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LiveWaldbrände in Südeuropa
+++ Flammenmeer bei St-Tropez vorerst gestoppt +++ Feuer in Griechenland teils unter Kontrolle

Das Wichtigste in Kürze:

  • Türkei, Griechenland, Italien und Spanien: In mehreren Ländern sorgen hohe Temperaturen für extreme Bedingungen.

  • Wegen der Trockenheit und starken Winden kommt es immer wieder zu Bränden.

  • Allein in der Türkei kamen wegen des Feuers acht Personen ums Leben.

  • Bereits mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden.

  • Unklar ist, wann die Hitze nachlassen wird.

Artikel zum Thema:

25 Soldaten sterben bei Einsätzen in Algerien

Bei Waldbränden in Algerien sind mindestens 42 Menschen ums Leben gekommen. Allein 25 Soldaten seien bei Rettungseinsätzen gestorben, teilte Präsident Abdelmadjid Tebboune am Dienstagabend bei Twitter mit. In der von Bränden besonders betroffenen Region Tizi Ouzo starben zudem sieben Zivilisten, wie die Zivilschutzbehörde des nordafrikanischen Landes meldete. Zwei weitere seien zudem schwer verletzt worden.

Den Soldaten sei aber es gelungen, mehr als 100 Menschen aus den lodernden Flammen in Tizi Ouzo sowie in der Region Bejaia östlich der Hauptstadt Algier zu befreien, schrieb Tebboune weiter.

A man runs as he flees a village near Tizi Ouzou some 100 km (62 miles) east of Algiers following wildfires in this mountainous region, Tuesday, Aug.10, 2021. Firefighters were battling a rash of fires in northern Algeria that have killed at least six people in the mountainous Kabyle region, the interior minister said Tuesday, accusing "criminal hands" for some of the blazes. (AP Photo/Fateh Guidoum)

Insgesamt seien in dem nordafrikanischen Land inzwischen 103 Brände in 17 Regionen ausgebrochen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf die zuständige Behörde für Wälder im Land. Alleine in Tizi Ouzou wüteten am Abend 22 Feuer.

Häuser dort seien in Schutt und Asche gelegt worden, berichteten lokale Medien. Hotels seien angewiesen worden, Menschen aufzunehmen, die ihre Häuser an die Flammen verloren haben. Aus der Hauptstadt sollten noch am Abend Lastwagen mit Zelten, Betten, Medizin und Lebensmitteln nach Tizi Ouzou rollen. Aus den anderen Regionen gab es zunächst keine Berichte über Tote oder Verletzte.

Der algerische Ministerpräsident Ayman Ben Abdel Rahman sagte dem Staatsfernsehen, dass die Brände absichtlich gelegt worden seien. In der Provinz Medea 80 Kilometer westlich von Algier wurden Medienberichten zufolge drei mutmassliche Brandstifter festgenommen. Viele Orte in Algerien melden in diesen Tagen Temperaturen von weit über 40 Grad. Die Hitzewelle soll vorerst anhalten.

Flammenfront auf der Peloponnes rund zehn Kilometer lang

Auf der griechischen Halbinsel Peloponnes sind die Waldbrände wieder ausser Kontrolle geraten. Am Dienstagabend war die Feuerfront in der Gemeinde Gortynia im Westen rund zehn Kilometer lang, berichteten griechischen Medien. Per Not-Sms wurden bisher 19 Dörfer evakuiert, im Ort Pirris brannten Häuser. Die Einsatzkräfte wurden noch in der Nacht ständig verstärkt, um Richtung Norden eine Barriere zu bilden, damit die Flammen sich nicht weiter in Richtung der Präfektur Ilia vorarbeiten können, wo auch das antike Olympia liegt. Winde erschwerten die Löscharbeiten.

Am Dienstagabend meldete die griechische Feuerwehr 54 neue Waldbrände binnen der vorhergegangenen 24 Stunden. Auch auf der zweitgrössten Insel Euböa blieb die Lage angespannt. Nachdem abends die Löschflugzeuge und- hubschrauber bei einbrechender Dunkelheit den Dienst einstellen mussten, entfachten die Brandherde am Boden stellenweise wieder stärker. Zuvor waren dort 14 Löschhubschrauber im Einsatz, um die fast 900 Einsatzkräfte am Boden zu verstärken. Vielfach handelt es sich bei den Feuerwehrleuten um internationale Helfer.

Für Mittwoch sagt der Wetterdienst mancherorts mehrstündige Regenfälle vorher, unter anderem in von Bränden betroffenen Teilen Euböas und der Peloponnes.

Nationalpark im Süden Italiens ruft weiter um Hilfe

Im Kampf gegen die Waldbrände in Italiens Süden ruft der Nationalpark Aspromonte weiter um Hilfe. Leider habe trotz der Appelle nur ein Löschflugzeug die Löscharbeiten in dem Naturschutzgebiet in Kalabrien an der italienischen Stiefelspitze unterstützt, erklärte Park-Präsident Leo Autelitano in der Nacht zu Dienstag. Es werde sofort weitere Hilfe benötigt.

Auf einer Karte des Waldbrand-Informationssystems Copernicus der EU waren mehrere Brände auf dem Gelände des Parks eingezeichnet. Das Gebiet um das Bergmassiv Aspromonte ist wegen seiner einzigartigen Lage und Landschaft unter den Global Geoparks der UNO-Kulturbehörde Unesco gelistet.

In Italien brennen derzeit zahlreiche Feuer in Wäldern, auf Feldern und teilweise an bewohnten Gegenden. Für Dienstag und Mittwoch sagten die Meteorologen ausserdem eine Hitzewelle für weite Teile Italiens voraus. Auf den grossen Inseln erwarteten die Experten teilweise bis zu 45 Grad Celsius. Das Waldbrandrisiko bleibt durch die anhaltenden Trockenheit und heisse Winde deshalb weiter hoch.

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Menschen fühlen sich von Regierung im Stich gelassen

Viele Menschen auf Euböa fühlen sich von der Regierung in Athen im Stich gelassen. Bürgermeister von der Insel werfen der Regierung vor, zu spät Löschflugzeuge nach Euböa geschickt zu haben, um erst einen grossen Waldbrand nördlich von Athen zu löschen.

Bei der Brandbekämpfung «wurden Fehler gemacht und wir müssen daraus die Lehren ziehen», sagte der Bürgermeister von Istiaia, Giannis Kotzias. «Griechenland darf niemals vergessen, was im Norden von Euböa passiert ist». Auch aus der Opposition kam massive Kritik am Krisenmanagement der Regierung.

«Wir haben es dennoch geschafft, diese Front unter Kontrolle zu bringen», sagte Kotzias. Vor allem die Helikopter hätten bei den Löscharbeiten am Montag «sehr geholfen». «Wenn wir das von Anfang an gemacht hätten, hätten wir diese Zerstörung verhindern können», meinte er.

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis entschuldigte sich am Montagabend bei seinen Landsleuten. «Ich bitte für mögliche Fehler um Entschuldigung», sagte er in einer Fernsehansprache. «Wir haben getan, was menschenmöglich war, aber in einigen Fällen war das nicht genug.» (Lesen Sie auch zum Thema: Der Zorn der Götter).

Greichenlands Premier Kyriakos Mitsotakis (M.) schaut sich in einem Krisengebiet die Zerstörung der Brände an.

Wälder auf Euböa brennen weiter

Auf der griechischen Insel Euböa versucht die Feuerwehr weiter verzweifelt, die Kleinstadt Istiaia vor den verheerenden Waldbränden zu schützen. Am Dienstagmorgen kämpften die Einsatzkräfte noch gegen mehrere Feuerfronten rund um die Stadt mit ihren 7000 Einwohnern. «Wir erwarten Unterstützung aus der Luft, aber wir wissen noch nicht, ob der Rauch die Flüge zulässt», sagte der Bürgermeister von Istiaia, Giannis Kotzias, im Fernsehsender ERT.

An der Strasse zur Ortschaft Kamatriades versuchten am Abend mehrere Dorfbewohner, eine Ausbreitung der Flammen zu verhindern. «Wenn das Feuer hier weiterkommt, ist es vorbei», sagte ein junger Mann.

Allmählich besteht Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation auf der zweitgrössten griechischen Insel. Zum einen ist so viel verbrannt, dass das Feuer stellenweise von allein erlischt, weil die Flammen keine Nahrung mehr finden. Zum anderen sind die meisten anderen Brände im Land mittlerweile unter Kontrolle, und die Einsatzkräfte können sich auf Euböa konzentrieren. Als weiterer positiver Faktor gilt, dass es am Dienstag in der Region keinen starken Wind gab, der die Flammen zusätzlich hätte anheizen können.

Grosser Kampf gegen das Feuer in der Nähe des Ortes Kamatriades im Norden der Insel Euböa.

Entspannung bei Bränden in der Süd-West-Türkei

Rund zwei Wochen nach Ausbruch der schlimmsten Brände seit mehr als zehn Jahren in der Türkei hat sich die Lage entspannt. In der südwesttürkischen Provinz Mugla war am Dienstag nach offiziellen Angaben noch ein Brand nicht unter Kontrolle. Dort erschwerten Hitze und starke Winde weiter die Löscharbeiten.

Seit Ende Juli waren in der Türkei mehr als 200 Brände ausgebrochen, etwa die Hälfte der 81 Provinzen waren betroffen. Besonders grosse Zerstörung hat das Feuer in den Küstenprovinzen Antalya und Mugla angerichtet.

Alleine in Mugla verbrannte lokalen Behörden zufolge mehr als 66 000 Hektar Land. Schätzungen zufolge wurden insgesamt etwa 150 000 Hektar Land (1500 Quadratkilometer) zerstört – eine Fläche fast drei mal so gross wie der Bodensee. Zur Brandursache wird weiter ermittelt.

Italiens Gesundheitsministerium warnt vor Hitzewelle

Urlauber und Bewohner in Italien müssen sich in den kommenden Tagen auf extreme Hitze einstellen. Für Dienstag und Mittwoch gab das Gesundheitsministerium am Montag für einige Teile Italiens die höchste Hitze-Stufe drei heraus.

epa09382998 Tourists during a hot day, in Rome, Italy, 31 July 2021. According to the Italian Ministry of Health, six Italian cities are on 'red alert' over the weekend due to heat waves with high temperatures. Strong thunderstorms are expected in northern Italy, especially in the regions of Piedmont, Lombardy and Trentino. EPA/Giuseppe Lami

Besonders schwitzen müssen die Menschen unter anderem an der Adriaküste in der Gegend um die Stadt Bari, in Rom und der umgebenden Region Latium, auf Sizilien um die Stadt Palermo und in Umbrien in Mittelitalien. Auf Sizilien und Sardinien rechnet der Katastrophenschutz mit teils bis zu 45 Grad Celsius.

Bei Stufe drei warnt das Gesundheitsministerium vor negativen Auswirkungen auf die Gesundheit sowohl von gesunden Menschen als auch von Risikogruppen, Älteren und Kleinkindern. Die Experten rieten deshalb zwischen 11.00 und 18.00 Uhr dazu, Hitze und die Sonne zu meiden, ebenso wie anstrengende Aktivitäten. Ausserdem empfahlen sie leichte Kleidung aus Naturfasern, Kopfbedeckung und Sonnencreme. Die Menschen sollten ausreichend Trinken, aber statt zu Bier oder Kaffee lieber zum Wasser greifen.

Das Wetter bereitet den Behörden auch wegen den andauernden Waldbrände im Süden und auf den grossen Inseln sorgen. Diese könnten sich wegen der Hitze gepaart mit der Trockenheit weiter ausbreiten.

Lesen und sehen Sie dazu auch: Der Kampf gegen die Flammen in Bildern.

Brandermittlungen an Italiens Adria-Küste nach Evakuierung

Nach der Evakuierung Hunderter Menschen in Campomarino Lido an der italienischen Adriaküste ermitteln die Behörden wegen Brandstiftung.

Es gebe einen starken Verdacht, dass es sich um eine geplante Aktion gehandelt habe, sagte der Präsident der Region Molise, Donato Toma, der Nachrichtenagentur Ansa am Montag. Es seien zu viele Brandausbrüche gewesen, so dass man an etwas Menschengemachtes denken könne.

Feuer hatten sich in der Adria-Stadt am Sonntag durch die Vegetation gefressen und dadurch Häuser, Hotels und Campingplätze bedroht. Auf Sizilien erwischte die Polizei der Nachrichtenagentur Adnkronos zufolge einen Brandstifter auf frischer Tat. Die Beamten nahmen den Mann in Cammarata, einer Stadt im Landesinneren Siziliens, fest.

Vor der nahenden Hitzewelle mit teils 40 bis 45 Grad Celsius auf den grossen Inseln in den kommenden Tagen warnte der italienische Katastrophenschutz die Bevölkerung vor Feuern. «Wenn Sie ein Feuer sehen, rufen Sie sofort die Feuerwehr», erklärte ein Mitarbeiter der Zivilschutzbehörde in einem Youtube-Video am Montag. Die Menschen sollten auf keinen Fall versuchen die Feuer zu löschen, sondern das Weite suchen. Brandbekämpfung sei sehr gefährlich. Die Behörde mahnte ausserdem, keine Zigarettenstummel wegzuwerfen, da sie wegen der Trockenheit leicht Brände entfachen können.

Waldbrände in Südwesttürkei: Wohngebiete ausser Gefahr

Die Lage in den von Waldbränden betroffenen Küstenregionen der Türkei hat sich lokalen Behörden zufolge entspannt.

Der Sprecher der stark betroffenen Gemeinde Milas, Umut Öztürk, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, in der Region seien die Brände weitestgehend unter Kontrolle. «Die Einsatzkräfte sind dabei, das Gelände abzukühlen.»

Forstminister Bekir Pakdemirli hatte am Sonntagabend noch von fünf unkontrollierten Bränden in der südwesttürkischen Provinz Mugla gesprochen, aber Entwarnung für Wohngebiete gegeben. Diese seien nicht mehr bedroht, sagte er.

Gebannt ist die Brandgefahr angesichts der anhaltenden Hitzewelle und Trockenheit aber noch nicht. «Bis zum Oktober besteht das Risiko weiterer Brände», warnte Doganay Tolunay, Forstingenieur an der Istanbul-Universität. Das Feuer habe so viel Zerstörung hinterlassen wie seit 1946 nicht mehr, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Damals seien in der Türkei 1650 Quadratkilometer Waldfläche verbrannt. Bei den aktuellen Bränden seien schätzungsweise 1500 Quadratkilometer Land zerstört worden – eine Fläche fast drei mal so gross wie der Bodensee.

Seit Beginn der Brände vor rund zwei Wochen kritisiert die Opposition das Krisenmanagement der Regierung, etwa, dass anfangs keine eigenen einsatzfähigen Löschflugzeuge zur Verfügung standen. Die Regierung weist die Kritik zurück. Zwischenzeitlich brannte es nach offiziellen Angaben in 47 von 81 Provinzen. Mehr als 200 Feuer wurden unter Kontrolle gebracht. Zur Brandursache wird weiter ermittelt.

Helfer aus 20 Nationen kämpfen in Griechenland gegen die Flammen

Immer mehr ausländische Helfer unterstützen die griechischen Kräfte im Kampf gegen die katastrophalen Waldbrände im Land. Stand Montagmorgen umfasste die Liste des griechischen Zivilschutzes 20 Nationen.

Während manche Staaten wie Rumänien, Israel, Kuwait, Serbien, die Ukraine und Moldawien Feuerwehrkräfte schickten, unterstützen andere zusätzlich mit Löschflugzeugen und Helikoptern – darunter die Schweiz, Frankreich, Kroatien, Schweden, Spanien und Ägypten.

Seit dem 8. August im Einsatz: Die Schweiz unterstützt mit drei Super Puma Helikoptern die Löscharbeiten der Waldbrände in Griechenland.

Kleinstadt Istiea auf Euböa von Waldbrand bedroht

Auf der griechischen Insel Euböa bedrohen die verheerenden Waldbrände die Kleinstadt Istiea. In der Nacht zum Montag kämpfte die Feuerwehr ohne Luftunterstützung im Vorort Monokaria, um ein Übergreifen auf die Stadt mit ihren rund 7000 Einwohnern zu verhindern, wie die Nachrichtenagentur ANA berichtete. Auch tagsüber hätten Löschflugzeuge und -helikopter allerdings «ernsthafte Schwierigkeiten» wegen des dichten Rauches und sehr eingeschränkter Sicht, sagte der stellvertretende Zivilschutzminister Nikos Hardalias.

Dutzende kleinere Ortschaften wurden nach und nach evakuiert. Die Dörfer Kamatriades und Galatsades südlich von Istiea waren am Montag die vorrangigen Einsatzgebiete der Feuerwehr. Denn «wenn das Feuer dort durchgeht, wird es in einem dichten Wald sein und schwer zu löschen», sagten die Einsatzkräfte laut Nachrichtenagentur ANA. Laut Hardalias sind insgesamt 17 Löschflugzeuge und -hubschrauber im Einsatz.

Der Minister hatte Einsatzkräfte und Bewohner der Insel bereits am Sonntag auf eine «weitere schwierige Nacht» eingestellt. Im Norden von Euböa wurden in den vergangenen Tagen bereits Hunderte Häuser und mindestens 35.000 Hektar Wald zerstört. Seit mittlerweile sieben Tagen wüten die Brände auf der zweitgrössten Insel Griechenlands. Steile Hänge und zerklüftetes Gelände erschweren die Löscharbeiten.

5 unkontrollierte Waldbrände in der Türkei

In der Türkei wurden noch fünf unkontrollierte Waldbrände gezählt. Im südwesttürkischen Mugla kämpften Einsatzkräfte und freiwillige Helfer weiter gegen die Flammen. Das Ausmass der Schäden wird immer grösser. Landesweit wurden laut Doganay Tolunay, Forstingenieur an der Istanbul-Universität, schätzungsweise mehr als 150'000 Hektar Land verbrannt, darunter Wald, Feld, Wiesen und ganze Dörfer – eine Fläche mehr als doppelt so gross wie der Bodensee.

Apokalyptische Szenen auf griechischer Insel

Die Lage wird immer bedrohlicher: Auf der griechischen Insel Euböa stehen auch am siebten Tag gewaltige Waldflächen in Flammen, die Brände breiten sich unkontrolliert aus.

Im Norden Euböas spielten sich in der Nacht zum Montag apokalyptische Szenen ab. Der Nordteil ist mittlerweile durch die unzähligen Grossfeuer fast vollständig vom Rest der Insel abgeschnitten, wie Satellitenbilder zeigen. Rettungskräfte, Freiwillige und Einwohner konnten die Flammen nicht in Schach halten, sondern wurden von ihnen Richtung Küste getrieben. Boote standen bereit, um Anwohner zu evakuieren – Tausende mussten die Insel bereits verlassen. Die Rauchwolken und der Feuerschein waren noch über 100 Kilometer weit auf dem Festland zu sehen. Auch auf der Halbinsel Peloponnes und auf Kreta toben weiterhin unkontrollierte Brände.

Personen versuchen einen Brand in einem rauchverhangenen Waldstück auf der griechischen Insel Euböa zu löschen.

Nächste Hitzewelle

Das Wetter erschwert die Situation in den Waldbrandregionen in den kommenden Tagen zusätzlich: Von Montag an beginnt in Südeuropa eine neue Hitzewelle, bei der die Temperaturen vielerorts auf über 40 Grad steigen. Hitzewellen werden auch Thema beim Weltklimarat (IPCC) sein, der an diesem Montag (10 Uhr) seinen neuen Bericht über den Wissenstand zur Klimaerwärmung vorlegt. Er will damit letzte Zweifel an der Verantwortung des Menschen für den Klimawandel ausräumen. In dem Bericht von 234 internationalen Experten geht es unter anderem um die Gefahr von Extremereignissen wie den jüngsten Hitzeperioden in Griechenland und der Türkei und den Überschwemmungen in Deutschland.

Italien: Hunderte Menschen an Adria-Küste evakuiert

Hunderte Bewohner und Touristen sind wegen Feuern um die italienische Adria-Gemeinde Campomarino aus ihren Unterkünften gebracht worden. Die Behörden evakuierten am Sonntag Hotels, Campingplätze und Wohnhäuser im Ortsteil Campomarino Lido am Meer, wie die Feuerwehr am Abend mitteilte. Mehr als 400 Menschen wurden demnach aus den Häusern geholt. Auf einem Video der Feuerwehr war zu sehen, wie dichter Qualm durch die Strassen zog und sich Flammen durch Büsche bis zu einem Café durchfrassen. Fotos zeigten Brände in der Nähe von Häusern.

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Der Feuerwehr zufolge waren ein Löschflugzeug und ein Helikopter im Einsatz, um die Flammen aus der Luft zu bekämpfen. Am Boden versuchten Feuerwehrleute, die Brände zu löschen. Campomarino liegt an der Adriaküste in der kleinen italienischen Region Molise, etwas mehr als 100 Kilometer südlich von Pescara. Von Verletzten berichtete die Feuerwehr zunächst nicht.

In Süditalien und auf den grossen Inseln Sizilien und Sardinien herrschen seit Tagen verheerende Waldbrände. Hitze, Trockenheit und Winde führen dazu, dass sich die Flammen schnell ausbreiten. Hinter vielen Feuern wird Brandstiftung vermutet.

«Wir haben kein Wasser!» – dramatische Szenen auf Euböa

Im Norden der Insel Euböa haben sich bei der Bekämpfung der Waldbrände am Sonntagabend dramatische Szenen abgespielt. Im Küstenort Pefki konnten Feuerwehr, Militär und Bürger den Flammen nichts mehr entgegensetzen, wie Fernsehbilder zeigten. «Wir haben kein Wasser!», riefen die Menschen und schleppten noch die letzten Tropfen aus Brunnen in Schubkarren und Eimern herbei, während die Löschzüge tanken fahren mussten.

Ältere Menschen wurden von Helfern zur Küste getragen, um von dort mit Booten gerettet zu werden. Auch Katzen und Hunde wurden am Ufer zusammengetrieben. Viele Häuser fingen Feuer, mancherorts versuchten die Menschen, Bäume neben den Gebäuden zu fällen, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Löschflugzeuge seien stundenlang nirgends zu sehen, berichtete der Sender Skai. Die Region ist in dichten Rauch gehüllt, Südostwind treibt die Flammenfront immer weiter in Richtung des nördlichsten Zipfels der Insel. Weite Teile der Gegend sind mittlerweile evakuiert.

Medien: Löschflugzeug in Griechenland notgelandet – Pilot wohlauf

Ein kleines griechisches Löschflugzeug vom Typ PZL ist am Sonntagabend wegen eines Motorschadens auf der Insel Zakynthos notgelandet. Der Pilot sei wohlauf, berichtete das griechische Staatsfernsehen (ERT) unter Berufung auf die Zivildienstzentrale in Athen. Er war bei den Löscharbeiten eines Feuers im Einsatz, das auf der Insel im Ionischen Meer ausgebrochen war.

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Die Löschflugzeuge sind in Griechenland seit mittlerweile mehr als sechs Tagen im Einsatz – solange es Tageslicht gibt. Nachts versuchen Techniker, die Maschinen wieder einsatzbereit zu machen, wie es in dem Bericht weiter hiess.

Unterdessen seien die Brände auf der Insel Euböa noch nicht unter Kontrolle. Die Feuer tobten am Sonntagabend auch auf der Halbinsel Peloponnes und in Dutzenden anderen Regionen Griechenlands.

Türkei: Neues Feuer nahe Flughafen ausgebrochen

Die Türkei kämpft schon den zwölften Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit mehr als zehn Jahren. Mindestens sechs Brände waren am Sonntag nach offiziellen Angaben noch nicht unter Kontrolle. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich vor allem auf die südwesttürkische Provinz Mugla. Dort brach am Sonntagnachmittag der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge ein weiteres Feuer in der Nähe des internationalen Flughafens Dalaman aus. Von einer Beeinträchtigung des Reiseverkehrs war zunächst nichts bekannt.

Die Einsatzkräfte konzentrierten sich vor allem auf die Provinz Mugla.

Winde erschwerten in Mugla die Löscharbeiten. Wegen des gebirgigen und abschüssigen Geländes können Fahrzeuge das stark bewaldete Gebiet vom Land aus zudem schlecht erreichen. Löschflugzeuge und Helikopter warfen immer wieder Wasser ab. Unterstützung kam unter anderem aus Spanien, Russland, Polen und der Ukraine.

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Süditalien: Nationalparks bedroht

In Süditalien bedrohen Feuer zunehmend Landwirtschaft und Naturschutzgebiete. «Ein weiteres Mal befinden sich die geschützten Naturareale im Klammergriff verheerender Brände», erklärte der Präsident des Verbands für Parks und Naturreservate Federparchi, Giampiero Sammuri. Betroffen seien der Aspromonte Nationalpark im süditalienischen Kalabrien und der Parco delle Madonie östlich der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Federparchi forderte, das Überwachungs- und Brandschutzsystem zu verbessern.

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Brände auf Euböa weiterhin ausser Kontrolle

Auf der griechischen Insel Euböa kämpfen nach wie vor rund 500 Feuerwehrleute verzweifelt gegen die verheerenden Waldbrände. Im Norden der Insel wurden in den vergangenen Tagen bereits Hunderte Häuser und mindestens 35'000 Hektar Wald zerstört.

Ein Feuerwehrsprecher sagte der Zeitung «Eleftheros Typos», die Hitze der Brände sei so extrem, «dass das Wasser aus den Schläuchen und aus den Löschflugzeugen verdunstet», bevor es die Flammen erreichen könne. Die Luft auf Euböa war am Sonntag von Asche und Rauch erfüllt. Rund 2000 Bewohner der Insel mussten bislang in Sicherheit gebracht werden.

Einwohner löschen mit dem Gartenschlauch

Kritik gab es an der aus Sicht der Inselbewohner mangelnden Unterstützung: «Ich habe schon keine Stimme mehr, so oft habe ich nach zusätzlichen Löschflugzeugen gefragt. Ich halte diese Situation einfach nicht mehr aus», sagte der Bürgermeister von Mantoudi, Giorgos Tsapourniotis, dem Sender Skai TV.

Viele Dörfer seien nur deshalb bisher von den Flammen verschont geblieben, weil Einwohner trotz Evakuierungsanordnung blieben und die Feuer mit dem Gartenschlauch in Schach hielten, berichtete Tsapourniotis. «Der Staat ist abwesend», sagte auch Jannis Selimis aus Gouves. «Wenn die Leute gehen, werden die Dörfer brennen. Wir sind allein in Gottes Hand.»

Anwohner auf der Insel Euböa widersetzen sich der Evakuierung und nehmen die Löscharbeiten selbst in die Hand.
Viele Einwohner Euböas sind verzweifelt.
Sie fühlen sich vom Staat im Stich gelassen. Laut dem Zivilschutzministerium sei aber die schlechte Sicht Schuld daran, dass der Einsatz von Löschflugzeugen behindert werde.

SDA/AFP/red