LiveWaldbrände in Südeuropa+++ Flammenmeer bei St-Tropez vorerst gestoppt +++ Feuer in Griechenland teils unter Kontrolle
In gewissen Regionen Europas kämpfen die Feuerwehrleute erfolgreich gegen die Brände. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze:
Türkei, Griechenland, Italien und Spanien: In mehreren Ländern sorgen hohe Temperaturen für extreme Bedingungen.
Wegen der Trockenheit und starken Winden kommt es immer wieder zu Bränden.
Allein in der Türkei kamen wegen des Feuers acht Personen ums Leben.
Bereits mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden.
Unklar ist, wann die Hitze nachlassen wird.
Artikel zum Thema:
Weltweite Brände im Überblick: Ein Ring aus Feuer von Kalifornien bis Sibirien
Hitzekuppel über Südeuropa: Bis 47 Grad – darum leidet Europa unter extremer Hitze
ETH-Forscher analysieren Klimadaten: «Das gleiche Wetter kann in einer wärmeren Welt zu extremen Ereignissen führen»
Tödliche Temperaturen: Hitze läuft Kälte als Todesursache den Rang ab
Kommentar zur gefährlichen Hitze: Es ist höchste Zeit, sich anzupassen
Kontrolle über Feuer in Algerien, Griechenland und Katalonien
In Algerien wurden inzwischen fast alle Brände in der besonders stark betroffenen Region Tizi Ouzou vollständig gelöscht, wie die Zivilschutzbehörde des nordafrikanischen Landes am Freitag mitteilte. Die Mitarbeiter überwachten die Lage in der Region aber weiterhin. In anderen Regionen werden demnach noch immer Dutzende Feuer gelöscht. Nach Angaben der Behörde sind bislang insgesamt mindestens 124 Waldbrände in dem nordafrikanischen Land ausgebrochen. Dabei starben bislang mindestens 49 Zivilisten und mehr als 20 Soldaten, wie die staatliche Nachrichtenagentur APS meldete.
Erstmals seit Tagen sind die Brände in Griechenland derweil in allen Regionen des Landes unter Kontrolle oder sogar weitgehend gelöscht. Dies teilte der griechische Zivilschutz am Freitagmorgen mit. Lediglich in der gebirgigen Region Gortynia auf der Halbinsel Peloponnes gebe es immer wieder kleinere Brände, die aber rasch von den Einsatzkräften gelöscht würden. Die Feuerwehr warnte jedoch, die Gefahr sei noch nicht vorbei: In vielen Fällen schwele es noch im Unterholz, und neue Brände könnten ausbrechen. Schätzungen zufolge wurden bei den schweren Bränden im August mehr als 100 000 Hektar Wald- und Buschland sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen zerstört.
Feuerwehrleute haben den bisher grössten Waldbrand in Spanien erfolgreich bekämpft. Das am Vortag ausgebrochene Feuer in der katalanischen Provinz Tarragona sei unter Kontrolle, teilte die Feuerwehr der Region am Freitag mit. In weiten Teilen des Landes blieb die Brandgefahr aber hoch.
Rund 100 Feuerwehrleute arbeiteten die ganze Nacht daran, das Feuer in der Provinz Tarragona in Katalonien zu löschen. 75 Hektar des unter Naturschutz stehenden Waldgebiets wurden nach Angaben von Kataloniens Feuerwehr zerstört. Dagegen ging der Kampf gegen einen Waldbrand in der Region Galizien am Freitag weiter. Nach Angaben der Regionalregierung hat das Feuer seit Donnerstagabend rund 200 Hektar Land vernichtet.
Laut dem Wetterdienst Aemet bestand am Freitag in fast ganz Spanien eine «extreme», «sehr hohe» oder «hohe» Brandgefahr. Lediglich für einen Teil der Nordküste und in Teilen der Region Valencia stufte er die Brandgefahr als «gering» oder «mässig» ein. Er rechnete zudem in 15 der 17 Regionen mit Temperaturen von 36 bis 40 Grad.
Flut folgt auf Brände in der Türkei
Kurz nach der Entspannung in vielen Waldbrandgebieten sind im Norden der Türkei zahlreiche Menschen durch eine Flut getötet worden. In der Schwarzmeerregion seien bisher 27 Menschen in Zusammenhang mit Überschwemmungen ums Leben gekommen, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad am Freitag mit.
Zunehmende Gesundheitsgefahr durch Brände in Russland
Die verheerenden Waldbrände in Russland werden zunehmend zu einer Gesundheitsgefahr für die Menschen. In der besonders betroffenen Region Jakutien (Republik Sacha) im Nordosten des Landes sei die maximal zulässige Konzentration schädlicher Stoffe in der Luft teilweise um das Zwanzigfache überschritten worden, berichtete der Radiosender Echo Moskwy am Freitag auf Grundlage von Behörden-Messungen. Demnach gab es bei 8 von 16 untersuchten Schadstoffen wie Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid Überschreitungen.
Seit Tagen versinken Dörfer und Städte der Region im Rauch. Am Flughafen der Grossstadt Jakutsk kommt es dem Betreiber zufolge wegen schlechter Sicht zu Ausfällen und Verspätungen. Die Behörden hatten für Freitag einen arbeitsfreien Tag angekündigt, damit sich die Menschen möglichst nicht im Freien aufhalten. Der Rauch zog bereits Tausende Kilometer westlich ins Landesinnere bis über den Ural und zur Mongolei. Jakutsk liegt etwa 4800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Mehrere Wohnblöcke bei Rom evakuiert
Bei Waldbränden nahe der italienischen Hauptstadt Rom hat die Feuerwehr rund 25 Familien aus drei Wohnblöcken in Sicherheit gebracht. Das Feuer betraf das Naturreservat Monte Catillo im Norden der Stadt Tivoli, wie die Feuerwehr am Freitagmorgen mitteilte. Die Flammen seien in der Nacht bis in die Nähe von Wohngebieten vorgedrungen. Am Freitagvormittag waren die Feuerwehrleute mit sieben Einheiten und einem Löschflugzeug im Einsatz.
Waldbrände lassen nicht von Italien ab
Italien blickt weiter gebannt auf weitere Waldbrände. Der Regionalpräsident Kalabriens wollte für Freitagvormittag Bürgermeister und Repräsentanten der von Feuern betroffenen Orte in der süditalienischen Region einberufen, wie es in einer Mitteilung hiess. Die Versammlung solle Aufschluss über die gegenwärtige Waldbrandlage geben und weitere Massnahmen im Kampf gegen die Feuer treffen. In Kalabrien zerstörten die Flammen in den vergangenen Tagen Gebiete in der Gegend des geschützten Aspromonte Nationalparks. Aus der Region wurden bislang vier Waldbrand-Tote gemeldet.
Auf den Inseln Sizilien und Sardinien gab der Zivilschutz auch für Freitag wieder die höchste Waldbrand-Warnstufe für weite Teile heraus. Mit Blick auf das Thermometer erwarteten die Experten Werte von teils um die 40 Grad in der Spitze. Auch im Rest Italiens mussten sich Einwohner und Touristen für Freitag auf extreme Temperaturen einstellen. Das Gesundheitsministerium warnte vor einer Hitzewelle in 15 Städten. Auch am Wochenende müssen die Menschen weiter schwitzen. Die Temperaturen könnten sich dem Ministerium zufolge selbst bei gesunden Menschen auf die Gesundheit auswirken.
Unterdessen kämpften die Feuerwehren in Italien weiter gegen zahlreiche Waldbrände. Die Zivilschutzbehörde sprach von insgesamt 33 Anfragen am Donnerstag für den Einsatz von Löschflugzeugen, je neun kamen aus Sizilien und Kalabrien. Frankreich entsandte erneut Flieger, um die Löscharbeiten in Italien aus der Luft zu unterstützen.
Erste Brände in Spanien durch Hitzewelle auf iberischer Halbinsel
Die Hitzewelle in weiten Teilen der iberischen Halbinsel hat am Donnerstag im Nordosten Spaniens erste Brände entfacht. Das spanische Umweltministerium kündigte im Online-Dienst Twitter mit, sechs Löschflugzeuge in die Regionen Aragon, Rioja und Katalonien entsandt zu haben. Das grösste Feuer loderte in Katalonien, wo ein 41 Hektar grosses, unter Naturschutz stehendes Waldgebiet an der Küste der Provinz Tarragona brannte.
Sowohl in Spanien als auch in Portugal stuften die Behörden die Brandgefahr hoch. Die Waldbrandgefahr in Spanien am Freitag sei «extrem», teilte die nationale Meteorologiebehörde mit. Der portugiesische Wetterdienst warnte für Freitag vor «höchster» Brandgefahr im Norden und im Zentrum des Landes sowie Teilen der Algarve im Süden Portugals.
Andere Länder im Mittelmeerraum leiden bereits unter verheerenden Bränden, vor allem Griechenland und Algerien. In Italien kämpfte die Feuerwehr am Donnerstag gegen hunderte Feuer. Vier Menschen kamen in den Flammen ums Leben. Am Mittwoch war auf Sizilien mit 48,8 Grad ein neuer Temperaturrekord gemessen worden.
Italien: Feuerwehr hat Lage in Sizilien unter Kontrolle
Auf der italienischen Insel Sizilien scheint sich die Waldbrandlage gebessert zu haben. Die Feuerwehr berichtete am Donnerstagmorgen, dass die Situation derzeit unter Kontrolle sei.
Die ganze Nacht über kämpften die Feuerwehrleute in Italien weiter gegen die Flammen. In den zurückliegenden zwölf Stunden seit Mittwochabend rückten sie demnach auf Sizilien zu 230 Einsätzen aus. Die Feuer hätten auch Häuser bedroht.
Für Donnerstag und Freitag erwarteten die Meteorologen wieder extreme Temperaturen in einigen Landesteilen. Der Zivilschutz stufte die Waldbrandgefahr auf den grossen Inseln Sizilien und Sardinien in weiten Teilen wegen der anhaltenden Trockenheit und teils kräftiger Winde weiter als sehr hoch ein.
In der stark von Feuern betroffenen Region Kalabrien im äussersten Süden des italienischen Festlandes sprach die Feuerwehr von einer kritischeren Lage. Dort starben am Mittwoch zwei Rentner im Zusammenhang mit den Bränden. Vor allem in der Gegend der Metropolitanstadt Reggio Calabria und der Provinz um Catanzaro loderten viele Brände. Stand Donnerstagvormittag waren etwas mehr als 60 Feuerwehrtrupps und 5 Löschflugzeuge im Einsatz.
Griechenland: Leid für Menschen und Tiere
Scharfe Wetterkontraste in Griechenland – und Hoffen auf eine Besserung der Waldbrand-Lage: Während Feuerwehrleute auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa zuletzt bei über 30 Grad Hitze weiterhin gegen die Flammen kämpften, gingen im Nordosten Hagelschauer und Regen nieder.
Das Land hofft nun, dass die Regenwolken am Donnerstag auch den brandgepeinigten Norden der zweitgrössten Insel Euböa sowie den Westen der Halbinsel Peloponnes abdecken und dort die Feuer etwas eindämmen.
An diesen beiden grössten Feuerfronten sind mittlerweile Rettungskräfte und Material aus mehr als 20 Staaten im Einsatz, darunter auch aus der Schweiz.
Die Dürre war der Hauptgrund für die verheerenden Brände, bei denen ersten Schätzungen zufolge mehr als 90'000 Hektar Wald und landwirtschaftlich genutztes Land sowie Tausende Häuser zerstört wurden. Unzählige Tiere starben.
Tote Bienen, tote Pinien – Türkische Imker verzweifeln nach Bränden
Der Imker Yasar Karayigit hebt den Deckel eines Bienenstocks an, zieht vorsichtig einen Rahmen aus dem Kasten, einige Bienen laufen über die Wachswaben. «Sehen Sie, es sind nur noch wenige Bienen da.»
Die Box steht in einem Wald in der Provinz Mugla. Von den hier besonders verbreiteten Türkischen Pinien ragen viele verkohlt in die Höhe und sollen bald gefällt werden. In der Region haben die Waldbrände besonders gewütet. Auch viele Bienenkästen seien verbrannt, manche Bienen allein durch die Hitze gestorben. Der grösste Verlust seien aber die Bäume, «ohne die können wir keinen Honig mehr produzieren», sagt Karayigit.
Karayigit züchtete seine Bienen bisher rund um das Dorf Osmaniye – wie sein Vater und sein Grossvater schon. Das 500-Einwohner-Dorf liegt in einer Senke in den Bergen, nicht weit von der Mittelmeerstadt Marmaris entfernt – ringsherum ist Wald.
98 Familien leben hier von der Imkerei. Das Feuer ist innerhalb von 30 Minuten an dem Dorf vorbeigezogen, nur einige Häuser sind in Brand geraten, den Imkern hat es mit den Pinien trotzdem die Lebensgrundlage entzogen. «Den Honig für dieses Jahr können wir vergessen», sagt Karayigit.
Für den Pinienhonig sammeln die Bienen Honigtau. Der ist Ausscheidungsprodukt eines Insekts, das auf der Rinde der Türkischen Pinien sitzt und kleine Zuckerpfützen hinterlässt. Knapp 90 Prozent des Pinienhonigs weltweit werden offiziellen Angaben zufolge in der Türkei hergestellt – ein Grossteil davon in der Provinz Mugla, laut der Imkervereinigung der Region jährlich rund 15 bis 20'000 Tonnen. Das macht etwa 20 Prozent des gesamten Honigs aus, den Bienen in der Türkei produzieren.
In Mugla sind in den vergangenen zwei Wochen mehr als 66 000 Hektar Land verbrannt – eine Katastrophe für viele Imker. Wie gross der Schaden genau ist, könne man aber vermutlich erst in ein paar Monaten beurteilen. Erste Schätzungen gehen von 80 Prozent weniger Pinienhonig aus. (sda)
Grossbrand bei Mugla unter Kontrolle
Zwei Wochen nach Ausbruch ist der Grossbrand in der südwesttürkischen Provinz Mugla unter Kontrolle. Einsatzkräfte seien dabei, das Gebiet im Bezirk Köycegiz abzukühlen, schrieb Forstminister Bekir Pakdemirli in der Nacht zu Donnerstag auf Twitter.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Zuletzt hatten starke Winde die Löscharbeiten in der Region behindert.
Seit Ende Juli waren in der Türkei mehr als 200 Feuer ausgebrochen, darunter 16 grosse Waldbrände. Mehr als die Hälfte der 81 Provinzen waren betroffen. Inzwischen wurden die meisten Brände unter Kontrollen gebracht. Besonders in den Küstenprovinzen Antalya und Mugla hat das Feuer grosse Zerstörung angerichtet. Acht Menschen kamen ums Leben.
Warum es in Südeuropa gerade so heftig brennt
Wie die Statistik der letzten Jahrzehnte zeigt, geht die Brandfläche im Mittelmeerraum zurück. «Zugleich deutet sich aber an, dass die Brände in Südeuropa heftiger werden», sagt der Waldbrandexperte Marco Conedera im grossen Interview. Das illustriere das Feuer-Paradox: Je weniger es brenne, desto heftiger und unkontrollierbarer seien die Brände. Ein Lösungsansatz: Kontrollierte Brände sollen das Brandmaterial reduzieren.
Lesen Sie hier das ganze Interview: «Südeuropa ist ein gutes Beispiel für das Feuer-Paradox»
Griechische Autofahrer begrüssen Regen mit Hupkonzert
Regenfälle haben in der Nacht zum Donnerstag bedeutend beim Kampf gegen die Brände in Griechenland geholfen. Sowohl auf der zweitgrössten Insel Euböa als auch auf der Halbinsel Peloponnes erloschen nach übereinstimmenden Berichten von Reportern vor Ort viele Feuer. Es sei viel besser, sagten auch mehrere Bürgermeister auf der Halbinsel Peloponnes übereinstimmend im Staatsrundfunk.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
In vielen Fällen empfingen Autofahrer die ersten Regentropfen mit Hupkonzerten, wie der Nachrichtensender Skai berichtete. Die Dürre war der Hauptgrund für die verheerenden Brände, bei denen ersten Schätzungen zufolge mehr als 90'000 Hektar Wald und landwirtschaftlich genutztes Land sowie Tausende Häuser zerstört wurden. Unzählige Tiere starben.
Die Feuerwehr warnte jedoch, die Gefahr sei noch nicht vorbei. In vielen Fällen brannte es noch im Unterholz und neue Brände könnten ausbrechen. Zudem wehten landesweit starke Winde.
Lesen Sie auch: «Südeuropa ist ein gutes Beispiel für das Feuer-Paradox»
Türkische Sender gebüsst – Berichte über Feuer seien Panikmache
Wegen der Berichterstattung über die Brände in der Türkei hat die Rundfunkbehörde des Landes (Rtük) Strafen gegen fünf TV-Sender verhängt. Rtük begründete die Entscheidung damit, dass Beiträge Angst und Panik verbreitet hätten und beleidigend gegenüber der Regierung gewesen seien, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch.
Die Strafen richten sich demnach gegen Fox TV, KRT, Tele 1, Halk Tv und Haber Türk. Die Sender hätten sich unter anderem abwertend über die Reaktion der Regierung Erdogan auf die Feuer geäussert. In dem Gremium haben die islamisch-konservative Regierungspartei AKP und ihr ultranationalistischer Partner MHP eine Mehrheit. Rtük hatte vor ein paar Wochen bereits eine Warnung an Medien hinsichtlich der Berichterstattung über die Brände ausgesprochen.
In der Türkei sorgen die Feuer besonders an der Mittelmeerküste seit zwei Wochen für riesige Schäden. Unter anderem die Opposition kritisierte von Beginn an das Krisenmanagement der Regierung – etwa dass anfangs keine einsatzfähigen Löschflugzeuge zur Verfügung standen. Die Regierung wies die Kritik zurück – Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte sie «Lügen-Terror».
Wetter in Griechenland spielt verrückt
In Griechenland hat das Wetter am Mittwochabend verrückt gespielt: Während Feuerwehrleute auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa bei über 30 Grad Hitze weiterhin gegen die Flammen kämpften, gingen im Nordosten Griechenlands Hagelschauer und Regen nieder. In Athen wurden Regenfälle im Laufe der Nacht zum Donnerstag erwartet.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Ganz Griechenland hofft, dass die Regenwolken auch den brandgepeinigten Norden der zweitgrössten Insel Euböa sowie den Westen der Halbinsel Peloponnes abdecken und dort die Feuer etwas eindämmen. Darauf verlassen wollte sich aber zunächst niemand. Auf Euböa kämpften noch in der Nacht zum Donnerstag fast 900 Feuerwehrleute mit 232 Löschzügen und anderen Fahrzeugen gegen die Flammen. Im Westen der Halbinsel Peloponnes waren laut griechischer Feuerwehr am Mittwochabend 578 Feuerwehrleute und 181 Fahrzeuge im Einsatz.
An diesen beiden grössten Feuerfronten in Griechenland sind mittlerweile Rettungskräfte aus mehr als 20 Staaten im Einsatz, darunter auch Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk aus Deutschland. Zahlreiche Staaten haben Löschflugzeuge und -hubschrauber geschickt. So ist unter anderem seit Mittwoch eine Löschvariante des riesigen russischen Transportflugzeugs Iljuschin im Einsatz. Der Flieger kann bei einem einzelnen Einsatz rund 42 Tonnen Wasser über den Brandherden ablassen.
Warnung vor Hitze in Italien – möglicher Rekordwert auf Sizilien
In Italien müssen sich Einwohner und Touristen in vielen Teilen des Landes auf weitere Hitzetage einstellen. Das Gesundheitsministerium gab für Donnerstag und Freitag die höchste Hitzewellen-Stufe drei für viele italienische Städte heraus. Demnach dürfte es etwa in Bari an der südlichen Adriaküste, der Hauptstadt Rom, Palermo auf Sizilien und auch Triest im Nordosten sehr heiss werden. In Rom erwarten die Meteorologen Werte bis zu 38 Grad Celsius, ebenso wie in Palermo und Bari.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Italien wird derzeit von einer Hitzewelle heimgesucht. Der August gilt als besonders heisser Monat. Der Nachrichtenagentur Ansa zufolge wurden am Mittwoch in der Provinz Syrakus auf Sizilien 48,8 Grad Celsius gemessen. Der Wert könnte demnach den bisherigen Hitzerekord in Europa übertreffen. Er muss allerdings erst offiziell bestätigt werden. 1977 waren in Athen und der rund 30 Kilometer westlich liegenden Stadt Elefsina 48 Grad Celsius gemessen worden.
Das italienische Gesundheitsministerium bezieht für seine Bewertung zu Warnstufen auch Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Wind mit ein. Bei Stufe drei sehen die Experten Gefahren für die Gesundheit. Sie empfehlen deshalb, viel zu trinken, aber keinen Alkohol oder Kaffee, sondern etwa Wasser und sich mit Kopfbedeckungen und Sonnencreme zu schützen. Zur besonders heissen Tageszeit zwischen 11.00 und 18.00 Uhr solle man besonders anstrengende Aktivitäten vermeiden.
Berichte: Rentner bei Waldbränden in Süditalien gestorben
In Italien ist Medienberichten zufolge ein Rentner im Zusammenhang mit den Waldbränden ums Leben gekommen. Der Mann kam in dem Örtchen Grotteria in der süditalienischen Region Kalabrien auf seinem Grundstück ums Leben, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Mittwoch berichtete. Binnen weniger Minuten hätten Flammen sein Haus umringt, so dass er nicht mehr entkommen konnte. «Ein weiteres Opfer der Brände», schrieb der Bürgermeister der Metropolregion Reggio Calabria im äussersten Süden Kalabriens, Giuseppe Falcomatà, auf Facebook.
Ende vergangener Woche starben ein Mann und eine Frau ebenfalls in Kalabrien im Zusammenhang mit den Bränden, als es auf ihrem Bauernhof brannte. «Wieder Flammen, wieder Gefahr, wieder unkalkulierbare Schäden, unsere Berge und unsere Hügel brennen weiter», schrieb Falcomatà.
Kalabrien zählt zu den derzeit am stärksten von Bränden betroffenen Gebieten Italiens. Die Feuer lodern vor allem im und um den Aspromonte Nationalpark, einem bei der Unesco wegen seiner einzigartigen Landschaft gelisteten Gebirgspark. Bürgermeister Falcomatà zufolge hält die Präfektur nun über ein Kommunikationszentrum mit den Bürgermeistern der umliegenden betroffenen Gemeinden Kontakt. Auch das Militär sei im Einsatz gegen die Flammen.
Zahl der Toten erhöht sich in Algerien
Die Zahl der Todesopfer durch die Waldbrände in Algerien ist auf 65 gestiegen. Unter den Opfern seien 28 Soldaten, berichtete das Staatsfernsehen des nordafrikanischen Mittelmeerlandes am Mittwoch. Die meisten Opfer gab es demnach im Verwaltungsbezirk Tizi Ouzou. Zwölf bei den Rettungseinsätzen schwer verletzte Soldaten schwebten in Lebensgefahr. Am Dienstag hatte die algerische Regierung noch von mindestens 42 Todesopfern, darunter 25 Soldaten, gesprochen.
Im Norden Algeriens waren nach Regierungsangaben seit Montag mehr als 70 Feuer ausgebrochen. Die meisten Brände wüteten in der Kabylei, einer stark bewaldeten Bergregion östlich der Hauptstadt Algier.
Die Waldbrände ereignen sich inmitten brütender Sommerhitze, die Wasserbestände werden knapp. Der wichtigste Staudamm der Region, Taksebt, ist praktisch ausgetrocknet. Algeriens Nachbarland Tunesien leidet derzeit ebenfalls unter einer Hitzewelle. Am anderen Ufer des Mittelmeers haben auch Griechenland und Italien mit anhaltender Hitze und gefährlichen Waldbränden zu kämpfen.
Italiens Feuerwehr kommt nicht zur Ruhe
In Italien kommt die Feuerwehr im Kampf gegen die Flammen nicht zur Ruhe. Die gesamte Nacht über rückten die Einsatzkräfte wegen Waldbränden im Süden und auf der Insel Sizilien Dutzende Male aus.
Am südöstlichen Rand des Naturschutzgebiets um das Madonie-Gebirge loderten mehrere Feuer in der Morgendämmerung am Horizont, wie ein Video der Feuerwehr am Mittwoch zeigte. Die Flammen gelangten auch die Nähe von Häusern oder frassen sich an meterhohen Bäumen hoch.
Die Feuerwehr hatte nach eigenen Angaben vom Mittwochvormittag mehr als 300 Waldbrandeinsätze in den zurückliegenden zwölf Stunden. Sieben Löschflugzeuge hätten frühmorgens wieder abgehoben. Besonders betroffen war zuletzt neben Sizilien auch die Region Kalabrien im äussersten Süden des italienischen Festlandes. Zehntausende Einsätze zählte die Feuerwehr bereits in diesem Jahr, weit mehr als im Vorjahr 2020, jedoch etwas weniger als im besonders schwierigen Waldbrandjahr 2017.
In Kalabrien bedrohen die Flammen vor allem den Aspromonte Nationalpark – ein bei der Unesco gelisteter Geopark. Im Zentrum des Parks schnitten die Flammen den Weg zu einer bei Pilgern um diese Jahreszeit beliebten Kirche ab, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Mittwoch berichtete. Dort steht die Marienstatue Madonna di Polsi – ein Heiligtum in der Gegend. Pilger, die schon auf dem Weg dorthin waren, mussten demnach wieder umkehren. Bereits am Dienstag hatte der Park-Präsident erneut mehr Hilfe im Kampf gegen die Flammen gefordert und vor eine Katastrophe gewarnt.
Am Mittwoch erwarteten die Behörden eine Hitzewelle für viele Teile Italiens. Besonders auf den grossen Inseln prognostizierten sie Temperaturen weit über 40 Grad Celsius. Das Brandrisiko besteht weiter durch die anhaltende Trockenheit und starke Winde. Brandstiftung gilt zudem in vielen Fällen als Ursache.
Lage in Griechenland entspannt sich leicht
In Griechenland hat sich die Lage bei den Grossbränden leicht entspannt. Auf der zweitgrössten griechischen Insel Euböa gab es am Mittwoch weiterhin viele, aber kleinere Brände. Weil die Rauchentwicklung nicht mehr so stark war, konnten die Löschflugzeuge und -helikopter am Morgen besser löschen, wie griechische Medien berichteten.
Noch am Dienstag waren in der Region 21 Dörfer evakuiert worden, weil die Flammen immer näher rückten. Einen Hoffnungsschimmer liefert nun das Wetter: Für den Abend sind auf der Insel Regenfälle angekündigt. Die Menschen hoffen, dass sie wirklich kommen und stark genug ausfallen.
Auf der Halbinsel Peloponnes wütet das Feuer ebenfalls weiter, doch auch dort hat sich die Lage am Mittwoch leicht entspannt, wie der griechische Feuerwehrchef Stefanos Kolokouris dem Fernsehsender Skai sagte. Das liege nicht zuletzt an den vielen internationalen Helfern, in der Region sind vor allem tschechische, britische und auch deutsche Kräfte.
Insgesamt sind in der Region 578 Feuerwehrleute mit 181 Fahrzeugen im Einsatz. Unterstützt werden sie von je sieben Löschflugzeugen und –helikoptern.
Die schwere Suche nach dem ersten Funken
Auch dieses Mal gibt es in Griechenland wieder Vermutungen, bei den Bränden könnte es sich um Brandstiftung handeln. Die Theorien stammen nicht etwa nur aus Facebook. Am Montag hat der Staatsanwalt des Obersten Gerichtshofs Ermittlungen eingeleitet: Die übermässige Anzahl der Brände sowie ihr zeitnaher Ausbruch begründe den Verdacht auf vorsätzliche organisierte Aktivitäten, erklärte Vassilis Pliotas.
Nur: Ähnliche Ermittlungen gab es bereits nach den gewaltigen Bränden 2007 auf der Halbinsel Peloponnes, bei denen Dutzende Menschen ums Leben kamen. Damals stellte sich heraus, dass eine ältere Frau im Garten Spiegeleier auf einer offenen Gasflamme gebraten und so den fatalen ersten Funken gezündet hatte.
Hartnäckig hält sich trotzdem der Mythos, die Brände würden etwa von Bodenspekulanten organisiert – oder von der Energieindustrie, die angeblich unzählige Windkrafträder aus dem Boden stampfen will. In Griechenland ist die Bebauung verbrannter Flächen jedoch verboten.
Bislang hat die Polizei gut zwei Dutzend mutmassliche Brandstifter festgesetzt. Darunter: Ein stadtbekannter Pyromane, der Mülltonnen anzündete, ein Drogenabhängiger, der mit Pyrotechnik hantierte sowie zwei Männer mit einem Benzinkanister, den sie nicht schlüssig erklären konnten. Es tauchte jedoch auch ein Video auf, das junge Männer zeigt, die Feuer legten – die Behörden ermitteln.
Pinien sind ein Brandfaktor
Das Ausmass der Brände in so weiten Gebieten lässt jedoch auch andere Schlüsse zu. So sind in Griechenland die vielen Pinien ein starker Brandfaktor: Brennt es einmal, explodieren die Zapfen der Bäume wie Handgranaten. Zudem treiben starke Sommerwinde die Funken voran und entzünden weit entfernt neue Flammen. So kann der Eindruck entstehen, die Feuer entflammten fast zeitgleich an mehreren Stellen.
Auch in der Türkei wird über die Ursachen spekuliert. Zumindest in Marmaris hatte das Feuer aber wohl einen banalen Hintergrund: Türkische Medien berichteten, zwei Zehnjährige hätten Bücher verbrannt. Die Kinder hätten zu Protokoll gegeben: «Die Flammen sind grösser geworden. Wir haben Colaflaschen mit Wasser gefüllt und versucht, sie zu löschen – sie gingen nicht aus. Dann sind wir weggelaufen.» In Bodrum wiederum wurden drei Menschen festgenommen, weil sie Zigarettenstummel aus dem Auto geworfen haben sollen.
Hat die PKK das Feuer gelegt?
Doch auch der Verdacht der Brandstiftung ist nicht ausgeräumt. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte kürzlich, Verdächtige mit Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK seien festgenommen worden. Auch Medien befeuerten die Theorie, dass zumindest hinter einem Teil der Brände die PKK stecken könnte.
Beweise dafür gibt es bislang nicht. Zwar habe die PKK in der Vergangenheit auch Anschläge durch Brandstiftung verübt, sie reklamiere diese aber in der Regel für sich, sagt Berkay Mandiraci, Analyst für die International Crisis Group in der Türkei. Bevor keine glaubwürdigen Beweise oder Bekennerschreiben vorlägen, könne man nicht wissen, ob die PKK in irgendeiner Weise mitverantwortlich sei.
In Italien nahm die Polizei in den vergangenen Tagen ebenfalls immer wieder mutmassliche Brandstifter fest. Teilweise wurden die Betreffenden den Beamten zufolge auf frischer Tat ertappt. Hinter vielen Bränden soll auch das organisierte Verbrechen stecken, die sogenannte Ecomafia. Die Verbrecher nutzen Brände auch als Druckmittel. Schon im Waldbrandjahr 2017 mutmassten Medien, dass die Mafia Feuer legt, wenn Eigentümer sich den erpresserischen Forderungen der Mafiosi nicht beugten – oder aber, um alle Arten von Müll zu vernichten.
SDA/AFP/red
Fehler gefunden?Jetzt melden.