau sowie den Unterhalt. Die Swisscom bleibt ebenfalls Eigentümerin der Infrastruktur. Es steht aber beiden Unternehmen frei, mit anderen Partnern zusammenzuarbeiten.
Wie profitiert Salt vom Pakt?
Aktuell erreicht der Mobilfunkbetreiber mit seinem Glasfaser-Angebot lediglich 1,5 Millionen Haushalte. Mit der erwarteten Verdoppelung der Reichweite bis in vier Jahren kann sich Salt als nationaler Komplettanbieter von Festnetz, Mobilfunk und Internet etablieren. Aktuell gibt es 5 Millionen Haushalte, die Glasfaser nutzen könnten. Allerdings ist davon nur ein Drittel tatsächlich angeschlossen.
Moment, hatte Salt im Glasfaserbereich nicht schon eine Kooperation mit Sunrise am Laufen?
Das ist richtig. Im Jahr 2020 kündigten beide Anbieter an, die Gemeinschaftsfirma Swiss Open Fiber ins Leben zu rufen. Damit wollten Salt und Sunrise gegen Marktführer Swisscom aufbegehren. Geplant war, bis zum Jahr 2027 gemeinsam bis zu 1,5 Millionen Haushalte mit zusätzlichen Glasfaseranschlüssen zu erschliessen. Mit der Fusion von Sunrise und UPC platzte aber dieses Geschäft. Salt witterte Vertragsbruch und klagte vor dem Handelsgericht in Zürich. Die Richter haben die Klage abgewiesen. «Swiss Open Fiber existiert nicht mehr», sagt dazu Salt-Chef Pascal Grieder.
Und was hat die Swisscom von der Partnerschaft mit Salt?
Salt beteiligt sich an den Netzinvestitionen und den dazugehörigen Geschäftsrisiken. Zur Höhe der Investitionen haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart. Als Orientierung kann folgender Wert dienen: Seit dem Jahr 2008 hat die Swisscom 4,4 Milliarden Franken in den Aufbau des Glasfasernetzes investiert. Swisscom-Chef Urs Schaeppi geht davon aus, dass die Partnerschaft mit Salt bereits im laufenden Geschäftsjahr einschenkt. Er rechnet mit einem Umsatz von 100 Millionen Franken. Dieses Geld benötigt das Unternehmen dringend, da Sunrise UPC als bedeutender Bezüger von Swisscom-Dienstleistungen wegfällt.
Die Swisscom liegt doch gerade mit den Wettbewerbshütern wegen des Glasfaserausbaus im Clinch. Ist der Deal mit Salt dadurch nicht gefährdet?
Die Eidgenössische Wettbewerbskommission hat vorsorgliche Massnahmen gegen die Swisscom verfügt. Die Wettbewerbshüter befürchten, dass das Unternehmen seine marktbeherrschende Position missbraucht, um beim Ausbau des Glasfasernetzes Konkurrenten vom Markt auszuschliessen. Die Swisscom soll das tun, indem sie den Konkurrenten bei neuen Anschlüssen eine direkte Leitung zu Haushalten und Firmengebäuden verwehrt. Swisscom-Infrastrukturchef Christoph Aeschlimann sagte dazu, dass Salt einen direkten Zugang erhalte. Er gehe deshalb davon aus, dass die Massnahmen der Wettbewerbshüter die Zusammenarbeit mit Salt nicht beträfen. Auf weitere Angaben verzichtete Aeschlimann mit Verweis auf das laufende Verfahren. Die Swisscom hat Rekurs beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt.
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